Süddeutsche Zeitung

Eglinger im Porträt:Der Blog vom Sinn des Lebens

Lesezeit: 3 min

Der freie Wirtschaftsjournalist Markus Hofelich hat vor fünf Jahren ein Online-Magazin gegründet, das vor allem Frauen und junge Leute nutzen. Jetzt will er noch ein Buch schreiben.

Von Marie Heßlinger, Egling

Markus Hofelich trägt ein dunkelblaues Jackett, braune Lederschuhe und eine schicke Uhr. Sein Bart gut gestutzt, die Haare wohl frisiert, die Brille eckig. Kurzum: Er wirkt eher wie der Typ Unternehmer denn als Philosoph. Tatsächlich hat der Eglinger vor fünf Jahren ein Online-Magazin mit dem Namen "SinndesLebens24" ins Leben gerufen. Und bald will sich der Wirtschaftsjournalist nur noch darauf konzentrieren.

Was ist denn der Sinn des Lebens? Markus Hofelich sitzt auf einem Grashügel am Isarufer und hat sich eine Zigarette angesteckt. "Oh, das ist eine schwierige Frage", sagt er. "Ähm." Er schaut aufs Wasser und wieder zurück. Er grinst. Und erzählt erst einmal, wie er zum Blogger wurde. Die Frage nach dem Sinn des Lebens, sagt der 50-Jährige, habe ihn schon in der Schule interessiert, im Religionsunterricht und in Latein. Später in Büchern und im Studium (er studierte Wirtschaft, Kultur und Sprachen). Er stieß auf Zitate, die er zu sammeln begann. "Ich wollte schon immer ein Buch über den Sinn des Lebens schreiben", sagt Hofelich.

Vor fünf Jahren gab es bei ihm dann einen beruflichen Umbruch. "Stichpunkt Midlife Crisis. Dass man das Leben hinterfragt: Wo will ich hin?" Hofelich, bis dahin Journalist in leitenden Funktionen kleinerer Wirtschaftsmagazine, machte sich selbständig. Eine Fortbildung zum Social Media Manager bezeichnet er als Schlüsselmoment. In diesem Seminar lernte er, eine Website zu programmieren. "Dann hat der Dozent gesagt: Leute, startet eine eigene Website zur Übung. Nehmt ein Hobby." Hofelich beschloss kurzerhand, statt des Buches über den Sinn des Lebens erst mal einen Blog zu betreiben. Die Domain "Sinn des Lebens" war allerdings schon vergeben. "Häng doch mal eine 24 dran", schlug der Dozent vor. "Ja, check 24 und alles", sagt Hofelich und grinst.

Seine ersten Webseiten-Besucher landeten dann auch eher wegen der 24 auf seiner Seite, weniger wegen der Frage nach dem Sinn: Hofelich hatte in einem Artikel die Bedeutung der Zahl 42 erklärt (die Kehrzahl von 24). Diese ist in Douglas Adams' Roman "Per Anhalter durch die Galaxis" die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. "Das war mein meistgelesener Artikel, was mich ein bisschen geärgert hat", sagt Hofelich.

Heute trägt sein meistgelesener Artikel den Titel "Was ist der Sinn des Lebens - die besten Antworten" mit rund 96 000 Aufrufen. Hofelichs unterscheidet darin zwischen allgemeinen und persönlichen Sinnfragen; sein Text führt von einer Umfrage, worin die Deutschen ihren Sinn sehen, bis hin zum Buddhismus und Hinduismus. Hofelichs Sätze sind kurz, der Text ist übersichtlich und trotzdem lang. Er ist gespickt mit Zitaten und Stichpunkten und jener Art lichtdurchfluteter Fotos, auf denen Frauen am Strand laufen und Männer auf Berge schauen. Seine interessantesten Interviews, sagt Hofelich, habe er etwa mit John Strelecky (Autor von "Das Café am Rande der Welt" und "Sinn finden mit den Big Five for Life") gehabt. Denn der sei trotz seines Erfolges "bodenständig und nicht abgehoben". Oder mit Eva-Maria Zurhorst (Autorin von "Liebe Dich selbst - und es ist egal, wen Du heiratest"): "Das fand ich einen spannenden Ansatz", sagt er. Oder mit Rudolf Schenker, Gitarrist der Rockband Scorpions. Über Rockmusik ist Hofelich zum Journalismus gekommen: Als er als Jugendlicher im Nebenjob ein kostenloses Anzeigenblatt verteilte, fragte ihn die Frau des Chefs, wie er das Blatt finde. "Ne, ich trag das nur aus", antwortete er, "das ist nichts für junge Leute." Fortan schrieb er für das Anzeigenblatt Artikel über junge Rockbands aus der Region.

Die Leserinnen und Leser von SinndesLebens24 sind Hofelich zufolge jünger als er: "Über die Hälfte sind jünger als 35, 54 Prozent sind Frauen."Hofelich erklärt sich dies damit, dass es neben der Midlife-Crisis ja auch die Quarterlife-Crisis gebe, mit Mitte 20, beim Berufseinstieg. Viele starteten vielleicht mit viel Idealismus in ihren Beruf und stellten dann fest: "Hoppala, so toll ist das doch nicht", vermutet Hofelich.

Der Sinn-Blogger selbst kann von seiner Website nicht leben. Deswegen schreibt er nebenher als freier Journalist noch Texte für IT-und Technologieunternehmen. Langfristig aber wolle er mit seinem Herzensprojekt Geld verdienen. Deshalb begann er im Januar, ein Buch über den Sinn des Lebens zu schreiben. Es soll um jene Themen gehen, die auch auf seiner Website zur Sprache kommen. Und um "Authentizität, Selbstverwirklichung, Werte", sagt Hofelich. Es soll ein Übungsheft dazu geben, bei dem sich die Leser fragen beantworten sollen wie "Was würdest du tun, wenn Geld und Zeit keine Rolle spielten?"Das Buch soll im Selbstverlag in diesem Sommer auf Amazon erscheinen, Hofelich will sich nicht mit der Suche nach einem Verlag aufhalten. "Man hat nicht ewig Zeit", sagt er. "Ich denke mal, ich habe eine gewisse Fanbase, die wartet nur darauf, dass so was rauskommt."

Und was ist nun der Sinn des Lebens, für ihn persönlich? Hofelich zieht an einer Zigarette. "Ja wenn ich einen Artikel schreibe und ich bin da gerade im Flow und es läuft", sagt er. "Oder wenn man mit der Familie am Starnberger See ist und man macht Stand-up-Paddling." Oder im vergangenen Jahr habe er mit seiner Familie einen Tenniskurs gemacht. "Oder wenn man im Moment im Hier und Jetzt ist."

Mehr unter https://www.sinndeslebens24.de

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SZ vom 26.04.2021
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