Süddeutsche Zeitung

Winter im Landkreis Starnberg:Stadt sperrt acht Sporthallen

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Starnberger Rathaus schlägt Alarm. Es wird mit noch größerer Schneelast auf den Dächern gerechnet. Die Feuerwehr sieht sich kurzfristig außer Stande zu räumen. Die B 2 bleibt bis Mittwochnachmittag blockiert

Von Christian Deussing und David Costanzo, Starnberg

Der Schnee lastet nicht nur schwer auf den Bäumen, sondern auch auf den Dächern: Die Stadt Starnberg sperrt darum bis auf weiteres acht Turn- und Mehrzweckhallen in der Stadt und den Ortsteilen. "Die Sicherheit der Nutzerinnen und Nutzer steht an erster Stelle", sagte Bürgermeisterin Eva John (BMS) am Dienstagabend. Die Last sei bereits sehr hoch, mit einer Verschärfung der Lage sei zu rechnen. Für Dienstagnacht galt im Landkreis Starnberg eine amtliche Warnung vor Schneefall.

Gesperrt sind Sporthalle und Spiegelsaal im Gymnasium, Hirschangerturnhalle, die Mehrzweckhallen in Wangen und Percha, die Franz-Dietrich-Halle und Schulturnhalle in Söcking sowie das Sportzentrum der Freie Turnerschaft 09. Die Schließung hänge unmittelbar mit dem Alter der Hallen zusammen, die Anfang der 70er-Jahre erbaut worden seien und eine geringere Tragfähigkeit aufwiesen als Hallen mit einem jüngeren Baujahr, berichtet die Stadt. Daher könnten Schäden durch eine stärkere Belastung der Dächer nicht ausgeschlossen werden. Die Stadt habe bereits eine Sicherheitsbegehung der Hallen durchgeführt und werde deren Zustand beobachten.

Vor der Sperrung hatte die Verwaltung die Feuerwehren in Starnberg und Percha gegen 15.30 Uhr gebeten, die Dächer zu räumen. Die Kommandanten sahen die Wehren dazu kurzfristig nicht in der Lage. Der Starnberger Feuerwehrchef Markus Grasl verwies auf den Betriebshof. Die Räumung sei nach neuen Vorgaben keine Pflichtaufgabe der Wehren und eine Gefährdung für die Kameraden, sagte er der SZ. Die Hallen bleiben voraussichtlich bis Anfang nächster Woche geschlossen. Das hänge von der Wetterlage und dem Ergebnis einer abschließenden Sicherheitsbegehung ab.

Im Straßenverkehr gehen die Sperrungen weiter: Die Bundesstraße 2 zwischen Traubing und Pähl bleibt auch noch an diesem Mittwoch wegen der Gefahr durch umstürzende Bäume und der Fällungen gesperrt - voraussichtlich bis 16 Uhr. Es seien erst 80 Prozent der Arbeiten geschafft worden, erklärte dazu Raphael Zuber, Abteilungsleiter des Staatlichen Bauamtes Weilheim. Die B 2 ist bereits seit Montagnachmittag gesperrt. Die Verkehrssicherheit sei noch nicht gewährleistet, um die Strecke freigeben zu können, sagt Zuber. Einige geschädigte und morsche Bäume seien unter den Schneelasten schon während der ersten nächtlichen Sperrung zum Dienstag hin auf die Fahrbahn gefallen, berichtet Zuber. Und er stellt klar: Hubschrauber-Rotoren hätten den schweren und nassen Schnee nicht von den Ästen und Wipfeln herunterwehen können. Daher gebe es nur die Option, mit Forstarbeitern und schwerem Gerät die schon teilweise schräg stehenden Bäume zu fällen oder Geäst zurückzuschneiden. Brüchig sind etwa 70 Fichten, aber auch etliche Buchen.

Die komplette Sperrung der B 2 auf drei Kilometer Länge führte laut Polizei zu den befürchteten Staus auf der Umleitungsstrecke über Machtlfing und Andechs, aber auch in Tutzing. Zudem versuchten mehrere Lastwagenfahrer, über Garatshausen die Sperrung trotz Ausschilderung zu umgehen - mussten aber vor der zu niedrigen Unterführung kapitulieren. Die Feuerwehr half bei den Wendeaktionen im Schnee, es kam zu Behinderungen. Auf die maximale Höhe der Unterführung wird an der B 2-Abzweigung hingewiesen, betont die Polizei.

Mit großer Sorge verfolgen auch die Waldbauern die Abholzung, denen ein Teil der Bäume entlang der B 2 gehört. Das zersplitterte Holz sei auf dem Markt kaum noch etwas Wert, zumal die "Holzpreise ohnehin im Keller" seien, klagt Martin Fink, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung im Landkreis Starnberg. Die Abholzung sei allerdings wegen der Verkehrssicherungspflicht notwendig. "Da müssen wir jetzt durch." Der Gilchinger hat auch erhebliche Schneebrüche und Schäden in den Wäldern zwischen Oberbrunn und dem südlichen Landkreis entdeckt. "Das Problem beobachten wir ganz genau", sagte Fink.

Auch die Stadt Starnberg warnt Bürger davor, wegen des nassen Schnees Wälder, Friedhöfe und bewaldete Parkanlagen zu betreten. Der dortige Aufenthalt sei lebensgefährlich, mahnt Rathaussprecherin Lena Choi. In Seeshaupt kann wegen umgefallener und durch Bruchschäden gefährdeter Bäume der Lutzeweg von der Baumschulenstraße zur Ach ebenfalls nicht gefahrlos benutzt werden. Nach dem starken Schneefall könnten die Bäumelaut Gemeinde derzeit nicht beseitigt werden, deshalb müsse der Weg weiterhin gesperrt bleiben.

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SZ vom 09.01.2019
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