Süddeutsche Zeitung

Breitbandausbau:Glasfaser bis ins Wohnzimmer

Lesezeit: 2 min

Die Gemeinde Schäftlarn diskutiert über den weiteren Breitbandausbau. Glasfaser Deutschland bietet die Verlegung bis zum Endgerät. Doch noch ist die rechtliche Lage ungeklärt.

Von Katharina Schmid, Schäftlarn

In möglichst großen Schritten soll es vorwärts gehen mit dem schnellen Surfen im Internet in der Gemeinde Schäftlarn. Darüber sind sich die Gemeinderäte einig. Doch es besteht noch Klärungsbedarf, wie das genau vonstatten gehen soll. 60 Prozent des Gemeindegebiets sind bereits heute durch die Deutsche Telekom eigenwirtschaftlich erschlossen, darunter Neufahrn und große Teile von Hohenschäftlarn. Ebenhausen soll folgen. Die übrigen 40 Prozent sollen bis Juli 2019 mit Breitband versorgt sein, so Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU). "Dann ist Fertigstellungstermin für die Anschlüsse, die über das Förderprogramm laufen."

Die Gemeinde Schäftlarn nimmt am Förderprogramm des Freistaates Bayern teil, welches einen möglichst flächendeckenden Ausbau von Breitbandnetzen unterstützt. Im vergangenen Sommer hat die Gemeinde einen Vertrag mit der Deutschen Telekom abgeschlossen, der den Netzausbau mit Glasfaser auch in entlegenere Ortsteile Schäftlarns festlegt. Die dabei verwendete Technik, VDSL , bringt die Daten über Glasfaserleitungen bis zu den Verteilerkästen. Von dort aus gelangen die Daten über Kupferleitungen zum Endgerät der einzelnen Abnehmer.

Derzeit denkt die Gemeinde darüber nach, mit einem weiteren Telekommunikationsunternehmen, der Deutschen Glasfaser, einen Kooperationsvertrag zu schließen. Die Deutsche Glasfaser bietet der Gemeinde an, den Ausbau mit Glasfaser im gesamten Ortsgebiet von Schäftlarn auf eigene Kosten zu übernehmen. Voraussetzung ist, dass sich mindestens 40 Prozent der Anschlussnehmer in Schäftlarn für einen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser entscheiden.

Arnold Dietrich, Vertreter des Telekommunikationsunternehmens, erläuterte den Gemeinderäten am Mittwochabend das Projekt. Bei ausreichendem Interesse der Grundstücksbesitzer in Schäftlarn werde die Firma ein Glasfasernetz in der Gemeinde aufbauen, das Glasfaserleitungen bis in die Gebäude vorsieht. Da das Unternehmen die Verlegung der Glasfaserkabel auf eigene Kosten übernehmen will, könnte sich die Gemeinde viel Geld sparen. Anbieten will die Deutsche Glasfaser eine Datenübertragungsrate von minimal 100 Megabit pro Sekunde bis zu maximal einem Gigabit pro Sekunde. Down- und Uploads sollen in derselben Geschwindigkeit möglich sein. Der Zeitraum der Kooperation soll 30 Jahre betragen. Die Vertragsnehmer seien auf zwei Jahre an den Vertrag gebunden, könnten dann aber den Anbieter wechseln. Erfolgen soll die Erschließung des Ortsgebiets von der Autobahn 95 aus.

Zum genauen Vorgehen sagte Dietrich: "Wir verlegen ein Leerrohrnetz, das mit Glasfaser bestückt wird." Das biete die Möglichkeit, zukünftig auch jedes andere Medium in die Rohre einzublasen, sollte die Glasfaser in einigen Jahrzehnten überholt sein. "Der Datentransfer ist somit die nächsten 50 bis 100 Jahre gewährleistet und Sie haben Ruhe mit dem Breitbandnetz", so Dietrich weiter.

Entscheide sich die Gemeinde für einen Kooperationsvertrag mit der Deutschen Glasfaser, werde im weiteren Ablauf eine detailliertere Planung des Projekts erfolgen. Sobald 40 Prozent der Anschlussnehmer in Schäftlarn einen Vorvertrag mit der Firma unterzeichnet hätten, werde mit dem Bau begonnen. Innerhalb eines Jahres sollen die angeschlossenen Haushalte dann mit schnellem Internet versorgt sein.

Bürgermeister Ruhdorfer bezeichnete das Angebot der Firma Deutsche Glasfaser als "verlockende Geschichte". Die Gemeinde könne sich durch den eigenwirtschaftlichen Ausbau des Unternehmens mögliche künftige Erschließungskosten und ein erneutes Öffnen des Erdreichs sparen.

Vor einem möglichen Vertragsabschluss bleibt jedoch die Rechtslage zu klären. Der Bayerische Gemeindetag, an den sich das Rathaus zur Prüfung derselben gewandt hat, riet der Gemeinde von dem Kooperationsvertrag ab. Es sei schwierig zu beantworten, inwieweit ein Vertrag mit der Deutschen Glasfaser im Widerspruch zu jenem mit der Deutschen Telekom stehe. "Wir werden uns hier jetzt auch mit anderen Gemeinden absprechen", sagte Ruhdorfer zum weiteren Vorgehen.

Ein Beschluss fiel am Mittwoch nicht. Die Gemeinderäte sollten sich in den kommenden Wochen "ein Bild von der Lage machen", wie Ruhdorfer sagte. In einer der nächsten Sitzungen soll dann entschieden werden, ob die Kooperation mit der Deutschen Glasfaser eingegangen wird.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3917242
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 23.03.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.