Süddeutsche Zeitung

Berlin:Nachtclub-König Rolf Eden ist tot

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Vielen galt er als Deutschlands letzter Playboy, er prägte das Nachtleben seiner Heimat, in die er nach dem Krieg zurückkehrte. Nun ist er im Alter von 92 Jahren gestorben, wie seine Familie mitteilt.

Die einstige Berliner Nachtlebengröße Rolf Eden ist tot. Er sei im Alter von 92 Jahren gestorben, teilte seine Familie mit: "Mit Rolf Eden verliert auch Berlin eine Ikone seiner Zeit und er liebte und veränderte diese Stadt wie kein anderer." Eden war vor allem in den Sechziger- und Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhundert ein sehr erfolgreicher Berliner Nachtclub- und Immobilienbesitzer. Bekannt aber war er nicht zuletzt für seine Selbstinszenierung als Playboy.

"Ich schlafe doch nicht zweimal mit der gleichen Frau" - für solche Sprüche stand Eden. Er soll Frauen mit Komplimenten und Geschenken überhäuft haben - und sie doch nie darüber getäuscht haben, dass sie nur jeweils eine von sehr vielen waren. Die Schauspielerin Ursula Buchfellner, die mehrere Jahre mit ihm liiert war, berichtete einmal, Eden habe ihr noch am Tag der Trennung einen wertvollen Ring geschenkt. So viel Großzügigkeit habe sie nie wieder erlebt.

Geboren wurde Eden, der eigentlich Rolf Sigmund Sostheim hieß, im Jahr 1930 als Sohn einer jüdischen Familie in Berlin. Sie floh drei Jahre später vor den Nationalsozialisten nach Palästina. Dass seine Eltern so klug gewesen seien und Deutschland schon 1933 verlassen hätten, sei ein Glück gewesen, sagte Eden später einmal. Als junger Mann kämpfte er im Israelischen Unabhängigkeitskrieg, von den 1200 Front-Soldaten seiner Einheit überlebten nur 400. Nach dem Krieg wohnte er zunächst in Paris und kehrte dann nach Berlin zurück. 1957 eröffnete er in der Frontstadt des Kalten Krieges seinen ersten Nachtclub.

Mit seinen Clubs beeinflusste er das West-Berliner Nachtleben, er soll mit den Rolling Stones gefeiert und mit Ella Fitzgerald getanzt haben. Am bekanntesten war das "Big Eden" am Kurfürstendamm - auch bei den vielen Schülern, die es in den Achtzigerjahren auf Klassenfahrt besuchten. Die Clubs hat Eden später verkauft.

Filmemacher Peter Dörfler dokumentierte sein bewegtes Leben im Film "The Big Eden" - er lief bei der Berlinale 2011. Rolf Eden sagte darin über sich selbst, er sei beides: Playboy und Geschäftsmann. Bekannt war er für seine weißen Jacketts und seine blonden Haare. Ein Stadtmagazin kürte ihn mal zum "peinlichsten Berliner". Das sei doch eine Riesenehre, er finde das sehr gut, sagte Eden im Trailer zum Film. Im Alter von 82 Jahren hatte er seine Biografie vorgelegt. Ihr Titel lautete: "Immer nur Glück gehabt. Wie ich Deutschlands bekanntester Playboy wurde".

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