Surfen:Kalifornien, Hawaii, Wolfratshausen
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Der Weg für die Welle an der Weidachmühle ist frei: Das Rathaus genehmigt 100 000 Euro. Auf die Initiatoren Stefanie und Marcus Kastner kommt viel Arbeit zu.
Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen
Das beschauliche Wolfratshausen könnte bald in einem Atemzug mit Kalifornien, Hawaii und München genannt werden - von den Wellenreitern dieser Welt. Denn der Weg für eine stehende Surfwelle am Kanal der Weidachmühle in Wolfratshausen ist frei: Der Kulturausschuss hat am Donnerstag einstimmig einen städtischen Zuschuss von 100 000 Euro für die Errichtung der Welle im Haushaltsplan 2017 empfohlen. Die Zusage ist Bedingung für einen Förderantrag beim Leader-Programm der EU für Entwicklung im ländlichen Raum. Das würde die Hälfte der Gesamtkosten von 320 000 Euro übernehmen. Die übrigen 60 000 Euro sollen aus Spenden finanziert werden.
Die Surfwelle an der Weidachmühle ist bereits seit drei Jahren im Gespräch. Schließlich sind die Bedingungen dafür gegeben: Kurz bevor der Unterwasserkanal des Kraftwerks wieder in die Loisach mündet, fließt das Wasser dort über eine natürliche Rampe. Dass dort eine stehende Surfwelle wie am Münchner Eisbach technisch realisierbar ist, hat eine Machbarkeitsstudie bereits gezeigt. Laut den Initiatoren des Projekts, Stefanie und Marcus Kastner, sind die Bedingungen ideal, um eine bis zu acht Meter breite Welle zu erschaffen - wenn genug Wasser vorhanden ist. Die Frage war lange offen, weil der Kraftwerkbetreiber dazu Wasser von seinen leistungsstärkeren Turbinen oberhalb der Weidachmühle ableiten muss. Nach vielen Gesprächen hat sich die Betreibergesellschaft Franz Einsiedel GbR nun bereit dazu erklärt - gegen Ausgleichszahlungen von zehn Euro pro Surfstunde. Die Initiatoren, die für den Betrieb den Verein "Surfing Wolfratshausen" gründen wollen, möchten die Surfwelle zunächst von April bis Oktober an vier Tagen pro Woche laufen lassen, jeweils zwölf Stunden lang. Die Gebühren - zirka 13 400 Euro im Jahr - soll der Verein tragen, über Mitgliedsbeiträge, Spenden oder auch einen Unkostenbeitrag der Surfer.
Wenn der Stadtrat dem Zuschuss am Dienstag zustimmt, kann das Projekt endlich ernsthaft angetrieben werden. Dass die Surfwelle eine wünschenswerte Attraktion für die Wolfratshausen wäre, hatte der Stadtrat schon 2014 bekräftigt, als er die Mittel von 100 000 Euro erstmals im Haushalt zusicherte. Das Projekt hat sich in der Folge jedoch verzögert. Im Februar 2016 fiel der Zuschuss dem Einsparprogramm zum Opfer - wurde jedoch lediglich auf 2017 verschoben.
Die Stadträte im Kulturausschuss beurteilten die Wolfratshauser Welle dann auch durchweg positiv. Sie sei ein "hervorragendes, innovatives und modernes Projekt", sagte Ulrike Krischke (BVW), das noch dazu aus der Bürgerschaft komme. Renate Tilke (CSU) verwies auf die "hervorragenden Voraussetzungen, die nicht jede Stadt hat". Deshalb sei es an der Zeit, den Startschuss für das Projekt zu geben. Surfen sei kein Modesport, sondern bestehe seit Jahrzehnten. "Es gibt immer mehr Anhänger, nicht nur in München." Das hatte im vergangenen Sommer bereits eine Umfrage bewiesen, die die Initiatoren mit der Stadt umgesetzt hatten: Von den 2500 Teilnehmern wollten 60 Prozent das Surfen auf dem Kanal einmal ausprobieren, fast 20 Prozent fanden die Welle "super".
Die Initiatoren freuen sich über das "positive Signal" aus dem Ausschuss. Stefanie Kastner verweist jedoch auf die Stadtratssitzung am Dienstag. "Bevor der Schritt nicht getan ist, gibt es keinen Grund zum Jubeln." Doch auch wenn der Stadtrat zustimmt, haben Kastner und ihr Mann noch viel Arbeit vor sich. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) betonte, dass die Zusage "kein Blanko-Scheck" sei, sondern erst einmal nötig, um die EU-Förderung zu beantragen. "Dann müssen wir erst einmal den Verein gründen", sagt Kastner - und viele offene Fragen klären. Unter anderem brauche es unbedingt ein juristisches Gutachten zum Haftungsrecht. Dass die Welle schon 2017 stehen könnte, hält Kastner angesichts der anstehenden Aufgaben jedenfalls eher für "sportlich".