Süddeutsche Zeitung

Verkehr:So will Reiter den Stau-Wahnsinn in München bekämpfen

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Von Dominik Hutter

Angesichts des ständigen Stillstands auf Münchner Straßen will sich Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nun die großen Magistralen im Stadt-Umland-Verkehr vorknöpfen. In Zusammenarbeit mit dem Freistaat und den Nachbargemeinden soll im Rahmen des "Verkehrspaktes Großraum München" ausgelotet werden, wo dringend etwas passieren muss, um die alltäglichen Staus zu bekämpfen.

Den Anfang könnte die Dachauer Straße machen, offiziell Bundesstraße 304 genannt, die jenseits der Stadtgrenze als Münchner Straße durch Karlsfeld nach Dachau führt. Reiter kann sich vorstellen, noch weitere große Ausfallstraßen im "Verkehrspakt" zu berücksichtigen - Projekte, für die mehrere Behörden zuständig sind und die daher nur langsam vorankommen. Das Vorbild liefert der Föhringer Ring, auf dessen vierspurigen Ausbau sich Stadt, Freistaat und die Gemeinde Unterföhring nach langem Ringen geeinigt haben.

Die von Reiter favorisierte Dachauer Straße hat im Münchner Staukalender einen festen Platz - obwohl sie relativ gut ausgebaut ist, geht es dort oft nur sehr langsam voran. Der nördliche Vorort Karlsfeld wünscht sich seit Langem einen Tunnel. Das aber hängt nicht zuletzt vom Bundesverkehrswegeplan ab - die B 304 ist von nationaler Bedeutung. In München selbst spielt das keine Rolle. Mit Ausnahme der Autobahnen ist die Stadt für die Straßen aller Kategorien zuständig, der Mittlere Ring (offiziell Bundesstraße 2R) wurde in Eigenregie ausgebaut.

Außerhalb des Stadtgebiets aber wird es kompliziert - und damit in Reiters Augen ein Fall für den "Verkehrspakt". Wie genau die Dachauer Straße leistungsfähiger werden kann, weiß auch Reiter noch nicht. Es dürfe aber nicht allein um Autos gehen. Auch die Frage, ob ein Fahrradschnellweg sinnvoll ist, müsse eine Rolle spielen, und ebenso das optische Erscheinungsbild der Asphaltschneise sowie der öffentliche Nahverkehr.

Allerdings ist die Dachauer Straße nur eine von vielen Verkehrsschneisen, auf denen sich vor allem im Berufsverkehr Blech an Blech reiht. Ob Landsberger Straße, Wasserburger Landstraße, Tegernseer Landstraße oder Lerchenauer Straße - die Fahrtzeiten für Pendler haben sich in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich verlängert. Eineinhalb Stunden im näheren Stadt-Umland-Verkehr sind längst keine Seltenheit mehr. Am Mittleren Ring, der wohl schlimmsten Staufalle der Stadt, gibt es Ausbaupläne sowohl an der Landshuter Allee als auch am McGraw-Graben und im Englischen Garten. Mit Ausnahme des Park-Tunnels, der breiter wird als die heutige Straße, haben die Röhren-Projekte auf dem schon weitgehend kreuzungsfrei ausgebauten Ring jedoch nur eine überschaubare verkehrliche Wirkung.

Ein Tunnel ist auch an der Schleißheimer Straße angedacht, die zum nördlichen Autobahnring verlängert werden könnte - ein Plan, den Reiter mit dem "Verkehrspakt" angehen will. Auch auf dieser Trasse, deren Ausbau heftig umstritten ist, müssen mehrere Behörden zusammenarbeiten. Und zumeist auch gemeinsam zahlen. Beim Föhringer Ring, der von Münchner Flur in den Landkreis verläuft, haben Stadt, Freistaat und die Gemeinde Unterföhring Geld zugesagt. Diese wichtige Trasse im Nordosten ist besonders kostspielig, da die Isarbrücke erneuert werden muss.

Weitere Straßenprojekte im "Verkehrspakt" sind der Ausbau auch des nördlichen Autobahnrings auf acht Spuren sowie der A 99-West und der A 94 jenseits des Ostkreuzes auf sechs Spuren. Bei der S-Bahn geht es um die Untersuchung des Nordrings für den S-Bahn-Verkehr sowie den viergleisigen Ausbau mehrerer Strecken (S 4 Pasing-Eichenau, S 2-Ost bis Markt Schwaben und S 8 Daglfing-Johanneskirchen). Die U-Bahn-Linie 6 könnte nach Neufahrn, die Tram 20 in den Landkreis Dachau verlängert werden. Ebenfalls nachgedacht wird über eine Tram zwischen Perlach, Ottobrunn und Taufkirchen.

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SZ vom 04.01.2018
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