Süddeutsche Zeitung

Wirtshaus in Pasing:Schweizer Hof eröffnet wieder

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Von Franz Kotteder

Genau genommen ist das natürlich eine echte Sensation: In München wird zwei Monate lang ein Wirtshaus renoviert, bekommt einen neuen Wirt - und trotzdem bleibt es bei konkurrenzlos niedrigen Preisen für Speisen und Getränke. Eigentlich kommt so etwas nicht vor in der Stadt. In Pasing jetzt aber schon. Denn am Mittwoch macht der Schweizer Hof an der Planegger Straße wieder auf.

Das altehrwürdige Wirtshaus hat jetzt Hans Stadtmüller gepachtet. Er wird es mit seiner 26-jährigen Tochter Melanie führen, und er hat vor allem einen Ehrgeiz: "Ich möchte keinen der bisherigen Gäste verlieren." Stadtmüller ist auf der Wiesn Wirt der Fischer-Vroni, führt außerdem das Jagdschlössl am Rotkreuzplatz, und er hat offenkundig eine Schwäche für Traditionswirtschaften. Diese Eigenschaft braucht man auch, wenn man den Schweizer Hof so weiterführen will wie bisher.

Von Leberspätzlesuppe über Milzwurst zum Kalbsbraten

Das ist so einfach nicht, selbst wenn man bisher schon in der Wirtsstube kaum einen freien Platz fand. Wenn die Halbe 3,20 Euro kostet, der Schweinsbraten 6,90 Euro und die Karte auch noch sehr umfangreich ist und von der Leberspätzlesuppe bis zur Milzwurst und zum Kalbsbraten reicht, dann wird man damit nicht reich, jedenfalls nicht auf die Schnelle.

Stadtmüller sagt, die Augustiner-Brauerei sei ihm bei den Pachtverhandlungen entgegengekommen, weil man dort nicht nur das Wirtshaus, sondern auch die Gästestruktur erhalten wollte. Augustiner hat dann renoviert, beispielsweise den Schanktresen erneuert und die Toiletten, einen neuen Boden in der hinteren Stube verlegt, auch in der Küche ist etwas passiert. Da will Stadtmüller erst einmal schauen, wie man zurechtkommt. Im Hinterhaus gibt es nun eine Vorküche und eine kleine Metzgerei. Darauf hat der gelernte Metzger Stadtmüller Wert gelegt. Zwei Tage die Woche werden dort Schweine- und Kalbshälften verarbeitet, Leberkäse und Wollwürste nach Art des Hauses entstehen hier.

Fast vergessene bayerische Gerichte

So erklärt Hans Stadtmüller auch die nach wie vor niedrigen Preise: "Wenn man das ganze Tier verarbeiten kann, kommt man natürlich auch bei den Kosten günstiger weg." Dafür steht auch die Speisekarte mit teilweise fast schon vergessenen bayerischen Gerichten. Darum kümmert sich Küchenchef Asso Arkawasy, er hat zuvor bereits im Jagdschlössl und im Lindwurmstüberl, das Stadtmüllers Sohn Hans Junior führt, gekocht.

Die Karte wird fast die gleiche sein wie unter Stadtmüllers Vorgängerin Mariele Rapp, die Ende Dezember aufgehört hat, weil sie es an der Zeit fand, mit ihren 78 Jahren. "Sauerbraten kommt hinzu", sagt Stadtmüller, "sonst kochen wir die gleichen Gerichte. Alles wird frisch in der Küche gemacht: auch sämtliche Fonds, bei uns gibt's keine Packerlsoß'."

Das werden nicht nur Stammgäste gerne hören. Sondern auch Mariele Rapp. "Sie hat gesagt, sie kommt natürlich zur Eröffnung vorbei", erzählt Stadtmüller, "und immer dann, wenn ihr langweilig ist." Den Segen der alten Wirtin scheint der neue Wirt jedenfalls zu haben.

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Quelle:
SZ vom 10.03.2015
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