Süddeutsche Zeitung

Neues Programm:Stadt fördert Elektro-Fahrräder

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Anreiz für den Klimaschutz: Wolfratshausen zahlt Käufern von Pedelecs bis zur Hälfte des Anschaffungspreises zurück.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Wolfratshauser Bürger, die auf ein elektrisches Fahrrad umsteigen wollen, müssen dafür künftig nur noch die Hälfte zahlen. Die Stadt übernimmt die restlichen 50 Prozent der Kosten. So steht es im Förderprogramm "Nachhaltige Mobilität", das der Stadtrat kürzlich einstimmig beschlossen hat. Damit will die Stadt den Co₂-Ausstoß verringern und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, den Radverkehrsanteil auch im Gewerbe steigern, die Luft verbessern, den Lärm reduzieren und die Verkehrssituation entschärfen.

Die neue Förderrichtlinie wurde erarbeitet, nachdem der Bauausschuss einen entsprechenden Antrag des CSU-Stadtrats Alfred Fraas einstimmig bewilligt hatte. Fraas hatte einen Entwurf nach Vorbild der Münchner Förderrichtlinie eingereicht, die 25 Prozent der Nettokosten übernimmt. Im Stadtrat zeigte sich Fraas angenehm überrascht, dass die städtische Beauftragte für Energie und Umwelt, Eva Kiel, bei der Ausarbeitung des Wolfratshauser Förderprogramms den Erstattungsanteil sogar verdoppelt hat. Bei Pedelecs mit einer maximalen Motorleistung von 250 Watt und Spitzengeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern liegt der maximale Anteil der städtischen Förderung bei 1000 Euro, für Lasten-Pedelecs, die bis zu 45 Stundenkilometer schnell sind, gibt es bis zu 1500 Euro von der Stadt. Um die Förderung zu beantragen, braucht man eine Kopie des Kaufvertrags sowie einen Nachweis, dass man zum Laden der Akkus Ökostrom verwendet. Gefördert werden ebenso muskelbetriebene Lastenräder (mit maximal 1500 Euro), sowie Lastenanhänger (maximal 100 Euro).

Gewerbe und gemeinnützige Organisationen erhalten zudem Geld für die Ladeinfrastruktur: Eine Ladestation fördert die Stadt mit 20 Prozent der Nettokosten (bis 2000 Euro), Hausnetzanschlüsse mit 50 Prozent (maximal 150 Euro pro Ladepunkt). Bedingung ist, dass die Ladeinfrastruktur im Stadtgebiet errichtet und zu 100 Prozent von Ökostrom gespeist wird. Alle, auch Privatpersonen und Wohnungseigentümergemeinschaften, erhalten zudem einen Zuschuss für die Beratung: Eine Potenzialanalyse, die die Wirtschaftlichkeit, Fördermöglichkeiten und Ökobilanz eines Umstiegs auf Elektroräder untersucht, wird mit 80 Prozent der Nettokosten gefördert - bis maximal 2000 Euro.

Um einen weiteren Anreiz für den Umstieg zu schaffen, gibt es für alle Wolfratshauser, die ihr Auto verschrotten lassen, zudem einen Abwrackbonus: Die Stadt übernimmt die Kosten eines Jahrestickets für den öffentlichen Personennahverkehr (maximal 1000 Euro) oder zahlt, beim Kauf eines Lasterads oder -pedelecs, alternativ eine zusätzliche Prämie von 500 Euro.

Im Stadtrat stieß das Förderprogramm auf Zustimmung. "Es ist eine Möglichkeit, die Luft in Wolfratshausen reiner und die Straßen leiser zu machen", sagte Fraas. Der Ausbau der Elektromobilität in Wolfratshausen gehe "mäßig" voran, nun habe man einen "wesentlichen Anreiz zum Umstieg" geschaffen. Von einem "weiteren Baustein auf dem Weg vom motorisierten Verkehr zu alternativen Verkehrskonzepten" sprach Ulrike Krischke (BVW). "Aus unserer Sicht ist das ein sehr mutiger Schritt in die richtige Richtung." Annette Heinloth (grüne) fand das Konzept "sehr schön ausgearbeitet", bemängelte jedoch, dass das Förderprogramm keine Elektroautos einschließe.

Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) stellte klar, dass es sich bei dem Förderprogramm um eine Kann-Regelung handelt. Die Stadt sei demnach nicht verpflichtet, jedem Förderantrag zuzustimmen. Wie hoch die finanzielle Belastung ausfalle, müsse sich erst zeigen, sagte der Bürgermeister. Man werde eine bestimmte Summe in den Haushalt einstellen und diese dann, wenn die Anfrage steigt, neu verhandeln müssen.

Das Antragsformular ist unter www. wolfratshausen.de unter dem Reiter "Bauen, Umwelt und Verkehr", Unterpunkt "Energie und Umweltschutz", Unterpunkt "nachhaltige Mobilität" zu finden. Weitere Auskünfte erteilt Eva Kiel unter Telefon 08171 / 214-390.

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Quelle:
SZ vom 05.06.2018
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