Süddeutsche Zeitung

Camperstellplatz und Walchenseekonzept:Abhilfen gegen den Andrang

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Auf der Bürgerversammlung in Kochel berichtet Bürgermeister Thomas Holz über Strategien, mit dem gestiegenen Ausflugsverkehr umzugehen. Er lobt aber auch die Entwicklung der "touristischsten Gemeinde im Landkreis".

Von Petra Schneider, Kochel am See

Der teils massive Ansturm an Tagesausflüglern führt an der Trimini-Straße in Kochel zu Problemen - auch, weil dort öffentliche Toiletten fehlen. Massive Beschwerden gibt es auch im Ortsteil Altjoch, weil Campingmobile unmittelbar am Kochelseeufer zum Übernachten abgestellt werden. Die Gemeinde will Abhilfe schaffen und einen Kurzzeit-Stellplatz für Camper mit öffentlichen Sanitäranlagen einrichten. Angedacht ist eine Teilfläche am Festplatzareal. Dass dieser Standort auf dem Gelände der ehemaligen Hausmülldeponie überhaupt in Frage kommt, ist dem Umstand zu verdanken, dass sich der Altlastenverdacht für die Bereiche am alten Fußball- und Tennisplatz sowie bei den Trimini-Parkplätzen nicht bestätigt hat.

Die mit Teeröl belasteten Bereiche der ehemaligen Hausmülldeponie mit einer Fläche von 115 000 Quadratmetern müssen dagegen saniert werden: Auf Anraten des Landratsamts sollen Drainagen und eine Grundwasserreinigungsanlage dafür sorgen, dass sauberes Wasser in den Loisachkanal geleitet werden kann. Baubeginn ist für 2020 vorgesehen, die geschätzten Kosten liegen bei 1,1 Millionen Euro. Der geplante Camper-Stellplatz auf den nicht belasteten Teilbereichen solle größere Feste mit Bierzeltbetrieb nicht beeinträchtigen und bestehenden Campingplätzen keine Konkurrenz machen, betonte Bürgermeister Thomas Holz (CSU) in der Bürgerversammlung am Dienstag. Etwa 200 Bürger waren in die Heimatbühne gekommen, Holz gab einen ausführlichen Rechenschaftsbericht, 13 Bürger wurden für sportliche Leistungen oder ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Fragen von Bürgern gab es nach der gut zweistündigen Veranstaltung nicht.

Wie Holz hervorhob, boomt der Tourismus im Zwei-Seen-Land: Mit rund 70 200 Ankünften sei ein neuer Rekord aufgestellt worden, "so viele Gäste waren seit Beginn der Aufzeichnungen vor 34 Jahren noch nie in unserem Gemeindegebiet." Bei den Übernachtungen habe man die Viertelmillion-Marke geknackt, "das ist das beste Ergebnis seit 20 Jahren." Ein Grund für die erfreuliche Entwicklung sei die Kristall-Trimini-Therme, ein "Anziehungspunkt von überregionaler Strahlkraft", der Gäste auch in der Nebensaison anziehe.

Mehr Urlauber und Tagesgäste bringen mehr Verkehr - ein Thema, das der Gemeinde inzwischen ganzjährig zu schaffen macht: Bei schönem Wetter stundenlange Staus von der Loisachbrücke bei Schlehdorf bis nach Kochel, Stop-and-go durch den Ort über den Kesselberg, ab Urfeld Stau bis Walchensee und Einsiedl, Chaos bei der Parkplatzsuche am Walchensee. "Als tourismusintensivste Gemeinde im Landkreis und vor allem als staatlich anerkannter Luftkurort muss die Belastung unseres Gemeindegebiets durch den Straßenverkehr wieder auf ein erträgliches Maß zurückgeführt werden", forderte Holz. Ein Etappen-Erfolg sei erreicht: Das Staatliche Bauamt Weilheim habe eine Untersuchung der Blessingkurve zwischen B 11 und Staatsstraße 2062 in Auftrag gegeben. Große Hoffnungen setzt der Bürgermeister auch in das Walchenseekonzept, bei dem Vertreter verschiedener Behörden, Ministerien und Interessensgruppen Lösungen erarbeiten wollen. Ein wichtiger Baustein sei der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs: Die Kochelseebahn sei "ziemlich pünktlich", sagte Holz, das bayerische Verkehrsministerium habe 80 Millionen Euro investiert. Die Abstimmung der Fahrpläne zwischen Zug und Bus sei verbessert, der Takt in Richtung Walchensee verdichtet worden. Zudem gelte das Werdenfels-Ticket bereits am frühen Morgen und werde von Wanderern und Tagesausflüglern sehr gut angenommen. Urlauber in der Gemeinde könnten zudem mit der Gästekarte kostenlos die RVO-Linien nutzen. Als wichtige Projekte der kommenden Jahre nannte der Bürgermeister die Sanierung des Feuerwehrgerätehauses mit Anbau sowie einen Neubau für Berg- und Wasserwacht im Bereich der "Seestube".

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SZ vom 21.02.2019
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