Süddeutsche Zeitung

Umstrittenes Projekt:Geld für Fraunhofer-Tagungshaus bewilligt

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Der Haushaltsausschuss des Landtags gibt vier Millionen Euro für das Zentrum im Kloster Benediktbeuern frei. Ein Bauprojekt, das nicht unumstritten ist.

Ingrid Hügenell

Der Haushaltsausschuss des bayerischen Landtags hat am Donnerstag vier Millionen Euro Zuschuss für den Bau des Tagungs- und Veranstaltungszentrums freigegeben, das die Fraunhofer Gesellschaft im Kloster Benediktbeuern errichten will. Es soll den Namen "Netz-Wert-Zentrum" tragen und insgesamt rund acht Millionen Euro kosten. Die anderen vier Millionen Euro kommen vom Bund.

Das Zentrum soll laut Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums der zentrale Anlaufpunkt für Tagungen und Klausuren der Fraunhofer Gesellschaft werden. Dass nun der Haushaltsausschuss die Hälfte der Mittel bewilligt hat, heißt laut Bürgermeister Georg Rauchenberger nicht, dass auch wirklich bald gebaut werden kann. Denn noch sei der nötige Bebauungsplan nicht rechtskräftig, sagte er gestern auf Anfrage.

Das Projekt ist nicht unumstritten. Kloster und politische Gemeinde befürworten die Pläne. Das Landesdenkmalamt aber fürchtet, das Gebäude, das südlich des Klosters errichtet werden soll, könnte das historisch bedeutsame und in seiner Gesamtwirkung ungewöhnlich gut erhaltene Ensemble des Klosters beeinträchtigen.

Nun habe es ein Spitzengespräch zwischen Generalkonservator Egon Johannes Greipl und dem Fraunhofer-Präsidenten Hans-Jörg Bullinger gegeben. "Die Positionen haben sich angenähert", sagt Rauchenberger. Fraunhofer-Pressesprecher Franz Miller bestätigt das: "Es gibt einen Kompromiss, man hat sich geeinigt." Die Planung solle verkleinert, der Standort aber beibehalten werden. Das Tagungshaus solle 2016 fertig werden, sagte Miller.

Alternativstandorte, die die Denkmalschützer vorgeschlagen hätten, kämen für die Gemeinde nicht infrage, sagt Rauchenberger. Denn diese lägen alle östlich des Bahngleises auf Flächen, die die Gemeinde dauerhaft freihalten wolle. So ist es auch im Flächennutzungsplan festgehalten.

Die Fraunhofer Gesellschaft hat im Kloster bereits das Europäische Kompetenzzentrum für energetische Altbausanierung und Denkmalpflege eingerichtet. Zu Benediktbeuern hat die Gesellschaft insofern ein besonderes Verhältnis, als Joseph von Fraunhofer im Kloster eine Glashütte und eine Werkstatt hatte und dort das Sonnenprisma entdeckte. Die alte Glashütte ist heute ein kleines Museum. Es liegt direkt gegenüber dem Standort für das Tagungshaus, nur durch eine Straße und eine Mauer davon getrennt.

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SZ vom 10.03.2012
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