Süddeutsche Zeitung

Giesing:Vorlage ins Leere

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Anwohner sehen ihre Einwände bei der Studie zum Ausbau des Sechzger-Stadions nicht berücksichtigt

Von Julian Raff, Giesing

Vom Ergebnis der Machbarkeitsstudie zum Stadionausbau an der Grünwalder Straße hat der Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) Untergiesing-Harlaching, Clemens Baumgärtner, nach eigenem Bekunden erst aus der Presse erfahren - eine "in camera"-Entscheidung, die der CSU-Politiker und Wirtschaftsreferent der Stadt, gelinde gesagt "schwach" findet. Die Stellungnahmen aus seinem Bezirksausschuss und aus einem runden Tisch mit den Anwohnern sieht Baumgärtner im bisherigen Verfahren als "lästiges Anhängsel" abgetan, was er und das gesamte Gremium scharf rügen.

Vor allem beim Lärmschutz fühlen sich die Stadion-Nachbarn komplett überhört. Wie eine Anwohnergruppe dem BA schreibt, werde zwar die Lautsprecheranlage bei kleineren Spielen mit wenigen Zuschauern inzwischen deutlich herunter geregelt, dafür werde dann aber auch durchgehend getrommelt, was die Lärmimmissionen um drei bis fünf Dezibel steigere. "Bisherige Erklärungsversuche des Sportamtes dazu wirken hilflos und können einer Überprüfung nicht standhalten", heißt es im Anwohnerschreiben. Winfried Schreyer (SPD), der das Geschehen im Stadion als Löwenfan genau beobachtet, bestätigte, dass unlängst bei einem Spiel der Bayern-Amateure gegen Chemnitz mit lediglich dreistelliger Zuschauerzahl die Trommeln weithin zu hören gewesen seien. Die zweite FCB-Mannschaft sähe Schreyer insgesamt im neuen Bayerncampus an der Ingolstädter Straße besser aufgehoben.

Bei Großveranstaltungen im Sechzger-Stadion mit mehr als 4000 Zuschauern würden die Lärmgrenzwerte ohnehin zwangsläufig überschritten - nicht 18 Mal pro Jahr, wie es maximal zulässig wäre, sondern im vergangenen Jahr mindestens 21 Mal, so die Anwohner. Die bisher angebrachte, einen Meter hohe Lärmschutzwand zur Grünwalder Straße hin blieb offenbar weitgehend wirkungslos. Das Ausbauprojekt birgt für die Anrainer aber auch Hoffnung: Ein "kompetent geplanter Umbau" mit Überdachung aller Plätze könnte "die Immissionswerte deutlich verringern und einen Großteil der Beschwerden beheben", heißt es in dem Anwohnerschreiben.

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Quelle:
SZ vom 30.08.2019
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