Süddeutsche Zeitung

Schäftlarn:Wenn das Kind ständig zockt

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Familienstützpunkte sollen Eltern helfen - auch in Erziehungsfragen

Von Benjamin Engel, Schäftlarn

Mit der Einrichtung von Familienstützpunkten - pro Sozialraum soll es einen geben, insgesamt werden es sechs sein - will der Landkreis München Eltern unterstützen. Die Stützpunkte sollen erste Anlaufstellen für Familien sein, zu Hilfsangeboten informieren, an andere Einrichtungen weitervermitteln oder selbst Bildungsangebote zu brisanten Themen machen. Einer wird im Schäftlarner Familienzentrum entstehen.

Um zu erfahren, was Eltern bewegt, hat der Landkreis München 14750 Fragebögen ausgegeben, rund 22 Prozent kamen ausgefüllt zurück. Aus Schäftlarn waren es 35, wie Alexandra Müller, Leiterin der Koordinierungsstelle "Familienbildung und Familienstützpunkte", sagt. Es beteiligten sich vor allem Familien mit hohem Einkommen. Die Durchschnittsfamilie habe zwei Kinder, die Eltern einen hohen Bildungsabschluss erklärt Müller. In Fragen des kindgerechten Umgangs mit neuen Medien wie Laptop, Spielekonsole oder Smartphone sei knapp die Hälfte der Eltern unsicher. Viele vermissten Beratungsangebote zum Schulwechsel, seien im ohnehin stressigen Alltag mit Kindern überfordert.

Ein Familienstützpunkt muss Müller zufolge mindestens einen Sozialpädagogen für die zusätzlichen Hilfsangebote bereitstellen. Die Aufgaben könne auch ein Mitarbeiter des Trägers übernehmen. Für Personalkosten erhalte ein Familienstützpunkt 5000 Euro, für Sachkosten 2500 Euro jährlich. Das Landratsamt gebe außerdem noch 1000 Euro zusätzlich.

Das Kindernetz Schäftlarn teilt sich die Trägerschaft des Familienstützpunkt im Isartal mit dem Mehrgenerationenhaus Grünwald. Der Verein betreibt das Familienzentrum und Kinderbetreuungseinrichtungen in Schäftlarn. Für die erweiterte Hilfe sind pro Stützpunkt zehn Wochenstunden vorgesehen, fünf davon entfallen auf das Schäftlarner Kindernetz.

Schon bisher bietet der Verein Kindernetz im Familienzentrum Beratung und Kurse für Eltern an, Gruppen für Eltern mit Babys oder Kleinkindern, Seminare für Mütter oder Yoga-Kurse für Schwangere, zudem eine Sprechstunde für pflegende Angehörige und ältere Menschen. Kindernetz-Vorsitzende Marisa Martini-Bäumler erklärt, bis jetzt stehe noch nicht fest, welche zusätzliche Unterstützung für Familien künftig konkret erhalten werden. Auch in Baierbrunn und Pullach soll es Sprechstunden geben. Bis der Stützpunkt im Februar offiziell eröffnet wird, werden die Projekte ausgearbeitet.

Insgesamt sind im Landkreis München sechs Sozialräume eingerichtet worden. In jedem soll ein Familienstützpunkt als Anlauf- und Kontaktstelle eingerichtet werden. Träger von sozialen Institutionen konnten sich für einen Stützpunkt bewerben. Zum Sozialraum 5 - Isartal - zählen die Kommunen Schäftlarn, Baierbrunn, Pullach, Grünwald und Straßlach-Dingharting.

Kindernetz-Vorsitzende Martini-Bäumler hält es für vorteilhaft, dass sich ihr Verein und das Mehrgenerationenhaus Grünwald den Stützpunkt teilten. Denn die Isar bilde eine natürliche Grenze. Querverbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwa zwischen Schäftlarn und Straßlach existierten kaum. In vier weiteren Sozialräumen stehen bereits die Träger für Familienstützpunkte fest. Noch kein Träger wurde für den Sozialraum 6 mit den Kommunen Gräfelfing, Planegg und Neuried gefunden.

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Quelle:
SZ vom 18.11.2016
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