Süddeutsche Zeitung

Sternsinger:Betrüger unter Stern und Krone

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Wenn die Heiligen Drei Könige vor der Tür nach "Süßem oder Sauren" fragen oder die falschen Buchstaben an den Türstock kritzeln, ist Vorsicht angesagt.

Kolumne von Andreas Schubert

Jetzt sind wieder die Sternsinger unterwegs. 20 000 sollen es allein im Erzbistum München-Freising sein. Und weil Geldsammeln für einen guten Zweck eine tolle Sache ist, ist der Brauch seit einem Jahr sogar immaterielles Unesco-Weltkulturerbe. Das sollte man sich vergegenwärtigen, wenn man dieser Tage die Tür aufmacht und verkleidete Kinder vor einem stehen. Wenn so ein Weltkulturerbe bei einem klingelt, sitzt der Geldbeutel gleich ein bisschen lockerer.

Freilich gibt es auch alle Jahre wieder Trittbrettfahrer, die eine ganz andere Auffassung von "guter Zweck" haben - und die Spenden für sich einsacken. Darauf sollte man gefasst sein - das Kindermissionswerk Sternsinger rät den Pfarreien deshalb, ihre Könige mit Ausweisen auszustatten, die den Stempel der Kirchengemeinde tragen. Wer sich also nicht übers Ohr hauen lassen möchte, sollte immer erst fragen "dürfte ich bitte Ihren Sternsingerausweis sehen?".

Haben die Weisen aus dem Morgenland keine gültigen Papiere, kann man ihnen ruhigen Gewissens die Tür vor der Nase zuhauen. So bleibt einem wenigstens das Gesinge erspart sowie die Peinlichkeit, dass man gerade in Jogginghosen vor den Heiligen drei Königen steht - ob die nun echt sind oder nicht.

Auch die Qualität des Auftretens kann ein Indiz für die Authentizität von Sternsingern sein. Ein ordentlicher Spruch wie "wir bitten euch, ihr wisst es schon, um Gaben für die Weltmission" sollte schon drin sein. Drei Könige, die "Süßes oder Saures" fordern, sind ebenso leicht als Betrüger zu entlarven wie solche, die sich mit der Segensbotschaft nicht auskennen.

So flogen schon falsche Sternsinger auf, weil sie statt C+M+B dummerweise M+C+B an den Türstock gekritzelt hatten. Dem Vernehmen nach war der Besitzer des Türstocks zufälligerweise Mitglied des Meerschweinchenclubs Bayern und bemerkte den Schwindel sofort.

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Quelle:
SZ vom 02.01.2017
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