Süddeutsche Zeitung

Brief an den Bürgermeister:Klare Kante für kleine Häuser

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Die Mitglieder des Vereins "Einfach gemeinsam leben" fordern von der Stadt Geretsried endlich eine Stellungnahme zu ihrem Projekt der "Tiny Houses".

Von Benjamin Engel, Geretsried

Für kleine, mobile Wohnformen und das eigene Projekt bei Gelting hat der Verein "Einfach gemeinsam leben" seit Oktober intensiv geworben. Jetzt verlangen der Vorsitzende Thorsten Thane und seine Mitstreiter endlich eine offizielle Stellungnahme der Geretsrieder Stadtpolitik zu ihrem Vorhaben im Bereich der Ziegelei. Wie Thane erklärt, habe Bürgermeister Michael Müller (CSU) das versprochen, sobald sich der Verein mit allen Stadträten ausgetauscht habe. Trotz vieler Gespräche in den vergangenen Monaten, beispielsweise bei Stammtischveranstaltungen, gebe es bis heute keine offizielle Stellungnahme. Deshalb hat der Geretsrieder Filmemacher dem Bürgermeister am Dienstag einen öffentlichen Brief im Rathaus übergeben.

Darin fordert Thane, dass der Stadtrat erklärt, wie er zu dem Vorhaben eines sogenannten Tiny-House-Dorfes auf Geretsrieder Flur steht. Im Namen des Vereins will er wissen, ob der Stadt ein solches Projekt politisch oder finanziell unterstützen würde. Laut Thane erlaube nämlich die Baunutzungsverordnung Wohnnutzungen zu erhalten und fortzuentwickeln. Daher wolle er wissen, ob die Stadt bereit sei, eine Erlaubnis für mobilen Wohnraum in der Ziegelei zu schaffen.

Baugrund wird in der boomenden Metropolregion München weniger und teurer. Daher hält Thane mobile Wohnformen für zukunftsweisend. "Noch gibt es die Chance, Vorreiter zu sein und dieses Thema aktiv mitgestalten zu können", appelliert er an die Geretsrieder Stadträte. Der Tölzer Landkreis und insbesondere Geretsried wären aus seiner Sicht ein perfekter Standort für ein solches Dorf.

Bislang ist das Projekt auf Skepsis in der Politik gestoßen. Denn der Verein plant die sogenannten Tiny Houses auf einem Grundstück im Außenbereich zu errichten. Das Vorhaben dort möglich zu machen, habe viele rechtliche Hürden, so hieß es vielfach aus der Politik, auch wenn die Wohnform als interessant bewertet wurde.

Schon Anfang 2018 hatte Thane die Idee für das mobile Dorf auf Geretsrieder Gebiet mit fünf Mitstreitern entwickelt. Im Frühjahr des Vorjahres nahm die Gruppe Kontakt mit der Stadt auf. Ursprünglich überlegten die Initiatoren ein städtisches Grundstück zu pachten. Eine Anfrage sei aber verneint worden, schildert der Filmemacher. Im Frühsommer 2018 bot ein Privatmann der Gruppe schließlich ein Wiesengrundstück in der Ziegelei bei Gelting an. Im Oktober gründeten Thane und seine Mitstreiter schließlich den Verein "Einfach gemeinsam leben". Inzwischen gibt es 40 Mitglieder.

Sollte das Projekt zu realisieren sein, würde der Verein das Grundstück pachten. Darauf sollen dann bis zu zehn mobile Tiny Houses in einer Größenordnung von je 15 bis 30 Quadratmeter stehen. "Kein Boden wird versiegelt", sagt Thane.

Inzwischen hat der Verein mehr und mehr Kontakte zu weiteren Initiativen für mobile, kleine Wohnformen geknüpft. Dessen Arbeit wird Thane etwa am Sonntag, 26. Mai, in einer Gesprächsrunde auf dem "Corso Leopold" in München vorstellen (bei der Münchner Freiheit zwischen 17 und 18 Uhr). Beim Alten Wirth in Gelting folgt am Sonntag, 30. Juni, von 12 Uhr an das nächste Netzwerktreffen des Vereins. Derzeit arbeitet die Gruppe auch an einer möglichen Petition für die neue Wohnform. Doch das werde dauern, sagt Thane. So komplex sei die Materie. Jetzt möchte er erst einmal, dass die Stadt Geretsried endlich Stellung bezieht.

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Quelle:
SZ vom 24.05.2019
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