Süddeutsche Zeitung

Giesing:Tegernseer Platz soll neu gestaltet werden

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Fußgänger und Radfahrer sollen mehr Platz bekommen. Dafür muss allerdings ein U-Bahn-Eingang zugeschüttet werden. Fahrgastverbände kritisieren den Plan - und warnen vor der Unfallgefahr.

Von Andreas Schubert

Wie weit soll und darf die Umgestaltung des öffentlichen Raumes zugunsten von Radfahrern und Fußgängern gehen? Am Tegernseer Platz in Giesing soll ein U-Bahn-Ausgang zugeschüttet werden, um einen breiteren Radweg zu ermöglichen. Das zumindest plant das Baureferat für den Knotenpunkt, an dem sich unter anderem die U-Bahn-Station Silberhornstraße (Linie U2) sowie Haltestellen der Tram 25 und der Buslinie 58 befinden. Doch die Pläne werden heftig kritisiert.

Aktuell sind am Tegernseer Platz nicht nur Radler und Fahrzeuge unterwegs, sondern auch viele Passanten. Letzteren stehen kaum Aufenthaltsbereiche zur Verfügung. Einen sicheren Radweg Richtung Süden gibt es auch nicht. Und: Auf dem rund 4000 Quadratmeter großen Platz stehen lediglich vier Bäume.

Das soll nun anders werden: Auf der östlichen Seite des Platzes sollen Autos nur noch auf einer Spur fahren. In der Mitte des Platzes soll ein Grünstreifen mit vielen Bäumen entstehen, die im Sommer so etwas wie ein grünes Dach bilden könnten. Die Flächen für Fußgänger sollen vergrößert werden. Und damit auch die Radfahrerinnen und Radfahrer nicht zu kurz kommen, soll der westliche Eingang zur U-Bahn-Station geschlossen werden, um Platz für einen baulichen Radweg zu schaffen. Von derzeit fünf Abgängen zur U-Bahn blieben vier übrig. Den mittlere Abgang zur Station will das Baureferat verlegen und verbreitern - auch um Platz für eine verlängerte Tram-Haltestelle zu schaffen.

Dem Fahrgastverband Pro Bahn und dem Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr (AAN) gefällt das überhaupt nicht. "Neben den schlechteren Umsteigemöglichkeiten bedeutet deutlich weniger Platz an einer derart wichtigen Umsteigestation auch ein Sicherheitsrisiko für die Fahrgäste", sagt Andreas Barth, Münchner Sprecher von Pro Bahn. Durch die Aufgabe des westlichen U-Bahn-Aufgangs müssten die Fahrgäste der Tram 25 in Richtung Süden beim Umsteigen von und zur U-Bahn künftig die Tramgleise queren. Dies würde öfters zu gefährlichen Situationen führen, so Barth. Wenn Fahrgäste, die aus der U-Bahn kommen, eine wartende Tram Richtung Grünwald noch erreichen wollten, bestehe die Gefahr, dass sie vor einer einfahrenden Tram der Gegenrichtung über die Gleise laufen.

Berthold Maier vom AAN sieht ebenfalls "massive Nachteile" für die ÖPNV-Nutzer. "Fahrradfahrer werden unnötig gegen Fahrgäste ausgespielt", kritisiert Maier. Auch die CSU-Fraktion lehnt die Pläne strikt ab. Das Wirtschaftsreferat äußert Bedenken im Sinne der Autofahrer. In ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen sollten die Postfiliale weiterhin mit dem Auto erreichen können. Ihnen sei nicht zuzumuten, größere Sendungen über eine längere Distanz zu Fuß zu transportieren, heißt es in einer Stellungnahme.

Eine Entscheidung über die Vorlage hat der Bauausschuss am Dienstag erst einmal in die Vollversammlung am 4. Oktober vertagt. Die Grünen teilten am Dienstag bereits mit, an den Plänen festhalten zu wollen.

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