Süddeutsche Zeitung

Streit um Flüchtlinge:Bürgermeister übt scharfe Kritik an Disco "Brucklyn"

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Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Josef Janker ist ein Bürgermeister, der seine Botschaften gerne in eine bajuwarisch-joviale Sprache verpackt. Als der Landkreis das Hotel Jodquellenhof an der Stadt vorbei mit Asylbewerbern belegte, passte ihm das gar nicht. Er fürchtete um die Pläne der Stadt für das Kurviertel, doch ein Wort des Zorns kam ihm öffentlich nicht über die Lippen. Von daher ist es ungewöhnlich, wenn der Tölzer Rathauschef die beiden Betreiber des Diskothek "Brucklyn" nach dem Eklat um die Flüchtlinge die Leviten liest. Das gilt vor allem für ihren Hilferuf auf Facebook, was sie nun unternehmen sollen. "Sehr ungeschickt, so was zu posten", sagt Janker.

Bitte jemand in dem sozialen Netzwerk nach einer Lösung, wie er seinen Betrieb führe soll, müsse er gewärtig sein, welche Kommentare er sich damit einhandle. "Stellen Sie sich mal vor, wenn ich als Bürgermeister auf Facebook von Fall zu Fall frage: Leute, was soll ich tun", sagt Janker.

Hausverbot muss gerechtfertigt sein

Für den Bürgermeister ist der Auftritt auf Facebook völlig unnötig. Wenn Gäste vor der Damentoilette stünden und Frauen anmachten, sei die Sache für den Wirt doch klar: "Dann gehe ich hin und sage ihnen: Schleicht's euch." Und wenn jemand einer Angestellten 20 Euro für Liebesdienst anbiete, "dann gehe ich zur Polizei". Außerdem habe jeder Gastronom das Rechtsmittel, ein Hausverbot zu erteilen. Sofern dies gerechtfertigt ist. "Wenn ich ohne Grund den Einlass verwehre, dann werde ich natürlich ans Kreuz genagelt."

Das Argument der Disco-Geschäftsführer, eine hohe Zahl an Asylbewerbern vertreibe zahlungskräftigere Deutsche und schädige so das Geschäft, hält Janker für "nicht verifizierbar, nicht greifbar". Das könne schon sein, aber "jedes Unternehmen muss selbst schauen, wie es bei ihm funktioniert".

Wirtsprecher zeigt Verständnis

Mehr Verständnis äußert Wirtesprecher Peter Frech, der das "Jailhouse" am Moraltpark führt. "Wenn der Laden voll ist, ist er voll, da kommt kein normaler Gast mehr." Bad Tölz sei schließlich nicht München, das eine weit größere Auswahl zu bieten habe. Im "Jailhouse" verkehren kaum Flüchtlinge. Als Leiter eines Securitydienstes merkt Frech an, dass auch der Alkoholkonsum eine Rolle spielen könne, wenn sich ein Asylbewerber daneben benimmt. "Bei uns wächst jeder zweite Bauernbub mit einer Halben Bier auf, die sind das nicht gewohnt."

Dem widerspricht Janker energisch. Bekomme ein Flüchtling deshalb nur Limonade, "ist das diskriminierend", sagt er. Auf bajuwarisch-kernige Art fügt er noch eine Botschaft hinzu: "Limo wäre für manche Deutschen auch besser."

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Quelle:
SZ vom 12.11.2015
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