Süddeutsche Zeitung

Weßling:Freie Bahn für Neubau des SC Weßling

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Weßlinger Sportler feiern den Abriss des Fußballerhäuschens. Als Ersatz soll für eine halbe Million Euro ein Vereinsheim mit Büro, Stüberl, Küche und Gymnastikraum entstehen.

Von Patrizia Steipe, Weßling

Lisa bockt, hüpft und zieht unwirsch am Strick. Nur unwillig lässt sich das Kälbchen von Gemeinderat und Landwirt Benedikt Wunderl über das Feld mit den 50 markierten Feldern führen. Dabei ist sie an diesem Nachmittag der aufmerksam beäugte Star. Bei der Abrissparty für das Fußballerhäuschen des Sportclubs Weßling (SCW) hat die Kuh die Aufgabe, einen Fladen auf eines der Felder fallen zu lassen. Derjenige, der das Los für dieses Feld vorher erworben hatte, wäre der Sieger beim Kuhroulette. Doch Lisa lässt sich auch durch viel Bitten und Kraulen nicht dazu bewegen.

Um trotzdem einen Gewinner zu bekommen, wurde am Samstag von 30 heruntergezählt. Insgesamt kamen mit dieser Aktion 1000 Euro für das neue Clubhaus zusammen. Gemeinsam mit den Einnahmen aus dem Speisenverkauf und dem Glücksrad sowie der Einzelspende in Höhe von 10 000 Euro hat der Verein damit einen großen Schritt hin zu den benötigten 100 000 Euro Eigenleistung gemacht.

"Am liebsten hätte ich heute mit dem Bagger gleich das ganze Gebäude abreißen wollen", erklärte SCW-Vorsitzende Henrik Rebhan vor rund 200 Weßlingern. Aus Sicherheitsgründen war dies natürlich nicht möglich, und so begnügte sich der Vereinschef damit, mit einem großen Schlagbohrer Löcher in die Wand der etwa 50 Jahre alten Vereinshütte zu bohren.

Nach der Wahl zum Vereinsvorsitzenden hatte Rebhan vor drei Jahren das erste Mal die Hütte besichtigt. "Ich war gespannt, was sich hinter den Wänden dieser Bruchbude verbarg", erinnert er sich. Was er vorfand, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen. "Das Ganze war runtergekommen, eng und vermüllt". Den Keller hätte man ohne Atemschutz gar nicht betreten können: "Feucht, dreckig, schimmlig", fasste Rebhan zusammen.

Das sollte also das Zentrum des rund 1600 Mitglieder großen Sportvereins sein? Schnell reifte die Idee für einen Neubau. Der Weßlinger Architekt Clemens Pollok hat die Pläne entworfen. Der etwa 24 Meter lange ebenerdige Bau soll moderne Sanitäranlagen, ein Büro, Stüberl, Küche und einen rund 90 Quadratmeter großen Gymnastikraum bekommen. Schließlich reichen die vorhandenen Hallenzeiten längst nicht mehr für alle Angebote aus. Bei den Mitgliedern und dem Gemeinderat ist das Projekt auf großes Wohlwollen gestoßen. Auch der Bayerische Landessportverband (BLSV) war zufrieden. "Mich freut es unendlich", sagte der Vorsitzende Walter Moser aus Gauting bei der Abrissparty. Dem Verein hat er 20 Prozent der förderfähigen Kosten sowie ein Darlehen zugesagt.

Es gab dann noch Probleme mit der Dachform, berichtete Rebhan. Eine Änderung des Bebauungsplans stand im Raum, "das hätte Jahre gedauert". Um Zeit zu sparen, wurde der Plan geändert und das gewünschte Pultdach eingezeichnet.

Insgesamt soll der Bau etwa eine halbe Million Euro kosten. Außer dem Sportverband beteiligt sich auch die Gemeinde an den Kosten. Das Geld, das der Sportclub aufbringen muss, soll aus Rücklagen und Spenden kommen. Es gibt bereits ein Spendensammelteam, "das sich professionell hat schulen lassen", wie Rebhan sagte.

Etwa 2000 Euro waren vor der Party bereits mit Kinoabenden zusammen gekommen. Jetzt werden die Spendensammler mit ihrem Anliegen von Haustür zu Haustür gehen, es gibt Postwurfsendungen und die örtlichen Firmen bekommen Post vom SCW. In den nächsten Tagen soll das Gebäude abgerissen werden.

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Quelle:
SZ vom 16.04.2018
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