Süddeutsche Zeitung

Enten und Schwäne:Immer Ärger mit dem Federvieh

Lesezeit: 2 min

Spaziergänger füttern die Tiere am Wolfratshauser Badweiher - andere Besucher ärgern sich über den Dreck. Sogar Ratten sind schon gesichtet worden. Die Stadt will durchgreifen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Der Badweiher am Wolfratshauser Campingplatz ist ein Paradies für Wasservögel: Zahlreichen Enten und eine Schwanenfamilie fühlen sich in dem kleinen Gewässer sichtlich wohl. Die Liebe einiger Bürger zu den Wasservögeln stellt jedoch seit Längerem ein Problem dar: Weil die Tiere regelmäßig gefüttert werden, klagen die Mitglieder des Fischereivereins, Besucher und Stadtpolitiker über Verunreinigung durch Kot im und rund um den Weiher. Sogar Ratten seien dort schon gesehen worden. Die Stadt arbeitet nun an einer Lösung, um die Fütterung der Wasservögel am Badweiher verbieten zu lassen.

Das Thema kam am Dienstag im Hauptausschuss zur Diskussion, als das Gremium die neue Ortsverordnung, die sich unter anderem mit Ruhezeiten, Wegsicherung und Sauberkeit befasst, turnusgemäß beschließen sollte. Fritz Meixner (SPD) regte an, darin doch gleich ein Fütterungsverbot am Badweiher festzusetzen. Die Enten und Schwäne dort würden "gezielt gefüttert", sagte Meixner. Das führe zu größeren Verunreinigungen im Weiher und um das Gewässer herum. Dagegen vorgehen könne man aber nur, wenn in der Ortsverordnung ein Verbot festgeschrieben werde. Das allerdings ist nicht möglich, wie Martin Melf vom städtischen Ordnungsamt erklärte. Lediglich in der städtischen Grünanlagensatzung könne das Füttern von Wasservögeln verboten werden. Der Badweiher befinde sich zwar auf städtischem Grund, sei aber, anders als etwa die Alte Floßlände an der Loisach, keine öffentliche Grünanlage.

Allerdings, sagte Melf, gebe es eine andere Lösung: Wenn nämlich "eine tatsächliche Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung" bestehe, etwa durch von der Fütterung angelockte Ratten oder Verschmutzung durch Exkremente, die eine Nutzung des Weihers unmöglich mache. Dann könne man per Allgemeinverfügung das Füttern der Vögel dort verbieten, sagte Melf. Die Stadt habe diesbezüglich bereits erste Gespräche mit dem Landratsamt geführt, berichtete der Leiter des Ordnungsamtes. "Wir sind am Ausarbeiten einer wasserdichten Lösung."

Ratten seien am Badweiher schon gesehen worden, sagte Helmuth Holzheu (CSU), Dritter Bürgermeister und zweiter Vorsitzender des Bezirksfischereivereins, der das Fischereirecht für den Badweiher hat. Der Verein wolle nun die Auswirkungen der massiven Fütterung auf das Gewässer und die Umwelt prüfen lassen, sagte Holzheu. Ein solches Gutachten, fand Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW), könne die Position für ein Verbot stärken.

Das Problem geht offenbar vor allem von einem älteren Mann aus, der dort regelmäßig ganze Säcke Brot in dem Teich ablädt. Davon berichtet der Fischereiverein, aber auch der Pächter des Campingplatzes Michael Kramer. Der Mann sei unbelehrbar, obwohl er bereits zur Rede gestellt worden sei. Dass Wasserwild nicht gefüttert werden soll, sei hinlänglich bekannt, sagt Kramer. "Schade, dass sich manche Leute nicht daran halten." Die Verunreinigung durch den Kot der Schwäne führt Kramer allerdings nicht auf die Fütterung zurück. Die Schwanenfamilie, von der ein Elterntier kürzlich von einem Hund getötet wurde, habe sich eben dort angesiedelt, sagt Kramer. Er müsse auch den Campingplatz regelmäßig von den Exkrementen befreien, die Gäste oft für Hundekot hielten. Größeren Schaden richte jedoch der Schwanenvater an den Autos an: Er erblicke in den Fensterscheiben sein Spiegelbild, das er dann angreife. So habe der Vogel auch bei seinem Auto den Lack beschädigt, sagt Kramer. Ein Gast sei nach einer solchen Attacke abgereist. "Den Schaden", sagt der Campingplatzbetreiber, "zahlt keine Versicherung."

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SZ vom 08.09.2016
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