Süddeutsche Zeitung

Wohnen:CSU will große Straßen mit Häusern überbauen

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Von Sebastian Krass

Wer auf der Berliner Ringautobahn die Ausfahrt Schmargendorf nimmt und nach Süden Richtung Steglitz fährt, der kommt bald in einen Tunnel von 600 Metern Länge. Das Besondere an ihm ist, dass obendrauf ein gewaltiger Wohnkomplex steht, die sogenannte Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße, oder kurz: "die Schlange". Knapp 50 Meter und bis zu 14 Stockwerke hoch ist der Riegel. 3400 Menschen leben dort in 1500 Wohnungen. Seit Ende vergangenen Jahres steht die Schlange unter Denkmalschutz.

Wenn es nach der CSU-Fraktion im Münchner Stadtrat geht, könnte dieses Gebäude zum Vorbild für die Stadt werden, um neuen Wohnraum zu schaffen. In einem Antrag mit der Überschrift "A bisserl was geht immer: innovative Nachverdichtung durch Überbauung großer Straßen?" will eine Gruppe Stadträte um Fraktionschef Manuel Pretzl wissen, ob das Planungsreferat schon einmal untersucht hat, welche Straßen in München mit Wohnraum überbaut werden könnten.

Und wenn ja, ob es Studien gibt, wie es um die Kosten steht und welchen Nutzen die Nachbarn hätten, etwa weil weniger Straßenlärm und Abgase freigesetzt werden. Außerdem fragen die Kommunalpolitiker, welchen Unterführungen auf dem Mittleren Ring und welchen Autobahnenden man für eine solche Überbauung in Frage kommen könnten. Abschließend wollen sie wissen, ob es schon Investoren gab, die der Verwaltung konkrete Projektpläne dieser Art vorgestellt hätten.

Die CSU-Stadträte weisen allerdings selbst darauf hin, dass es weltweit nur wenige weitere Vorbilder für eine solche Überbauung von Straßen gebe. Sie nennen neben der Berliner Schlange das Messeparkhaus in Stuttgart und das Gate Tower Building in Osaka/Japan. Etwas ältere, allerdings auch deutlich kleinere Beispiele sind der Ponte Vecchio in Florenz und die Krämerbrücke in Erfurt - mit dem Unterschied, dass dort nicht Straßen überbaut wurden, sondern Flüsse.

Vor vier Jahren gab es in München tatsächlich einen halbwegs konkreten Vorschlag in diese Richtung. Damals schlugen die Bauunternehmer Rolf und Bodo Rossius vor, man könne über die Fahrbahn der Landshuter Allee auf einer Länge von 1500 Metern zwischen Hirschberg- und Heideckstraße einen Deckel legen und obendrauf Wohngebäude und Grünflächen schaffen. Damit wollten die Initiatoren nicht nur Wohnraum schaffen, sondern auch die Zerschneidung Neuhausens durch den Mittleren Ring beseitigen.

Allerdings lehnte das Planungsreferat den Vorschlag "aus fachlicher Sicht" ab. Als einen Grund nannte Stadtbaurätin Elisabeth Merk, dass wegen fehlender Zufahrten zur unterirdischen Straße zu viel Verkehr an der Oberfläche verbleiben würde. Stattdessen plant das Baureferat nun, den Tunnel unter der Landshuter Allee eventuell zu verlängern. Ein großes Thema dabei sind weiter die Zufahrten.

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Quelle:
SZ vom 23.08.2018
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