Süddeutsche Zeitung

Aus wirtschaftlichen Gründen:Ascholdinger Schwimmbad bleibt zu

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Nach jahrelangem Hin und Her verkündet Bürgermeisterin Leni Gröbmaier die Schließung der Badeanstalt. Nur mehr Schulen und Vereine dürfen es nutzen

Von Benjamin Emonts

Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BDL) hat schlechte Nachrichten für die Schwimmbegeisterten aus Dietramszell und Umgebung: Das Ascholdinger Hallenbad bleibt in Zukunft für die Öffentlichkeit geschlossen. Die finanzielle Belastung durch das Bad sei für die Kommune zu hoch, das nötige Personal und fällige Sanierungsarbeiten könne man sich nicht leisten. "Ich sehe keinen anderen Weg", sagt die Bürgermeisterin. Nach der Eröffnung des interkommunalen Hallenbades in Geretsried im September kommenden Jahres werde das Ascholdinger Bad abgerissen. Bis dahin dürfen es nur noch Schulklassen und Vereine nutzen - unter eigener Aufsicht.

Das lange Hin und Her um das in die Jahre gekommene Bad hat damit ein Ende gefunden. Die letzten Hoffnungen auf dessen Erhalt dürfte Gröbmaier mit ihren jüngsten Aussagen endgültig zunichte gemacht haben. Der zunehmende Wartungsaufwand sei durch das vorhandene Personal nicht mehr zu stemmen, erklärt die Bürgermeisterin. Allein in diesem Jahr komme auf die Gemeinde ein Defizit von etwa 100 000 Euro für Instandhaltungskosten zu. Die Besucherzahlen seien zuletzt stark rückläufig gewesen. Angesichts des Neubaus in Geretsried wolle die Kommune deshalb keine größeren Investitionen mehr in das Bad stecken. Ein Neubau, wie ihn manche fordern, sei ausgeschlossen. Fünf Millionen Euro würde er kosten, sagt Gröbmaier. "Es ist lächerlich, sich damit zu befassen."

An der Haltung der Bürgermeisterin wird nun Kritik laut, insbesondere aus dem örtlichen Förderverein, der sich 2009 zur Erhaltung des Schwimmbades gegründet hatte. Nach dem Bau des Bades Anfang der 1970er-Jahre hatte die Gemeinde jahrzehntelang keine Investitionen getätigt, sodass das Bad zunehmend marode und an manchen Stellen baufällig wurde. Vor zehn Jahren ließ die Kommune das Bad dann umfangreich untersuchen. Laut Bürgermeisterin Gröbmaier stellte sich dabei heraus, dass weder ein Neubau noch eine Sanierung wirtschaftlich Sinn ergaben. In den vergangenen Jahren blieb das Bad immer wieder zeitweise geschlossen, weil der Bademeister erkrankt war oder stützende Säulen am Rosten waren. Gröbmaier betonte stets, dass die Schließung nur noch eine Frage der Zeit sei. Einige Bürger schlossen sich darauf zu besagtem Förderverein zusammen. Zu Spitzenzeiten zählte er mehr als 80 Mitglieder.

Der ehemalige Vorsitzende Franz Kappelar hält der Bürgermeisterin vor: "Sie hatte nie Bock auf das Schwimmbad. Ihr war es immer ein Dorn im Auge." Sie habe versprochen, das Bad erst dann für die Öffentlichkeit zu schließen, wenn das neue in Geretsried eröffnet hat, wirft Kappelar ihr vor. Dass die Gemeinde das Bad nun auf Kosten der Steuerzahler weiter beheizt, ohne die Öffentlichkeit hineinzulassen, empfindet er als "Witz". Die Kommune sei "unfähig", das Schwimmbad wirtschaftlich zu nutzen. Wegen der unregelmäßigen Öffnungszeiten seien die Leute irgendwann nicht mehr gekommen, sagt Kappelar. Und die Gemeinde habe nie Werbung für das Schwimmbad gemacht.

Kritik äußert auch der amtierende Vereinsvorsitzende Peter Hecher: "Ich bin enttäuscht und frustriert." In Eigenregie, so erzählt er, hätten die Mitglieder des Fördervereins den gesamten Innenraum des Schwimmbades gestrichen, die Fenster erneuert, Spielzeug für den Schwimmunterricht besorgt oder Fliesen neu verfugt. Ortsansässige Firmen seien als Sponsoren gewonnen worden, um die Maßnahmen zu finanzieren. Der Gemeinde, so schätzt Hecher, seien auf diese Weise Kosten im niedrigen sechsstelligen Bereich erspart worden. Das interkommunale Hallenbad in Geretsried, ist Hecher überzeugt, werde die Gemeinde deutlich stärker finanziell belasten als der Erhalt des eigenen Schwimmbades. Der Förderverein befinde sich inzwischen in Auflösung. "Der Zug ist abgefahren. Ich kann es leider nicht ändern."

Bürgermeisterin Gröbmaier widerspricht den Vorwürfen. Sie habe stets betont, dass das Bad nur dann vorübergehend geöffnet bleiben könne, wenn keine größeren Kosten anfallen würden. Das sei aber der Fall. Das große ehrenamtliche Engagement des Fördervereins habe sie immer sehr zu schätzen gewusst. "Davor habe ich größten Respekt." Die Entscheidung zugunsten des interkommunalen Hallenbades in Geretsried sei aus wirtschaftlichen Gründen unausweichlich gewesen. Wie es nach dem Abriss des Ascholdinger Hallenbades mit dem Grundstück weitergeht, sollen die Bürger mitentscheiden dürfen. Eine Möglichkeit sei Wohnungsbau anstelle des einstigen Schwimmbads.

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SZ vom 18.02.2019
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