Süddeutsche Zeitung

Trudering:Lernen ohne Druck

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Im Gewerbegebiet Moosfeld startet im Herbst die private "Innovative Schule München". Die Realschule mit Schwerpunkt Wirtschaft und Recht will den Eltern ein "Rundum-Sorglos-Paket" bieten

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Die Ferien fallen aus für Peter Gebert, Stefan Ostermaier und Thomas Klingshirn. Sie tun alles dafür, dass im Herbst der Schulbetrieb reibungslos starten kann, der Betrieb ihrer eigenen neuen privaten "Innovativen Schule München", einer Realschule mit Schwerpunkt Wirtschaft und Recht im Gewerbegebiet Moosfeld, am Schatzbogen 29. Es ist das Gebäude, aus dem nun das griechische Lyzeum ausgezogen ist, in eine Büroimmobilie in Neuperlach. Der Antrag zur Schulgründung war auch schon vor Monaten gestellt worden, doch erst jetzt kam die Genehmigung des Kultusministeriums. "Im großen gelben Umschlag", freut sich Ostermaier.

Er ist die treibende Kraft hinter dem Projekt, der "Gründer". Er ist Vater dreier Kinder von schon 17, 18 und 26 Jahren. Alle drei waren oder sind Waldorfschüler. Selbst dort jedoch spüre man schon Druck, sagt er. Druck, der sich auch mal in Tränen äußert, etwa bei den Hausaufgaben: "Die Kinder dürfen nicht mehr Kind sein."

Dem will Ostermaier sein Ideal von einer "Schule ohne Angst" entgegensetzen. Durch Zufall kam er auf die Idee. Als Vater wollte er helfen bei der Sanierung der Waldorfschule Schwabing, hatte ein Ausweichquartier für die Umbauphase gefunden. Dieses Projekt zerschlug sich, doch da war nun diese für eine Schule geeignete Immobilie, für Ostermaier hatte das Aufforderungscharakter. Zudem las er ein Buch des bekannten Pädagogen Jesper Juul zum Thema "Schulinfarkt".

Das Haus stand dann doch nicht zur Verfügung, aber die Idee hielt sich. Er fand Mitstreiter, darunter Peter Gebert, der an mehreren Privatschulen als Geschäftsführer Erfahrung gesammelt hat, und Mitgründer Thomas Klingshirn: Dieser hat bereits eine private Kita gegründet.

Sie entdeckten das passende Domizil, doch viel ist da zu tun, zu renovieren, zu möblieren, wenn die Schule im September starten soll. Aber die Innovative Schule soll langsam wachsen, erst einmal beginnt sie mit den Klassen fünf und sechs. Schulleitung und ein kleines, engagiertes Team haben die drei schon gefunden. Die Klassen sind bisher nicht voll, Zusagen waren Interessierten noch zu unsicher. Die Gründer sind aber optimistisch, dass ihr Konzept überzeugt. Dieses orientiert sich genau am Lehrplan. Doch sie wollen eine Atmosphäre schaffen, in der Lernen Freude macht, Angst keine Chance hat.

Erste Stunde: Frühstück. Lehrer und Schüler starten gemeinsam in den Tag, können manches in ungezwungener Umgebung erzählen. Dann möglichst viel fächerübergreifender Projektunterricht, gemeinsames Mittagessen. Im Offenen Ganztag werden die Hausaufgaben erledigt. Die Lehrer können dabei schnell mal was erklären, teure Nachhilfestunden sollen so überflüssig werden. Noten? Natürlich werde es Noten geben, jeder wolle wissen, wo er steht. Doch eine Note sei eine Momentaufnahme. Kein Drama, kein Kampf um Zehntel, demotivierendes Sitzenbleiben soll durch viel Förderung möglichst vermieden werden. Verständnis, Motivation, Spaß, das sollen die Zauberformeln sein.

Aufgenommen werden in Trudering nicht nur Kinder mit dem für den Übertritt sonst nötigen Durchschnitt, das mag manchen Eltern Hoffnung machen. Auch sonst will die Schule den Eltern ein "Rundum-Sorglos-Paket" bieten: Betreuung notfalls bis 18 Uhr und nur sechs Wochen echte Schließung, die restlichen Ferien über gibt es bei Bedarf qualifizierte Betreuung.

Das Schulgeld will der neue Träger einkommensabhängig staffeln: Gebert geht davon aus, dass Eltern im Schnitt rund 350 bis 400 Euro zahlen. Damit sich alles rechnet, wollen sie anfangs Räume untervermieten, etwa die Turnhalle, aber auch die oberen Stockwerke, sie denken an möglichst kulturelle Nutzungen. Aber so nach und nach werde ihre Schule voll, dann soll auch noch eine Fachoberschule hinzukommen, planen sie.

Am Samstag, 4., und am Samstag, 18. August, jeweils 10 bis 13 Uhr, gibt es für Interessenten einen Tag der offenen Tür am Schatzbogen 29.

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Quelle:
SZ vom 03.08.2018
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