Süddeutsche Zeitung

Projekt "Wohnzimmer Rathauspassage":Eine Schatzkammer für Jung und Alt

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Die Penzberger Stadtbücherei leiht nicht nur Bücher oder Spiele aus. Auch wer einen Akkuschrauber braucht, ist dort genau richtig.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Ein Kinderzimmer in der Rathauspassage - das ist nur eines der Projekte, mit dem die Penzberger Stadtbücherei neue Wege beschreitet. Sie eröffnet obendrein zwei "Schatzkammern" für Jung und Alt. Ab sofort können in der Bibliothek neben Büchern, Filmen und Spielen auch unterschiedliche Gebrauchsgegenstände ausgeliehen werden. Wer eine Popkorn-Maschine braucht oder einen Akkuschrauber - ab in die Stadtbücherei. Dort gibt es 59 "Dinge", die man "vielleicht einmal braucht, aber dann nie wieder", sagt Bibliotheksleiterin Katrin Fügener. So lässt sich Geld sparen und auch Spaß haben.

Im Fachjargon heißt das neue Angebot in der Rathauspassage "Bibliothek der Dinge". Doch für Penzberg passe besser "Schatzkammer" und "Kinderschatzkammer", finden Fügener und ihr Team. So gibt es eben Dinge für Erwachsene wie Cocktailshaker, Diascanner, Heißklebepistole oder Lochzange und Dinge für Kinder wie ein Mikroskop oder diverse Spiele wie Wikinger-Schach. Natürlich können auch Groß und Klein gemeinsam Spaß an so einem Ding haben wie mit der Minigolfbahn. Für 14 Tage können Mitglieder der Stadtbücherei die Gegenstände ausleihen, teils gegen eine Gebühr (fünf Euro). Für manches ist eine Kaution (20 Euro) fällig, die rückerstattet wird, wenn der Gegenstand heil zurückgebracht wird. Verbrauchsmaterialien wie Batterien müssen die Ausleiher selbst besorgen.

Was das Bücherei-Team bereits angeschafft hat, ist online auf der Homepage zu sehen. In der Bibliothek gibt es Karten mit Fotos und Beschreibung der Gegenstände. Wer etwas für sich gefunden hat, geht mit der entsprechenden Karte zur Infotheke und lässt sich das Wunschobjekt aushändigen. "Es gibt so vieles, was Kinder sich unbedingt wünschen. Dann ist es drei, vier Wochen interessant, anschließend liegt es in einer Ecke", sagt Fügener. Paradebeispiel dafür sei das Mikroskop. Nicht jeder müsse oder könne sich so etwas leisten. Sukzessive soll das Angebot ausgeweitet werden. Es gibt die Kategorien Haushalt, Technik, Freizeit, Werkzeug und Sport. Das sei nachhaltig und ermögliche jedem Bürger Teilhabe, so Fügener. 5000 Euro beträgt das Budget für die Schatzkammern. Wobei die Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen die Investition zur Hälfte fördert. Das Projekt ist auf zwei Jahre ausgelegt. In der näheren Umgebung ist die Penzberger Bücherei bislang die erste mit einer "Bibliothek der Dinge". Geretsried wird in Kürze folgen, Starnberg hat bereits ein solches Angebot.

Ebenfalls einen Zuschuss generieren konnte Fügener für das "Kinderzimmer Stadtbücherei". Zum Ende des Jahres schließt das Modehaus Lampka. Die Ladenfläche in der Rathauspassage gehört der Stadt und soll von 2023 an neu genutzt werden. Das hatte der Stadtrat beschlossen. Die Kinderbibliothek wird komplett in den Erdgeschossbereich gegenüber umziehen und mit ihr die neue "Kinderschatzkammer". Im Frühjahr, hoffen Fügener und ihr Team, kann Eröffnung gefeiert werden. Noch bedarf es einiger Umbauten. Das Obergeschoss wird künftig die Volkshochschule nutzen. Der derzeitige Kinderbereich in der Stadtbibliothek sei zu klein, betont Fügener. Wenn Schulklassen kämen, müsse die Bücherei für den übrigen Besucherverkehr geschlossen werden. In diesem Jahr seien bereits 70 Klassen da gewesen. Mit der neuen Fläche entzerre sich das Ganze, auch in punkto Arbeitsplätze für das Bücherei-Team.

Mit dem Umzug der Kinderbibliothek und der kleinen Schatzkammer möchte die Stadt das Projekt "Wohnzimmer Rathauspassage" umsetzen. Der große Wurf musste aus Kostengründen auf Eis gelegt werden. Startschuss für eine Peu-a-peu-Realisierung soll nun das "Kinderzimmer Stadtbücherei" sein. Die Planungen laufen. Fügener konnte eine Förderung in Höhe von 14 000 Euro für Möbel durch die Landesfachstelle sichern. Insgesamt beläuft sich die Investition auf 28 000 Euro. "Wir sind am überlegen, wie wir das Kinderzimmer am besten gestalten, auch für Eltern mit kleinen Kindern", sagt Fügener. Ebenfalls in Planung sei ein "Arbeitszimmer Stadtbücherei" mit Internetplätzen und Ähnlichem.

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