Süddeutsche Zeitung

Beuerberg:Keine Ausstellung im Kloster

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Weil sich die Sanierungsarbeiten in Kloster Beuerberg verzögert haben, wird es heuer erstmals seit 2016 keine neue Museumsschau geben. Stattdessen ist eine Ersatzlösung mit Konzerten, Führungen und Workshops in den Außenanlagen geplant.

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Im Kloster Beuerberg werden sich die Besucher heuer dem Himmel in gewissem Maße näher fühlen können, doch ganz anders, als man es an einem Ort mit jahrhundertelanger religiöser Tradition erwarten mag. Weil sich die Sanierungsarbeiten im Klosterkomplex während des Winters verzögert haben, wird es heuer keinen gewohnten Ausstellungsbetrieb geben. Das Organisationsteam um den Direktor des Freisinger Diözesanmuseums Christoph Kürzeder plant lediglich ein Ersatzprogramm im Freien - allerdings nur für vier Wochenenden zwischen kommenden Juni und September. Das genaue Programm dafür ist zwar bislang offen. Die Organisatoren sprechen aber von Konzerten, Kirchen- und Dorfführungen, Gastronomieangeboten oder Workshops - und das weitestgehend in den Klosteraußenanlagen.

"Die Ausstellungsräume sind eine Baustelle beziehungsweise der Zugang zu einer Baustelle", beschreibt Anna-Laura de la Iglesia y Nikolaus die aktuelle Situation. Gänge seien mit Plastikfolien abgeklebt. Bauarbeiter müssten Schutt abtransportieren. Im kleinen bislang während des Ausstellungsbetriebs für die Klosterwerkstatt genutzten Raum direkt neben dem Refektorium klaffe ein Loch, das sich durch alle Etagen ziehe. Dort werde ein neues Treppenhaus als zweiter Fluchtweg eingebaut, so die promovierte, für die Inventarisierung im Kloster zuständige Kunsthistorikerin. Ein Ausstellungsbetrieb sei unter diesen Umständen unmöglich. Für heuer ganz zu schließen, sei aber auch keine Option gewesen. "Damit wir im Gedächtnis bleiben", wie de la Iglesia y Nikolaus betont. Schließlich habe sich das Kloster mit seinen Schauen seit 2016 zu einem Tourismusmagnet entwickelt.

Der Ausstellungsbetrieb im Erdgeschoss des Klosterkomplexes ist letztlich nur ein Baustein des späteren Nutzungskonzepts als Kultur- und Tagungshaus wie Seminarzentrum. Dafür muss die Erzdiözese München und Freising die Anlage aufwendig umbauen und behutsam sanieren. Eine mitunter herausfordernde Aufgabe bei einer im 18. Jahrhundert von den Augustiner-Chorherren errichteten 12 000 Quadratmeter umfassenden Anlage. In einem so alten Gebäude gebe es viele überraschende Unwägbarkeiten, so de la Iglesia y Nikolaus. Wie tragfähig etwa die Fußböden seien, zeige sich oftmals erst im Detail. Dann müssten tragende Balken verstärkt werden.

Das ist nur einer der Gründe, warum sich die Bauarbeiten verzögert und heuer einen Ausstellungsbetrieb unmöglich gemacht haben. Während des Winters kam es zudem zu Materialengpässen. Die Pandemie erschwerte den Sanierungsfortgang zusätzlich, weil ganze Bautrupps teils in Quarantäne mussten und damit ausfielen.

Das Ersatzprogramm soll am Wochenende vom 25. auf den 26. Juni beginnen - vor dem Patronatstag der Stiftskirche Sankt Peter und Paul Ende des ersten Sommermonats. Die detaillierte Planung muss aber noch ausgearbeitet werden. Zu klären sei, ob die Gastronomie womöglich nur im Freien oder doch auch im von außen durch einen separaten Eingang zugänglichen Refektorium möglich sein werde, inwieweit der Klosterladen geöffnet sein könne oder die Klosterwerkstatt für Workshops zugänglich sei, so de la Iglesia y Nikolaus. Möglichst viel solle sich im Außenbereich der Anlage abspielen, dafür könne auch der Pavillon im Klostergarten genutzt werden. "Wie das Programm genau aussieht, wird sich in den nächsten Monaten herausstellen", sagt die Kunsthistorikerin.

Diese Lösung war für heuer nur eine der bis vor Kurzem noch debattierten Optionen - von der vollständigen Absage bis zu einem verspäteten Beginn. "Wir haben uns dafür entschieden, lieber voll durchzusanieren als tröpfchenweise", sagt Kürzeder. Für das folgende Jahr 2023 kündigt der Direktor des Freisinger Diözesanmuseums wieder den gewohnten Ausstellungsbetrieb an. Dann soll auch der an die Klosteranlage westlich angrenzende Josefstrakt mit Beherbergungsbetrieb, Café und Laden eröffnen. Der Umbau des Sakralkomplexes zum Bildungs- und Seminarhaus geht unterdessen weiter.

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