Süddeutsche Zeitung

Stiftung der SZ-Leser:Helfen über den Tod hinaus

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Immer wieder erhält das Spendenhilfswerk Erbschaften und Vermächtnisse von Leserinnen und Lesern. Die Motivation der Geber: dass jeder Euro direkt bei den Empfängern ankommt.

Von Sven Loerzer

Gute Werke stehen für den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Mit ihrem Engagement für andere Menschen zeigen SZ-Leserinnen und SZ-Leser jedes Jahr aufs Neue, dass sie die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich nicht hinnehmen wollen. Vielen ist wichtig, dass der Gedanke des Eintretens füreinander auch nach dem eigenen Tod weiterlebt.

In den vergangenen Jahrzehnten hat das Spendenhilfswerk deshalb immer wieder Erbschaften und Vermächtnisse von alleinstehenden oder kinderlos verstorbenen Leserinnen und Lesern erhalten. Ohne das Millionenerbe eines kinderlosen Ehepaars wäre der Schülerlunch, der Kindern aus bedürftigen Familien die Teilnahme am Mittagessen in der Schule gesichert hat, nicht zu finanzieren gewesen, bis der Staat schließlich einsprang. Überzeugt hat die beiden laut Testamentsvollstrecker, "dass jeder gespendete Euro die Empfänger direkt erreicht".

Den Wunsch aus der Lesergemeinde der SZ, das Hilfswerk langfristig über den eigenen Tod hinaus zu unterstützen, hat vor mehr als einem Jahrzehnt die damalige Adventskalender-Geschäftsführerin Claudia Strasser aufgegriffen. Zu diesem Zweck wurde im Jahr 2009 die "Stiftung der SZ-Leser" errichtet, sie ist von der Regierung von Oberbayern als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts anerkannt worden. Stiftungsvorstand ist heute der Leiter des SZ-Lesermarkts, Mario Lauer, seine Stellvertreterin ist Sandra Geisler, die sich auch als geschäftsführende Vorständin um den Adventskalender kümmert.

Zweck der Stiftung ist es, Menschen zu unterstützen, die wegen ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustands auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Auch die Förderung kultureller Veranstaltungen gehört dazu. Als Grundstockvermögen hat der SZ-Adventskalender 58 000 Euro aus einer Erbschaft eingebracht. Durch weitere Stiftungen und Erbschaften ist es auf rund 3,1 Millionen Euro gewachsen.

Die Stiftung sollte die Hilfe des Adventskalenders unabhängiger von Schwankungen des Spendenaufkommens machen, eine Idee, die in den vergangenen Jahren unter der Niedrigzinsphase litt. Sie machte vielen Stiftungen zu schaffen, zumal das Vermögen konservativ angelegt werden muss, damit es erhalten bleibt.

"Wir wollen einfach etwas tun für Leute, denen es nicht so gut geht wie uns."

Zustiftungen sind jederzeit möglich. So hat bereits zu Beginn ein SZ-Leser aus dem Landkreis Mühldorf am Inn 20 000 Euro gestiftet, weil er eine unverhoffte Erbschaft machte. München sei seine Vaterstadt gewesen, die lokale Hilfe dort und in der Region sei ihm wichtig, zumal er einige geförderte Projekte selbst kenne. Das Geld sei "in guten Händen". In ähnlicher Weise äußerte ein Pensionisten-Ehepaar sein Motiv für eine Zustiftung: "Es geht uns nicht darum, in der Zeitung zu erscheinen. Wir wollen einfach etwas tun für Leute, denen es nicht so gut geht wie uns."

In den vergangenen 15 Jahren erhielt das Spendenhilfswerk jährlich Erbschaften und Vermächtnisse in sehr unterschiedlicher Höhe, von etwa 20 000 bis fast 2,8 Millionen Euro, die überwiegend an den Adventskalender gingen und daher unmittelbar in Hilfen für Bedürftige flossen. In der Regel erfährt das Hilfswerk erst durch das Nachlassgericht oder durch einen Testamentsvollstrecker davon, dass es von einem Leser oder einer Leserin zum Erben eingesetzt worden ist.

Wie etwa bei einer 75-Jährigen, die 2013 starb. Die alleinstehende Frau, die ihre Mutter bis zu deren Tod zu Hause gepflegt hatte, vermachte ihr Einfamilienhaus aus den Dreißigerjahren dem Adventskalender - ein Millionenobjekt. Die Frau gehörte zu den treuen Spenderinnen, eine Nachbarin und Freundin erzählte, "es war ihr ein großes Anliegen, anderen Menschen zu helfen".

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