Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Flieg, Amelia, flieg!

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Eine Henne aus dem US-Bundesstaat Vermont wird nach einem kleinen Ausflug von ihren Besitzern nach einer berühmten amerikanischen Feministin benannt. Ist das eine gute Idee?

Von Martin Zips

Zuletzt war ja zu lesen, dass es gar keine gute Sache für den internationalen Feminismus ist, wenn Feministinnen Feministinnen öffentlich brüskieren. Das stimmt! Leider ist es an dieser Stelle gar nicht leicht zu klären, wie feministisch die Besitzerinnen oder Besitzer jener Henne sind, welche gerade noch "Bug" hieß, nun aber in "Amelia" (nach Amelia Earhart) umbenannt wurde. Amelia Earhart (1897-1937), das ist klar, war eine weltbekannte, heute noch sehr angesehene Feministin.

Wie kam es zu der Umbenennung? Die Henne, die gerade noch "Bug" hieß, war im US-Bundesstaat Vermont auf einen Pick-up gehüpft und von ihrer Farm verschwunden. 20 Kilometer entfernt wurde sie, laut einem lokalen TV-Sender, von einer Frau namens Lo Fasano entdeckt, welche über Facebook die Herkunft des Tieres klärte und seine Rückführung einleitete. Nun ist die Henne wieder daheim und wurde, wie gesagt, nach Amelia Earhart benannt.

Earhart war die erste Frau, die zunächst als Passagierin und später als Pilotin den Atlantik ohne Zwischenstopp überflog. Eine tolle Frau! Mutig, engagiert, links, pazifistisch, feministisch und unfassbar cool. Unzählige Filme, Lieder, ja sogar Lego- und Barbie-Puppen wurden nach ihr benannt. Womit wir allerdings bei der Frage wären, ob es sich bei Lego- und Barbie-Figuren sowie Hennen aus Vermont um wirklich geeignete Namensträgerinnen zur Würdigung großartiger Vertreterinnen des internationalen Feminismus handelt, oder ob nicht auch (sicher ehrenwerte) Bestrebungen wie beispielsweise die der früheren deutschen Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, ihren Dackel "Dr. Martin Luther" zu nennen, generell doch eher abzulehnen sind.

Die Antwort des Feministen in uns: Ja. So etwas ist abzulehnen. Zumindest bei doofen Dackeln.

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