Süddeutsche Zeitung

Streit um Jerusalem:Teilnehmer an Jerusalem-Demo gehen auf Israel-Freunde los

"Jerusalem für alle" war eine Kundgebung am Samstag in der Münchner Innenstadt überschrieben, zu der zwei engagierte junge Deutsch-Afghanen aufgerufen hatten. Doch etliche der am Ende etwa 300 Teilnehmer zeigten, dass sie an einem Jerusalem für alle kein Interesse haben. Sie attackierten eine etwa 15-köpfige Gruppe von Gegendemonstranten, die ein Pro-Israel-Transparent zeigten, und hielten selbst ein Plakat in die Kameras, auf dem ein Palästinenserstaat zu sehen ist, wie sie sich ihn wünschen: bis zum Mittelmeer reichend - und ohne Israel. Dass die Kundgebung abgebrochen wurde, dafür war allerdings eine andere Gruppe verantwortlich. Diese fiel den Veranstaltern dadurch auf, dass sie immer aggressiver wurde. Ursprünglich hätte der Demonstrationszug, in dem zahlreiche palästinensische und türkische Fahnen zu sehen waren, vom Geschwister-Scholl-Platz bis zum Gasteig führen sollen. Doch nach eineinhalb Stunden war bereits am Stachus Schluss. Eine der Veranstalter, eine 26-jährige Münchnerin, sagte, von der Festnahme habe sie nichts mitbekommen. Sie habe zu Beginn extra auf Arabisch und auf Türkisch durchgesagt, dass es sich nicht um eine Anti-Israel-Demo handele, sondern um eine Kundgebung, dass Jerusalem allen drei Religionen - Judentum, Christentum und Islam - gehört.

Die beiden jungen Münchner, die die Idee zu "Jerusalem für alle" hatten, hatten bereits vor einem Jahr eine Mahnwache für die syrische Stadt Aleppo organisiert. Damals hatte es keine Zwischenfälle gegeben. Im Aufruf zur Demo am Samstag stand: "Jerusalem ist das Erbe aller abrahamitischen Religionen." Judenfeindliche Parolen sollte es auf der Kundgebung nicht geben. Es kam anders.

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Quelle:
SZ vom 11.12.2017 / bm
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