Süddeutsche Zeitung

Disco im Gewerbegebiet geplant:Abhotten in Penzberg

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Bald könnte es in Penzberg wieder mehr Nachtleben geben. Der Bauausschuss hat dem Antrag für ein neues Gewerbegebäude mit Discothek zugestimmt. Auch Start-ups und kleine Unternehmen sollen in dem neuen Komplex unterkommen.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Legendär waren die Zeiten in den Achtzigern und frühen Neunzigern, als die Diskothek "Visage" Menschen aus nah und fern nach Penzberg lockte. Sogar aus München kamen sie hinaus aufs Land, um in dem Tanzclub an der Philippstraße abzufeiern. Diese glorreichen Tage sind längst passé. Doch mit dem Feiern zu Musik könnte es bald wieder etwas werden in Penzberg. Dem Bauausschuss lag der Bauantrag für ein Gewerbegebäude an der Dr.-Gotthilf-Näher-Straße vor - samt Gastronomie und Versammlungsstätte. Bei Letzterem handelt es sich um eine Disco, in der maximal 400 Personen finden Platz sollen. Das Gremium war von dem Projekt begeistert. Denn um das Nachtleben in der Stadt steht es nicht zum Besten.

2018 hatten die Bürger für Penzberg (BfP) den Antrag gestellt, dass der Neubau einer Diskothek auf dem Edeka-Areal möglich gemacht werden sollte. Daraus wurde nichts, weil sich der Stadtrat doch noch dazu entschloss, Supermärkte und Wohnbebauung auf dem Gelände zuzulassen. Etwa eineinhalb Jahre davor hatte das Jugendparlament den Wunsch nach einer Disco geäußert. Und auch die CSU forderte eine solche Versammlungsstätte. Als Standort war die Bichler Straße im Gespräch. Das Vorhaben scheiterte sowohl wegen Lärmschutz-Vorgaben als auch schlicht und ergreifend, weil kein Betreiber gefunden wurde.

Nun wagt sich ein Investor an das Projekt. Es handelt sich wohl um die AI Real Invest GmbH aus Putzbrunn. Sie plant auf einem Grundstück im Gewerbezentrum Seeshaupter Straße/Westtangente einen Büro- und Gewerbekomplex für Handwerk- und Kleinbetriebe, Start-ups und Unternehmen aus dem Bereich Forschung und Entwicklung. Geparkt wird in einer Tiefgarage. Als Ergänzung soll es in einem der drei Gebäudeteile im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss eine Gastronomie geben. Das Restaurant oder Steak-House ist etwa 160 Quadratmeter groß. Hinzu kommen eine Dachterrasse mit circa 80 Quadratmetern und eine Freischankfläche mit 150 Quadratmetern. Zehn Angestellte sind in den Plänen vorgesehen.

"Ein super Anfang" für mehr Nachtleben

Im Untergeschoss ist der Tanzclub (247 Quadratmeter) situiert. Discos sind in Gewerbegebieten nur ausnahmsweise zulässig. Aber die abgeschiedene Lage im Stadtgebiet und die gute Verkehrsanbindung sprächen für eine Genehmigung, sagte Stadtbaumeister Justus Klement. Der Bauausschuss schloss sich seiner Meinung an. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) sagte auf Nachfrage, der Investor habe zugesagt, einen "gescheiten Betreiber" für die Disco zu suchen. Etwa zwölf Angestellte sollen dort arbeiten.

Mehr Bauchschmerzen hat der Bauausschuss wegen der geplanten Betriebswohnungen, auch für sie bedarf es einer Ausnahmegenehmigung. Die Geschossfläche der insgesamt neun Gewerbeeinheiten liegt bei gut 4.600 Quadratmetern. Ihnen zugeordnet sind ebenfalls neun Wohneinheiten zwischen etwa 42 und 69 Quadratmetern. Um sicherzugehen, dass aus diesen eher kleinen Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen nicht irgendwann große Lofts entstehen, sollen sie über Grunddienstbarkeiten gesichert werden. Das hatte das Landratsamt Weilheim-Schongau als Genehmigungsbehörde zur Bedingung gemacht. Weil es sich um Betriebswohnungen handelt, bittet der Bauwerber darum, keinen Spielplatz errichten zu müssen. Auch das gewährte der Bauausschuss, allerdings gegen die Zahlung einer Ablöse. Das Geld wird auf Vorschlag von Maria Probst (CSU) zweckgebunden für die Sanierung anderer Spielplätze im Stadtgebiet verwendet.

"Die Jugend wird das riesig freuen", sagte Armin Jabs (BfP). Jack Eberl (Freie Lokalpolitik Penzberg) war ebenso angetan vom Projekt, gab allerdings zu bedenken, dass der Erfolg der Disco mit dem Betreiber stehe und falle. "Aber es ist ein super Anfang." Positiv nahm der Bauausschuss zudem auf, dass es in Penzberg dann auch kleinere Gewerbeeinheiten geben wird. Der Bedarf sei da, hieß es.

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