Süddeutsche Zeitung

Unfälle in München:Mann stürzt auf Rolltreppe zu Tode

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Von Andreas Schubert, München

Vor Rolltreppen sollen kleine Bilder, sogenannte Piktogramme, zur Vorsicht mahnen. So will es die EU. Dennoch verletzen sich an U- und S-Bahn-Ausgängen Menschen - mit zum Teil schweren Folgen. Am Samstag passierten in München gleich zwei Unfälle, einer davon mit tödlichem Ausgang. Ein 75 Jahre alter Mann aus München fuhr am frühen Abend gegen 17.40 Uhr am Stachus mit der Rolltreppe nach unten, als er plötzlich stürzte und sich dabei einen Halswirbel brach. Ein Notarzt, den Zeugen alarmiert hatten, versuchte den bewusstlosen Mann vergeblich wiederzubeleben. Der Mann wurde in ein Münchner Krankenhaus gebracht, wo er an seinen schweren Verletzungen starb.

Nach Angaben der Polizei war der 75-Jährige mit deutlich über zwei Promille stark alkoholisiert. Weitere Personen waren nach bisherigen Erkenntnissen an dem Unfall nicht beteiligt. Zeugen, die womöglich Hinweise zum Unfallhergang geben können, werden gebeten, sich beim Unfallkommando unter der Telefonnummer 089/6216-3322 zu melden.

Kinderwagen stürzt die Rolltreppe hinab

Glück im Unglück dagegen hatten eine Großmutter und ihr ein Jahr alter Enkel bei einem Unfall am Samstagmittag. Am U-Bahnhof Poccistraße wollte die 63-Jährige das Kleinkind, das im Kinderwagen saß, mit der Rolltreppe nach oben bringen. Dazu stellte sie den Wagen rückwärts auf die Treppe. Während der Fahrt habe sich der Kinderwagen jedoch verkantet und die Frau habe ihn nicht mehr festhalten können, teilte die Polizei mit. Die Folge: Der Wagen stürzte nach unten und überschlug sich, wobei der Einjährige mit dem Kopf aufschlug.

Glücklicherweise kam er mit einer Platzwunde davon. Der sofort von Passanten verständigte Rettungsdienst brachte den Jungen in ein Kinderkrankenhaus, wo er ambulant behandelt wurde. Zusätzlich zu ihrem Schreck bekam die Oma eine Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung. Dies verlange die rechtliche Lage, sagte Polizeisprecher Sven Müller am Sonntag. Dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen die Großmutter einstellen werde, sei durchaus möglich.

Müller wies darauf hin, dass laut einer EU-Richtlinie namens DIN EN 115 für Fahrtreppen eindeutig von deren Benutzung mit Kinderwagen abgeraten wird. Ein rechtlich bindendes Verbot sei dies jedoch nicht, lediglich eine Empfehlung. Die EU-Richtlinie sorgte bei ihrem Inkrafttreten vor ziemlich genau sechs Jahren in vielen deutschen Großstädten für Verwirrung. Zunächst wurde sie als Verbot interpretiert, was einen Proteststurm von Müttern provozierte. Die Münchner Verkehrsgesellschaft MVG sprach seinerzeit von Überregulierung.

Unfälle an Rolltreppen sind in München trotz des täglichen Gedränges relativ selten, aber gefährlich. Vergangenen April lag ein damals 64-jähriger Mann nach einem Sturz in Moosach wochenlang im Krankenhaus. Vor drei Jahren kam an der Poccistraße ein 88 Jahre alter Rentner auf der Rolltreppe ums Leben.

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Quelle:
SZ vom 04.01.2016
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