Süddeutsche Zeitung

Bau in Bad Tölz:Das neue Gesicht der Jahnschule

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Die Stadträte im Tölzer Bauausschuss billigen den Entwurf für die neue Aula und den Kompaktbau mit Turnhalle, Probensaal für die Stadtkapelle sowie Klassenzimmern, Fachräumen und Mittagsbetreuung.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Folgen der Corona-Pandemie für den Haushalt müssen noch berechnet werden, aber an einem millionenschweren Großprojekt hält die Stadt Bad Tölz unbeirrt fest: Das Areal der Jahnschule wird umgestaltet. Die Arbeiten am viergruppigen Kindergarten im Süden des Geländes haben begonnen, 2021 soll die Erweiterung der Schule folgen.

Der Entwurf, der jetzt im Bauausschuss des Stadtrats präsentiert wurde, sieht einen Neubau mit Turnhalle, Klassenzimmern, Werkräumen und Schulküche, Mittagsbetreuung und einem Proberaum für die Stadtkapelle vor, der zur Jahnstraße hin situiert ist. Die neue Aula wird als Zwischenglied an den Altbau angedockt und verbindet diesen mit dem neuen Baukörper. Den Entwurf bezeichnete Stadtbaumeister Florian Ernst als "sehr gut gelungen". Damit würden "alle Synergieeffekte ausgenutzt, die möglich waren", sagte er. Die Stadträte billigten den Plan ohne Gegenstimme.

Die eingeschossige Aula soll als Verteiler zwischen dem Bestandsgebäude und dem Neubau dienen, ebenso als Pausenraum und für schulische Veranstaltungen. "Das ist eine gute Eingangssituation, sehr realitätsnah", so Ernst. Zugleich sei die Aula von der Höhe her so konzipiert, dass der Altbau der Jahnschule mit seinem Zwiebelturm nicht im Hintergrund verschwindet. Dort sollen neue Ruheräume - anstelle des ehemaligen Heizraums - den direkten Zugang zur Aula bilden.

Der Neubau ist hingegen zweigeschossig. In der Aula führen auf der südlichen Seite Treppen hinunter zur Turnhalle und hinauf zu den Klassenzimmern. In der neuen Sporthalle fällt das Licht oben über die beiden Fassadenseiten herein, wobei jene zum Pausenhof hin überdacht ist und so einen Wärmeschutz bietet. Umkleiden und Sanitärräume sollen im Untergeschoss unter dem neuen Pausenhof im Westen entstehen. An die Halle schließt sich südlich der Probenraum für die Tölzer Stadtkapelle an. Der Boden wird dort tribünenartig gestaltet, vorgesehen sind ein Lagerraum und eine Garderobe, die über einen separaten Eingang zu erreichen ist. Im Erdgeschoss gibt es eine Aufenthaltszone, die "spannende Einblicke" hinab in den Probenraum freigebe, wie Ernst erklärte. Im Obergeschoss sind die Klassenzimmer zum Pausenhof hin gelegen, auf der Seite zur Jahnstraße befinden sich Fachräume. Am südlichen Ende der ersten Etage soll die Mittagsbetreuung unterkommen, die dort einen eigenen Zugang erhält.

Der Erweiterungsbau entsteht Ernst zufolge im Erdgeschoss und im Souterrain in "schlanker Betonbauweise". Dies sei aus statischen Gründen nötig, sagte er. "Andernfalls hätten wir die Schule höher bauen müssen." Ansonsten sieht der Entwurf viel Holz im Obergeschoss und an den Fassaden vor. Dies seien "Zitate der Holzschindeln", die in Tölz häufig auftauchten, so der Stadtbaumeister. Das Flachdach soll begrünt werden und eine Photovoltaikanlage bekommen. Draußen ist neben dem Pausenhof viel Grün geplant, zudem soll ein kleiner Teich angelegt werden, auch als Wasserrückhaltebecken. Außerdem sind für das Gelände insgesamt 36 Parkplätze vorgesehen, zwei mehr als laut Stellplatzsatzung nötig. Das Fazit des Stadtbaumeisters: "Insgesamt finde ich, dass die Schule sehr einzigartig ist, von der Raumkonzeption, von den Einblicken her."

Michael Lindmair (FWG) gefiel der Plan für die Umgestaltung der Jahnschule, die nach bisherigen Schätzungen einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen dürfte. Darin seien "viele Ideen aus vielen Bereichen" verarbeitet worden, sagte der Zweite Bürgermeister. Die dunklen Böden, die im Entwurf zu sehen sind, missfielen Filiz Cetin (SPD). Zudem wollte sie wissen, ob es auch Aufzüge gebe und wie der Neubau beheizt werde. Die Farbe der Böden stehe noch nicht fest, erwiderte Ernst. Ein Aufzug sei am Eingang zum Probenraum vorgesehen, weil die Musikerinnen und Musiker ihre schweren Instrumente ja auch ins Lager bringen müssen. Und was die Heizung betrifft, so sei daran gedacht, ein Fernwärmenetz zu entwickeln, so Ernst.

Eine andere Form der Energieerzeugung brachte Dorothea Bigos (Grüne) ins Gespräch. Ob denn nie daran gedacht worden sei, solarthermische Fassaden zu schaffen, wollte sie wissen. "Das ist ein großes Gebäude mit viel Fassadenfläche, wo man viel Energie erzeugen kann", sagte Bigos. Diese Idee sei bislang in der Tat noch nicht thematisiert worden, antwortete der Stadtbaumeister. Über die Photovoltaikanlage auf der begrünten Dachfläche werde der gesamte Strombedarf der Schule gedeckt. Bauamtsleiter Christian Fürstberger wandte ein, dass solarthermische Fassaden sehr teuer seien: "Das kann man anschauen lassen, aber ich glaube nicht, dass uns das weiterbringt."

Ob der Neubau gegebenenfalls aufgestockt werden könne, fragte Josef Steigenberger (CSU). Die Antwort von Ernst: "Aus städtebaulicher Sicht: nein". CSU-Fraktionschef René Mühlberger bezeichnete den Entwurf als "sehr gefällig", hakte aber nach, wo es noch Erweiterungsmöglichkeiten für die Schule gebe. Dies wäre sei nach Osten zum Krottenbach hin möglich, erklärte Ernst. Auf Nachfrage vom Moritz Saumweber (Grüne) teilte der Stadtbaumeister noch mit, dass ein Platz für Roller und Fahrräder "unter den Arkaden" vorgesehen sei.

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SZ vom 19.06.2020
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