Süddeutsche Zeitung

Hörenswert:Spaß an fluider Komplexität

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Jazztrio um Stefan Weiser präsentiert sein Debütalbum "Petrichor".

Von Ralf Dombrowski, München

Man darf ja alles und das länger schon. Es war immer auch schon jemand erster oder schneller oder wilder. Stephan Weiser grüßt daher die Zukunft und zwinkert der Vergangenheit zu. Und er spielt seine Musik souverän und unbeschwert inmitten des an Traditionsballast reichen Beziehungsgeflechts des Jazztrios. Denn sein Instrument Klavier hat ihn bereits weit herumkommen lassen, vom Rosenheimer Land über das Mozarteum bis zu Stefan Raab und inzwischen ins Dozententeam der Neuen Jazzschool München. Weiser hat sich inspirieren lassen, man hört im Sound die Achtziger, in der stiloffenen Ornamentierung die Vielfalt des vergangenen Piano-Jahrzehnts, in der spieltechnischen Finesse das harte Training des Klassikers. Man spürt auf seinem neuen Album "Petrichor" aber auch den Spaß an der fluiden Komplexität der Stücke, für die er es im Studio mit Peter Cudek am Bass, Christian Holzhauser am Schlagzeug und den Gesangsgästen Sylwia Bialas und Maximilian Höcherl hat laufen lassen. Sie sind nicht nur Partner im musikalischen Gespräch, sondern auch Kontrapunkte der Gestaltungskraft. Denn Weiser genießt Holzhausers Groove, der im feinen Beckenspiel wie im funky Backbeat die Musik durchzieht. Er lässt sich von Cudeks volltönendem Bassklang tragen, der, an dessen Lehrer Ron Carter geschult, den Bandsound untermauert. Man darf ja längst alles und so gönnt sich die Band den Spaß der Reduktion auf das Wesentliche des gemeinsamen Musizierens. "Petrichor" will nicht mit dem Unerhörten überwältigen, sondern als zugleich kraftvoll modernes wie geschmackvoll nachdrückliches Klaviertrio aus sich heraus wirken. Und das letzte afro-latin-getönte Stück dem Albums heißt schließlich "Can You Dance?" - auch das eine Option, was möglich ist.

Weiser/Cudek/Holzhauser: "Petrichor", Unit Records; live mit Maximilian Höcherl am Mi., 5. Okt., 20.30 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstr. 42

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