Süddeutsche Zeitung

Ballons statt Tauben:Die Nena-Masche des Papstes

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Möwenattacke am Petersplatz

Neben dem Ölzweig ist die Taube das eine universelle Friedenssymbol. Dass die katholische Kirche, für die der Vogel obendrein noch den Heiligen Geist verkörpert, immer im Januar ein Paar weiße Tauben als Friedensgeste in den Himmel steigen ließ, ist also durchaus passend. Dass es ein paar niedliche Kinder waren, die diese niedlichen Tiere vom Fenster des Papst-Arbeitszimmers im Vatikan in den Himmel schickten, machte den von Johannes Paul II. initiierten Brauch zu einem völlig unverfänglichen kleinen Wohlfühlspektakel für alle Katholiken.

Bis zum vergangenen Jahr. Am 26. Januar 2014 kaperten eine Krähe und eine Möwe einfach die Symbolsprache des Papstes und attackierten die zwei geflügelten Friedensstifter. Die eine Taube konnte sich aus den Krallen der Möwe befreien und verlor dabei etliche Federn, auf den anderen Vogel jedoch hackte die Krähe immer wieder ein.

Tierschützer sprachen von "Todesstrafe"

Was mit den Angegriffenen schlussendlich geschah, ist nicht bekannt. Fest steht: Als Metapher vermittelte der Vorfall eine ganz andere Botschaft als die Beabsichtigte und rief sogar Tierschützer auf den Plan. Eine Organisation verglich den Brauch gar mit dem Verhängen einer "Todesstrafe".

Offenbar wollte man ein ähnliches Desaster im Vatikan in diesem Jahr vermeiden: Beim Angelusgebet am Sonntag ließen die Kinder statt Tauben Luftballons aufsteigen. "Diese Ballons drücken Frieden aus", erklärte der Papst noch einmal, was seit Nenas Friedenshymne eigentlich zum Allgemeinwissen gehört. Ist der Papst am Ende ein heimlicher Fan der deutschen Sängerin?

Eine offizielle Begründung für die Abwandlung des Brauchs gibt es nicht - aber ein Zusammenhang mit dem Zwischenfall vom vergangenen Jahr liegt nahe. Denn selbst, falls diese Friedenssymbole attackiert worden wären (was nicht geschah): Blut wäre diesmal keinesfalls geflossen.

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