Süddeutsche Zeitung

Sturmschaden:Pöckinger helfen dem Zirkus in Not

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Nachdem Orkan "Sabine" das Stallzelt für neun Tiere niedergerissen hat, organisiert eine Besucherin einen Spendenaufruf für die Montellis. Die Artisten sind gerührt.

Von Sofie Henghuber, Pöcking

Das Schicksal des Zirkus' Montelli bewegt die Bürger der Gemeinde Pöcking. Um Geld für die Zirkusbetreiber Dominique und Kevin Montelli zu sammeln, hat Susanne Wesner einen Spendenaufruf gestartet. "Unser Ort hat ein aktives, engagiertes Gemeindeleben", sagt Wesner, "hier ist jeder für jeden da." Diese Solidarität darf das Ehepaar nun in seiner Notlage erleben. Der Wanderzirkus hatte seine Vorstellungen in Pöcking beendet und den Abbau begonnen, als Orkan Sabine das Stallzelt niederriss und stark beschädigte. Ein harter Rückschlag, denn die Artisten können sich die Reparatur kaum leisten. Und neun Tiere - Ponys, Ziegen und Esel - mussten in einem Anhänger ausharren.

Durch die Sturmschäden konnte das Duo nicht wie geplant ihre Tournee in Farchant fortsetzen und sitzt vorerst in Pöcking fest. "Der Besitzer der Wiese lässt uns hier solange weiter stehen, bis wir wieder mobil sind. Das ist sehr nett", sagt Dominique Montelli, "in der Zwischenzeit müssen wir das Zelt auf Vordermann bringen." Kevin Montelli steht bereits mit einem Spezialisten für Zirkuszelte in Kontakt und wird das Stallzelt voraussichtlich nächste Woche zur Reparatur nach Ulm bringen. "Die Reparatur wird zwei bis drei Tage dauern", sagt der 29-Jährige, "es müssen Stangen gewechselt und die Planen wieder zusammengeschweißt werden. Die Kosten schätzt der Zeltbauer auf zweitausend bis dreitausend Euro." Mit Abbau, Umzug in den nächsten Ort und Aufbau schätzt das Ehepaar, dass sie erst Ende des Monats wieder Vorstellungen geben können. "Ohne Auftritte können wir die laufenden Kosten und die Reparatur aber kaum bezahlen", sagt die 34-Jährige.

Die Reaktion auf die Spendenkampagne fällt sehr emotional aus. "Mir kommen die Tränen", sagt Dominique Montelli, "damit haben wir nicht gerechnet und sind so dankbar." Auch Kevin Montelli sagt: "Die Last auf unseren Schultern wiegt nicht mehr so schwer. Die Leute sind von unseren Vorstellungen begeistert und dann unterstützen sie uns auch noch in Not, das ist doppelte Wertschätzung."

Susanne Wesner besuchte eine der Vorstellungen in der letzten Januarwoche mit Tochter Clara. "Das war toll, die Tiere sind gut gepflegt und es ist beeindruckend, was die Montellis alles draufhaben", sagt die Ingenieurin. "Ich fand das wirklich traurig, als ich gesehen habe, in welcher Situation der Zirkus steckt. Das ist sowieso schon ein schwieriges Geschäft und ein Naturereignis zieht dann endgültig den Boden unter den Füßen weg." Ihr war sofort klar, dass sie helfen wolle, daher habe sie eine Spendenwebsite eingerichtet, so die 39-Jährige. Zusätzlich werde sie auch die Schule, den Hort und Kindergarten des Ortes kontaktierten, um einen weiteren Auftritt zu ermöglichen.

Es scheint, als habe sich das Blatt für den Zirkus an diesem Mittwoch gewendet. Nicht nur, dass einige Gemeindemitglieder ihre Hilfe angeboten haben, auch der Wind ist milder geworden. Dadurch konnte das Ehepaar am Morgen bereits eine Koppel für die Tiere errichten. "Unsere Tiere sind uns wichtig. Wir lassen sie regelmäßig durchchecken und werden vom Veterinäramt geprüft", erzählen die beiden. Bis zum Mittwochabend kamen schon 150 Euro zusammen. "Der Zirkus bringt Abwechslung und neue Erlebnisse für unsere Kinder, jetzt geben wir etwas zurück", so Wesner.

www.spendenseite.de/kleiner-familienzirkus-nach-orkan-sabine-in-not/-31672

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SZ vom 13.02.2020
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