Süddeutsche Zeitung

SZ-Adventskalender:"Wir haben Zeit, die wir spenden können"

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Sie gehen demonstrieren oder organisieren Benefiz-Aktionen: Iry Taranenko, Matthias Budesheim und andere "Students for Ukraine" unterstützen Geflüchtete.

Von Clara Löffler

Am frühen Morgen des 24. Februar 2022 wurde Iry Taranenko durch eine Nachricht geweckt. Es war der Tag, an dem die russische Invasion in der Ukraine begann. Iry ist in der Ukraine aufgewachsen. In der besagten Nachricht fragte jemand nach ihren Eltern, die sich zu diesem Zeitpunkt noch vor Ort befanden. "Ich werde diesen Morgen nie vergessen", sagt die 34-Jährige. An die folgenden Tage habe sie allerdings keine konkreten Erinnerungen, weil sie nur "funktionierte". Iry meldete sich sofort bei den Johannitern und half in der Aufnahmestelle am Luisengymnasium.

Zur gleichen Zeit wurde Matthias Budesheim aktiv. Seine Gedanken waren bei seinen ukrainischen Freunden, die er in Taizé, einem Wallfahrtsort in Frankreich, kennengelernt hatte. Der 23-Jährige ist in der Fachschaft Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität aktiv. An einem virtuellen Treffen, das er zusammen mit den Fachschaften anderer Fakultäten binnen 24 Stunden organisiert hatte, nahmen rund 100 Studierende teil. Bei der Kundgebung auf dem Geschwister-Scholl-Platz am darauffolgenden Sonntag seien es sogar rund 2000 Demonstrierende gewesen, erzählt Matthias, ein junger Mann mit dunklen Haaren und einem grauen Strickpullover, im Discord-Kanal von "Students for Ukraine".

Es ist derselbe Kanal, über den die Studenteninitiative damals wie heute ihre Projekte organisiert. Zum Beispiel mehrere Sammelaktionen für Sachspenden. Im Zuge dieser Aktionen wurde auch Iry, kurze blonde Haare, grauer Hoodie, auf die Gruppe aufmerksam und trat ihr bei. Sie studiert Interkulturelle Kommunikation an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München. Was als loser Zusammenschluss von Studierenden der Ludwig-Maximilians-Universität München begann, ist heute ein eingetragener Verein, in dem sich Studierende mehrerer Münchner Hochschulen zusammengeschlossen haben. Aber nicht nur die Organisationsform, sondern auch die Art des Engagements hat sich verändert.

Drei konkrete Projekte umfasst das Angebot "Students for Ukraine" inzwischen. Das "Peer-to-Peer-Mentoring" ermöglicht eine individuelle Betreuung von geflüchteten Studierenden, hilft ihnen bei Formularen und beim Ankommen und bietet gemeinsame Freizeitaktivitäten an. Mit Benefizveranstaltungen sammelt die Initiative Geld für die Ukraine. Wie im September auf der Alten Utting. Und im Projekt "Students for Children" schenken Studierende Kindern aus Flüchtlingsfamilien ihre Zeit, spielen und basteln mit ihnen, machen Ausflüge oder lesen ihnen vor. "Wir Studierenden haben nicht viel Geld, aber wir haben Zeit, die wir spenden können." So beschreibt Matthias das Motto des Vereins.

Und noch etwas hat sich geändert: Die Zahl der engagierten Studierenden ist zurückgegangen, übrig geblieben ist ein Kernteam von etwa 20 bis 30 Personen. Doch Iry sieht das realistisch: "Irgendwann verlagert sich das Interesse. Es herrscht immer noch Krieg, aber nicht nur in der Ukraine, auch im Iran gibt es gerade eine Bewegung." Angesichts der vielen gleichzeitigen Krisen überlegt "Students for Ukraine", wie es sein Hilfsangebot erweitern kann. Dazu gehört auch eine Namensänderung. In Zukunft könnte der Verein "Students for Peace" heißen.

Iry und Matthias haben aber auch Pläne, wie sie der Ukraine noch helfen können: Sie würden gerne wieder Deutschkurse anbieten, die derzeit auf Eis liegen. Dafür brauchen sie Lehrmaterial. Und mit dem Projekt "Students for Children" würden die Freiwilligen gerne den Wildpark Poing besuchen. "Damit wir den Kindern die Möglichkeit geben, einfach nur Kinder zu sein", sagt Iry.

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