Süddeutsche Zeitung

So geht´s in Icking weiter:Zwölf mögliche Flächen für Solarparks

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Die hoch umstrittene, weil ortsbildverändernde Planung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage an der B 11 hat der Gemeinderat bereits abgelehnt, stellt sich in der Bürgerversammlung heraus. Die Rathauschefin präsentiert alternative Areale.

Von Susanne Hauck, Icking

Dieses Thema spaltet die Gemeinde Icking wie kaum ein zweites: Soll es eine große Photovoltaik-Freifläche an der B 11 zwischen Icking und Ebenhausen geben? Vielen ist die Vorstellung wegen der Auswirkungen auf das Landschaftsbild verhasst, aber es gibt auch Befürworter. Wie sehr die Sache im Ort gärt, zeigte sich an der Bürgerversammlung am Donnerstag, zu der mehr als 100 Besucher kamen. Die rund dreieinhalbstündige Veranstaltung erforderte von den Zuhörern zunächst viel Sitzfleisch, denn zunächst standen das Grußwort des Landrats und der Bericht der Bürgermeisterin auf der Tagesordnung. Erst gut eineinhalb Stunden später ging es zur Sache, und bis dahin war die Luft aus der anfangs aufgeheizt wirkenden Stimmung bereits zusehends raus.

Nachdem ein Investor an der Fläche an der B 11 konkrete Interessen angemeldet und so die Sache ins Rollen gebracht hatte, hatte die Gemeinde beschlossen, sich alternativ auf eigene Faust auf die Suche nach besser geeigneten und landschaftlich verträglicheren Grundstücken zu machen. Zum Beispiel in der Nähe der Autobahn. Auf der Versammlung stellte Bürgermeisterin Verena Reithmann (Unabhängige Bürgerliste Icking) nun das Ergebnis vor.

Das gesamte Gemeindegebiet war unter die Lupe genommen worden. Insgesamt 23 Grundstücke waren vorgeschlagen worden und zwölf Flächen hatten eine Mehrheit gefunden. In drei Fällen war das Meinungsbild sogar einstimmig ausgefallen: Dabei handelt es sich in Dorfen um eine Fläche in der Nähe des Sonnenwegs oberhalb des Pferdestalls Richtung Waldrand, in Attenhausen um eine bei der ehemals geplanten Geothermieanlage und in Walchstadt um eine bei der bereits bestehenden Freiflächen-Photovoltaikanlage. Breite Mehrheiten fanden sich bei folgenden Standorten: bei Meilenberg, zwischen Dorfen und Schlederloh am Radelzhauser Weg, bei Haus Buchenried in Schlederloh sowie bei Wadlhausen und bei Holzen.

Zu Wort meldeten sich viele Gegner von Nummer 23, eben jener umstrittenen Fläche an der B 11. "Es gibt keine Notwendigkeit, es an dieser Stelle durchzuprügeln" war eine Äußerung, die mit viel Applaus bedacht wurde. Eine Bürgerinitiative hatte im Publikum einen sechsseitigen offenen Brief verteilt. Andreas Seebach stellte einen Antrag, der wegen der krassen Auswirkungen auf das Landschaftsbild die Ablehnung des Grundstücks an der B 11 forderte. Die Mehrheit im Saal sah das genauso, aber es hoben sich auch viele Hände, die nichts gegen die Fläche hatten. Einer, der zugunsten von Nummer 23 aufstand, war Sebastian Bergau. "Es gibt sehr viele, die sich nicht daran stören", sagte er und plädierte dafür, mit der Suche nach dem perfekten Grundstück nicht weiter Zeit zu vertrödeln. Der Ickinger hatte eine Online-Petition gestartet. Die 176 Unterschriften wollte er noch der Bürgermeisterin übergeben.

In einer nichtöffentlichen Sitzung war allerdings bereits über diese umstrittene Fläche als "Nummer 23" abgestimmt worden, mit Spannung wartete der Saal deshalb darauf, was Reithmann darüber zu sagen hatte: Sieben Gemeinderäte konnten sich dort keine Photovoltaik vorstellen und sechs schon, der Standort also war es knapp abgelehnt worden. Wer mitrechnete, zählte 13 Stimmen. Eigentlich besteht das Gremium aus 16 Räten plus Bürgermeisterin. Es dürften also in jener nichtöffentlichen Sitzung, bei der es zum Schwur gekommen ist, nicht alle dabei gewesen sein.

Ob es mit einer der ausgewählten Flächen indes bald konkret weitergeht, weiß man noch nicht. Sie habe alle Grundstückseigentümer vor Kurzem kontaktiert, informierte Reithmann. "Von den meisten gab es aber noch keine Rückmeldung." Andere hätten mit dem Verweis auf landwirtschaftlich wertvolle Flächen bereits abgelehnt. Vereinzelt, etwa beim Standort nahe Haus Buchenried, hatten die Grundstückseigentümer Interesse angemeldet.

In der Versammlung wurde außerdem befürwortet, dass ein Sachverständiger beauftragt werden soll, der mit dem Energieversorger Bayernwerk die mögliche Netzüberlastung abklären soll. Und die Bürger wünschen sich einen Experten, der in einer "Kurzstudie" nochmals die Vorranggebiete für Photovoltaik herausarbeiten soll. Rechtlich heiße das jetzt für den Gemeinderat, dass er sich mit diesen Anträgen befassen muss, erklärte Bürgermeisterin Reithmann und stellte zugleich klar, dass der Entscheid der Bürger dabei nicht bindend sei.

In der Diskussion gab es viel Hin und Her, ob die Gemeinde den Strom einer Großanlage eigentlich braucht und einspeisen kann oder ob nicht doch viele kleine Anlagen auf den Dächern reichen würden. Von beiden Seiten wurden düstere Szenarien gemalt, ob in Zukunft mit zu viel oder zu wenig Strom zu rechnen ist.

Alle benannten Flächen wären auf der Website der Gemeinde einsehbar, kündigte die Bürgermeisterin an und schloss die Versammlung mit den Worten: "Es ist der Auftakt eines Prozesses, der weiter beschritten wird."

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