Süddeutsche Zeitung

Verkehrsberuhigung:Fußgängerzone zur Probe

Lesezeit: 2 min

In Dießen wird die Mühlstraße von Mai bis September versuchsweise an Wochenenden gesperrt. Das beschließt der Gemeinderat trotz heftiger Anwohner-Proteste. Wirte können Straßenflächen nutzen.

Von Peter Bierl, Dießen

Zumindest an Wochenenden und Feiertagen in diesem Sommer können Einheimische und Besucher im Zentrum von Dießen ungefährdet flanieren. Von Mai bis September wird die Mühlstraße probeweise zur Fußgängerzone. Obwohl Anwohner protestierten ließ sich der Gemeinderat von dem Versuch nicht abbringen. Lediglich Gewerbereferent Thomas Hackl (FW) stimmt am Montag dagegen. Er unterstellte eine "Hauruck-Aktion auf Kosten der Gewerbetreibenden." Dabei wird in Dießen seit Monaten über die Fußgängerzone diskutiert. Verkehrsplaner Robert Ulzhöfer hat ein detailliertes Konzept entwickelt, die meisten Geschäfte in der Mühlstraße haben am Wochenende sowieso geschlossen.

Der Abschnitt von der Abzweigung an der Fischereistraße bis zur Bahnhofstraße - etwa vom Kino bis einschließlich Untermüllerplatz - ist von Samstagmittag bis Sonntagabend gesperrt, außer für Anwohner. Auch Radler dürfen in der Zeit nicht durch. Die Fußgängerzone wird nicht mit Pollern abgesperrt, sondern zunächst nur mit Schildern gekennzeichnet, kündigte der amtierende Zweite Bürgermeister Peter Fastl (FW) an. Sollte das nicht genügen, werde der Bauhof Absperrgitter installieren. Alle Gaststätten-Betreiber können kostenlos Flächen auf der Straße nutzen. Der Parkplatz auf der Südseite des Untermüllerplatzes jenseits des Baches wird für Anwohner reserviert. Außerdem werde noch in dieser Woche der Parkplatz am Bahnhof von allen unerlaubt abgestellten Gefährten und Geräten geräumt. "Wir werden knallhart durchgreifen", sagte Fastl.

Er reagierte damit auf Kritik in der Anwohnerversammlung vor einer Woche. Dort hatten etliche lautstark auf die Gemeinde und die Fußgängerzone geschimpft, mehr Parkplätze gefordert und gleichzeitig über Raser in der Mühlstraße geklagt. Fastl wies die Vorwürfe zurück. "Wir kümmern uns ehrenamtlich um alle Dinge und müssen uns dann angreifen lassen, von Leuten, die ihren Frust loswerden wollen", sagte er. Hannelore Baur (SPD) sprach von "Stimmungsmache" und Gerüchten. Die Fußgängerzone werde gut angenommen werden und die Gastronomen würden profitieren, prognostizierte sie.

Fastl zufolge haben Bürger noch einen Antrag mit 300 Unterschriften eingereicht, der vorsieht, das Projekt zu verschieben. Gewerbereferent Hackl blies ins gleiche Horn, konnte aber keinen seiner Kollegen überzeugen. "Wieso verschieben? Wir diskutieren das doch schon lange", sagte Volker Bippus (UBV). Petra Sander (Grüne) wies darauf hin, dass die Mühlstraße komplett zugeparkt werde und die Fußgänger zur Seite springen müssten, um nicht überfahren zu werden. "Wir brauchen Aufenthaltsqualität für Menschen, nicht für Autos", forderte sie.

Der Gemeinderat beschloss zudem ein neues Parkleitsystem. Das Büro Stadt Land Verkehr aus München hatte festgestellt, dass das aktuelle System nicht alle Flächen beinhaltet, die Führung schlecht und die Informationen unvollständig seien. Das neue System soll alle öffentlichen Parkplätze aufnehmen, die Schilder sollen einheitlich gestaltet werden. Die Planer gehen davon aus, dass das System innerhalb von sechs Wochen installiert werden kann, sofern die Behörden zustimmen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3904769
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 14.03.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.