Süddeutsche Zeitung

Bild mit totem Tier:Giraffen-Jägerin empört das Netz

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Eine Jägerin aus den USA schießt eine Giraffe und legt sich für ein Foto lächelnd neben das tote Tier. Das Bild, das bereits vor fünf Jahren in Afrika entstand, sorgt jetzt für einen Shitstorm. Die Giraffentöterin verteidigt sich.

Rebecca Francis hat schon so ziemlich alles geschossen, was sich in der freien Wildbahn bewegt. Rehe, Hirsche, Elche, Gnus, Antilopen, Zebras und Bären - man kann die Bilder auf ihrem Blog sehen. Die blonde Frau und das tote Tier. Vor fünf Jahren gewann die 41-Jährige, die acht Kinder hat, die US-Reality-TV-Show "Extreme Huntress" - zu deutsch: extreme Jägerin. Das Wild tötet sie am liebsten mit einer Armbrust. Ihr Jagdrevier: praktisch die ganze Welt. Auf ihrer Website gibt es Bildergalerien aus Nordamerika, Alaska, Neuseeland und Afrika.

Irgendwo in Afrika wurde auch das Trophäenbild aufgenommen, das der Jägerin jetzt massiven Ärger im Netz einbringt. Es begann alles mit einem Tweet, den Ricky Gervais, der britische Schauspieler, Comedian und Schöpfer der bekannten Serie "The Office" vor drei Tagen absetzte.

Gervais empörte sich darüber, wie kaltschnäuzig lächelnd sich die "Extremjägerin" inszenierte. Sein Beitrag wurde inzwischen mehr als 27 000 Mal retweetet und Rebecca Francis wird im Netz mit hämischen Kommentaren überschüttet. Sogar Todesdrohungen soll sie mehreren Medienberichten zufolge erhalten haben.

Die provokante Pose vor einem großen Tier, das man selbst erlegt hat, wirkt wie aus der Zeit gefallen - der Schriftsteller und begeisterte Großwildjäger Ernest Hemingway gefiel sich darin, aber das war in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Der spanische König Juan Carlos hatte auch einmal Ärger, weil er inklusive weiblicher Begleitung, die nicht Königin Sofía war, auf Elefantenjagd in Botswana war, während sein Land mitten in der Schuldenkrise steckte. Der Vorfall ereignete sich zwar erst 2012, aber Juan Carlos ist ja ohnehin aus der Zeit gefallen, jedenfalls hat er inzwischen zugunsten seines Sohnes abgedankt.

"Ich bereue es keine einzige Sekunde"

Tierschützer stören sich nicht nur an den Trophäenbildern der Großwildjäger. Sie kritisieren vor allem, dass auch geschützte Arten abgeschossen werden. In vielen Ländern werden für diese Tiere Jagdlizenzen vergeben, obwohl ihr Bestand gefährdet ist. Anfang 2014 sorgte die Versteigerung einer Jagdlizenz für ein Spitzmaulnashorn in Namibia für Empörung. 350 000 US-Dollar zahlte ein Jäger damals dafür, eines der stark bedrohten Tiere abschießen zu dürfen. Eine Giraffe zu töten, ist einem Bericht der Daily Mail zufolge deutlich günstiger und kostet etwa 3000 Euro.

Was Tierschützer für pervers halten, ist für einige Jäger ein Beitrag zur Arterhaltung. Das Abschießen einzelner Tiere sei meist eine Maßnahme zum Schutz von Artgenossen, so die Jäger-Lobby. In Südafrika ist das Abschießen von Elefanten im Krüger-Nationalpark inzwischen wieder erlaubt - die Population war so stark gewachsen, dass die Politik das Gleichgewicht der Natur in dem Reservat bedroht sah.

Rebecca Francis wählte im Fall der Giraffe ein anderes Argument: Sie habe auf Verlangen getötet. Über ein Statement auf der Facebook-Seite vom HuntingLife.com, auf der sich Hobby-Jäger zusammengeschlossen haben, verteidigt sich die Jägerin gegen Kritik. Eigentlich habe sie nie vorgehabt, eine Giraffe zu töten, aber bei dem Vorfall vor fünf Jahren habe es sich um "besondere Umstände" gehandelt. Dorfbewohner hätten sie gebeten, das Tier zu erlegen, das "von einem jüngeren und stärkeren Bullen aus der Herde ausgestoßen wurde und ohnehin dem Tod sehr nahe" gewesen sei.

Die Wahl sei gewesen, das Tier entweder verenden zu lassen oder es zu töten und mit dem Fleisch die Dorfbewohner satt zu machen. Jedes Teil des Tieres sei verwertet worden, sogar aus dem Schwanz habe man Schmuck hergestellt. "Ich bin glücklich, Teil einer solch guten Sache zu sein und bereue es keine einzige Sekunde", so die Jägerin.

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