Süddeutsche Zeitung

Verkehr am Marienplatz:Fußgängerzone total

Radl, Busse und Taxis müssen weichen - der Marienplatz wird zur totalen Fußgängerzone. Aus der Radler-Perspektive ist der neue Stöpsel im Stadtzentrum ein herber Schlag. Trotzdem ist die Entscheidung richtig.

Kommentar von Dominik Hutter

So kann es gehen: Erst wird mehrere Jahre ergebnislos debattiert, Verwaltungsexperten zerbrechen sich die Köpfe. Dann erbarmt sich kurzerhand eine Politikerrunde - und plötzlich gibt es eine Lösung für das Kuddelmuddel am Marienplatz, das sich Fußgänger, Radfahrer sowie Busse und Taxis dort tagtäglich liefern. Fußgängerzone total. Radl, Busse und Taxis müssen weichen. Für die beiden Letzteren ist das problemlos zu verkraften, sie halten künftig eben ein paar Meter weiter entfernt. Aus der Radler-Perspektive allerdings ist der neue Stöpsel im Stadtzentrum ein herber Schlag.

Trotzdem haben sich CSU und SPD für die richtige Variante entschieden. Ein Nebeneinander so vieler (teilweise unachtsamer) Fußgänger mit so vielen (teilweise rücksichtslosen) Radfahrern lässt sich nicht problemlos managen. Wer immer noch die Harmonie von Rasern und Flaneuren in der urbanen Kuschelzone beschwört, träumt entweder von der baldigen Erschaffung eines besseren Menschen, oder aber er war schon lange nicht mehr am Marienplatz. Am Umweg über Viktualienmarkt und Sparkassenstraße wird der Radverkehr in München nicht zugrunde gehen, der kleine Schlenker ist absolut zumutbar.

Wie der Schlenker genau aussieht, bedarf allerdings noch einiger Überlegungen. Auch die sogenannte Kustermann-Fahrbahn am Viktualienmarkt ist nicht unendlich aufnahmefähig - es ist sogar ziemlich wahrscheinlich, dass dieser ebenfalls als Fußgängerzone (mit Ausnahmen) ausgeschilderte Bereich nach kurzer Zeit zum nächsten Problemkind der Altstadt wird.

Und auch die ziemlich schmale Sparkassenstraße sowie die nördlich anschließende Querung der Maximilianstraße sind bislang nicht auf größere Radler-Mengen ausgelegt. Viele Details sind noch offen. Aber die große Linie steht endlich fest.

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Quelle:
SZ vom 03.12.2014
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