Süddeutsche Zeitung

SZ Gute Werke:Ein Himmel voller Geigen

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Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und seine Dirigenten unterstützen seit 15 Jahren das SZ-Spendenhilfswerk mit umjubelten Benefizkonzerten.

Von Karin Kampwerth

Wenn die ganze Welt aus den Fugen zu geraten scheint, ist es nicht nur tröstlich, sondern macht auch Mut, dass manch Gutem eine wohltuende Beständigkeit anhaftet. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das Projekt "Musik für alle Kinder", das seit dem Jahr 2009 Familien unterstützt, für die Musikunterricht sonst ein unerschwinglicher Wunsch bliebe.

Mariss Jansons, 2019 verstorbener Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO), und der einstige SZ-Lokalchef Christian Krügel (†2018) suchten damals nach einer Möglichkeit, dem zunehmenden finanziellen Druck auf Eltern in München und im Umland etwas entgegenzusetzen. Der begnadete Musiker und der weitsichtige Journalist ahnten, dass die Bildung, noch dazu die kulturelle, schnell auf der Strecke bleibt, wenn das Einkommen nur noch ausreicht, um die Existenz zu sichern. So entstand die Idee zu den Benefizkonzerten zugunsten des Adventskalenders für gute Werke der Süddeutschen Zeitung.

Zahlreichen Mädchen und Buben konnte seitdem aus den Einnahmen der Benefizkonzerte Musikunterricht bezahlt und auch Hilfe bei der Finanzierung von Gitarre, Geige, Hackbrett oder Horn geleistet werden. Zudem unterstützte "Musik für alle Kinder" vor der Corona-Pandemie erste Konzertreisen der kleinen Nachwuchsinstrumentalisten, um so die Freude am Musizieren weiter zu fördern. Dazu trägt auch das längst ebenfalls traditionelle Familienkonzert bei, das unter der Mitwirkung von Rufus Beck wunderbare Geschichten von Katharina Neuschaefer musikalisch in Szene setzt.

Dieses Engagement wurde mit Beendigung der Einschränkungen umgehend wieder aufgenommen. Den Musikern und Musikerinnen des BRSO ist hoch anzurechnen, dass sie auch nach dem Tod ihres unvergessenen Maestros die Tradition der Benefizkonzerte weiterführen - in diesem Jahr mit ihrem neuen Chefdirigenten Sir Simon Rattle.

Weil die Synergie der klangvollen Kooperation in einer Zeit der anhaltenden Krisen ein zunehmend wachsender Lichtblick für Kunst und Kultur ist, wurde zudem der Kreis derer ausgeweitet, die auf Unterstützung angewiesen sind. So konnte nicht zuletzt in den Corona-Jahren vielen Kulturschaffenden geholfen werden, die durch die Lockdowns und den damit verbundenen Absagen von Konzerten und Auftritten in einen Überlebenskampf getrieben wurden. Vom Benefizkonzert 2022 gingen Spenden aus dem Verkauf der Benefizkonzerttickets auch an die Deutsche Orchester-Stiftung und deren Nothilfe-Topf für freischaffende Künstler in Bayern.

Eine Freude konnte auch alten Menschen bereitet werden, die während der ersten Monate, in denen das neue Virus seine weltumspannende Wirkung entfaltete, in Senioren- und Pflegeheimen von der Außenwelt abgeschnitten waren. Unter ihren Fenstern wurden Konzerte organisiert, die die Einsamkeit kurz vergessen ließen. Und: Die auftretenden Musiker bekamen eine Gage.

Auf ihre eigene Gage verzichten hingegen die Musiker und Musikerinnen des BRSO und ihre Dirigenten, damit der gesamte Erlös der Konzerte dem SZ-Spendenhilfswerk zukommen kann. Insofern kommen die Benefizabende einem - wenn man so will - musikalischen "Doppel-Wumms" gleich. Denn die Konzertbesucherin und -besucher dürfen einen unvergesslichen Abend höchsten musikalischen Genusses im Wissen erleben, Menschen zu helfen, die in München und im Umland nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Das galt auch für das jüngste Benefizkonzert im Januar im Münchner Herkulessaal, in dem Rattle nicht nur der großartigen Solistin Veronika Eberle an der Geige eine Bühne für ihre Virtuosität bot, sondern auch dem jungen Komponisten Johannes Wiedenhofer. Sein uraufgeführtes Stück ist Gen Z in Klassik. Eine Benefizkonzert, das musikalisch erneut ein Erlebnis war, weil es Freude, Aufbruch und Trost wunderbar in Einklang brachte.

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