Süddeutsche Zeitung

Wolfratshausen:Ortstermin am Industriegleis

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Landratsamt, Polizei und Eisenbahnbundesamt fahren das Industriegleis nach Geretsried ab. Sie sollen feststellen, ob zusätzliche Warnschilder nötig sind.

Matthias Köpf

Spätestens seit einer Landtagspetition aus Wolfratshausen und einer Gegenpetition aus Geretsried ist das Industriegleis, das die Städte verbindet, im Sommer auch zum Thema nachbarschaftlicher Streitigkeiten geworden. An diesem Mittwoch werden Vertreter beider Stadtverwaltungen sowie des Landratsamts, der Polizei und des Eisenbahnbundesamts die Trasse abfahren und auf ihre Sicherheit hin überprüfen. Dass dies zu einer üppigeren Beschilderung der verschiedenen Bahnübergänge führen wird, ist jedoch keineswegs gewiss.

Zwar hat die Stadt Geretsried, die auch auf Wolfratshauser Gebiet Eigentümerin des Industriegleises ist, zuletzt einige Warnschilder aufstellen lassen, um die Wolfratshauser Sicherheitsbedenken zu zerstreuen. Dies ist ihr jedoch zumindest bei Heinz Wensauer nicht gelungen. Wensauer hatte die Wolfratshauser Petition formuliert und für seinen Vorstoß die Unterstützung nahezu aller politischen Gruppen in Wolfratshausen mit Ausnahme der SPD eingeworben.

Hinter den vorgetragenen Sicherheitsbedenken stand dabei die Hoffnung, mit dem geforderten Verzicht auf das Industriegleis auch den ungeliebten Bahnübergang an der Sauerlacher Straße abzuschaffen, auf den sich in Wolfratshausen die Kritik an der geplanten S 7-Verlängerung konzentriert. Diesen Zusammenhang hatte auch der Verkehrsausschuss des Landtags hergestellt, die Petition auch als Vorstoß gegen die S 7-Verlängerung interpretiert und sie einstimmig abgelehnt. Stattdessen stellte sich das Gremium hinter eine eilig eingereichte Gegenpetition aus Geretsried, die ausdrücklich den Erhalt des Industriegleises zum Ziel hatte.

Dass das Industriegleis nun erstmals einer förmlichen "Verkehrsschau" aller einschlägigen Ämter unterzogen wird, wertet Wensauer als Teilerfolg seiner Petition. Wenn die Behörden plötzlich solchen Fleiß an den Tag legten, dann werde das schon seine Gründe haben, mutmaßt der Wolfratshauser. Schließlich werde auf dem Gleis nicht Limonade transportiert, sondern Flüssiggas und äußerst brennbare und explosive Chemikalien. Aus seiner Sicht ist die Trasse auch nach der Nachbesserung vor einigen Wochen nicht ausreichend beschildert. "Für mich sind die nicht in der Lage, so ein Industriegleis zu führen", sagt er über die Stadt Geretsried und betont zugleich, nicht gegen die Nachbarstadt zu haben.

Wensauer soll am Mittwoch Gelegenheit erhalten, seine Bedenken noch einmal vorzutragen, sagt Georg Fischhaber, der im Landratsamt für Verkehrsfragen zuständig ist und die Verkehrsschau organisiert. Er wolle den beteiligten Behörden nicht vorgreifen, sagt Fischhaber, deutet aber zugleich an, dass insbesondere das Eisenbahnbundesamt eher dazu neige, einige Warnschilder abzubauen statt neue aufzustellen. Demnach bleiben die Gefahrgut-Züge etwa vor dem Übergang an der Schießstättstraße in Wolfratshausen immer stehen.

Dann schalten zwei Mitarbeiter die Ampel für die Autos auf Rot und sichern die Kreuzung mit Fahnen. Angesichts dieser Vorkehrungen seien Warntafeln oder Andreaskreuze zumindest an dieser Stelle völlig unnötig, referiert Fischhaber die Haltung des Eisenbahnbundesamts. Noch vor dem Industriegleis werden die Behörden die Bahnübergänge entlang der S7 -Trasse zwischen Irschenhausen und Wolfratshausen überprüfen.

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SZ vom 13.11.2012
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