Süddeutsche Zeitung

Energiewende:Gilchinger Bürger wollen Windräder

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In einer Umfrage sprechen sich 57 Prozent der Teilnehmer für die Nutzung von Windenergie aus. Sie stärken damit Bürgermeister Manfred Walter den Rücken, der nach einem Standort Ausschau hält.

Von Christian Deussing, Gilching

Der Zuspruch für die Windkraft hat Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD) positiv überrascht. Denn 57 Prozent der Bürger, die sich an einer Fragebogenaktion der Gemeindewerke beteiligt haben, würden die Nutzung von Windenergie befürworten und 22 Prozent diese alternative Energieerzeugung zumindest erwägen. Nur 21 Prozent sprachen sich dagegen aus. Das Ergebnis sei erfreulich, er verspüre dadurch Rückenwind, sagte Walter im Gespräch mit der SZ.

In Frage kämen die sogenannten "Konzentrationsflächen" für Windkraftanlagen, die vor acht Jahren landkreisweit festgelegt worden waren - um einen Wildwuchs der Anlagen zu vermeiden. Zudem hebelt der Windkraftplan die 10-H-Regel im Fünfseenland aus, wonach die Windräder mindestens zwei Kilometer von Siedlungen entfernt sein müssen. Im Norden von Gilching sind drei mögliche Standorte ausgewiesen worden: eine Fläche bei Steinlach und zwei Areale zwischen Rottenried und der Grenze zu Schöngeising.

Bürgermeister Walter hofft, spätestens im Herbst mit einem neuen Umwelt- und Energiebeauftragten eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben zu können, der aber auch der Gemeinderat zustimmen müsse, erläutert der Rathauschef. Zudem sei das erfolgreiche Windkraftprojekt in der Gemeinde Berg für ihn Ansporn, motivierend und ermutigend, diese regenerative Energie auch in Gilching weiter zu verfolgen.

8500 Fragebögen zur Energieversorgung haben die Gemeindewerke in Gilching in den vergangenen Wochen verteilt, mehr als 900 Bögen sind beantwortet worden. Knapp 700 der Befragten seien "zufrieden" oder sogar "sehr zufrieden" mit der bisherigen Arbeit der Gemeindewerke. Die Gilchinger hätten großes Interesse an nachhaltiger Fernwärme gezeigt, berichtet Klaus Drexler, Leiter der Gemeindewerke. Bei vielen Themen seien die Bürger weitsichtig: So spielten bei der Versorgung durch Fernwärme "nicht etwa der Preis, sondern die Versorgungssicherheit und die Nachhaltigkeit die wichtigste Rolle", betont Drexler. Bei der Frage, welche zusätzlichen Geschäftsfelder sich die Einwohner für die Gemeindewerke vorstellen könnten, votierten viele für eine stärker lokal geführte Infrastruktur und die Übernahme des Stromnetzes. Auch die Solarenergie sei als Option häufig genannt worden. Im Bereich der Digitalisierung erhofften sich die Bürger den Glasfaserausbau und entsprechende Produkte für schnelles Internet, Telefon sowie Fernsehen und freies Wlan, heißt es in einer Pressemitteilung.

Etliche Ideen seien bei der Fragebogenaktion auch zur "nachhaltigen Mobilität" eingegangen. Hierbei wurden unter anderem Leihräder, Carsharing, Gastankstellen, Elektromobilität und ein Ortsbus erwähnt. Wichtig sei vielen Menschen auch, dass die Wasserversorgung in der Hand der Kommune bleibe und weiterhin auf die hohe Wasserqualität geachtet werde.

Wegen des relativ hohen Kalkgehaltes hätten einige Bürger auch eine zentrale Entkalkung angeregt. Mit dieser Methode würde man aber auch weitere Mineralien entziehen, wodurch das Trinkwasser den Gilchingern nicht mehr als unbehandeltes Naturprodukt zur Verfügung stehe, erläutert der Technische Leiter und Wassermeister Albert Pfannes. Er empfehle daher, bei Bedarf selbst eine lokale Anlage für die Entkalkung zu installieren und dabei mindestens eine Zapfstelle ohne Entkalkung für "naturbelassenen Trinkgenuss vorzusehen".

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Quelle:
SZ vom 19.05.2020
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