Süddeutsche Zeitung

Roseninsel:Die "Zopf-Liesel" vom Starnberger See

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Die glücklichsten Jahre ihres Lebens hat die österreichische Kaiserin Elisabeth in Possenhofen und Feldafing verbracht. Zu ihrem 125. Todestag am Sonntag erinnert man sich der Monarchin in mehreren Führungen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Obwohl sich die österreichische Kaiserin Elisabeth und Bayerns König Ludwig II. nur vier Mal auf der Roseninsel getroffen haben, ist der Ruf des Eilands noch heute fest verbunden mit den beiden Monarchen. Denn über die Roseninsel blieben sie sich stets verbunden, hinterließen sich dort Briefe und Gedichte. Auch später, als Ludwig II. die Insel schon längst nicht mehr besuchte, kam Sisi noch regelmäßig auf das kleine Eiland, um dort Ruhe zu finden. Während sie in ihrer Kindheit in München die strenge Erziehung des Hochadels genoss, durfte die "Zopf-Liesel", wie Sisi am Starnberger See genannt wurde, auf Schloss Possenhofen sogar mit den dortigen Bauernkindern spielen.

Das war in der damaligen Zeit nicht selbstverständlich. Nie mehr war Sisi so glücklich und unbeschwert wie in Possenhofen. Zu ihrem 125. Todestag am Sonntag, 10. September, werden auf der Roseninsel Sonderführungen angeboten zum Leben und Sterben der österreichischen Kaiserin. Um 13 Uhr sowie um 15 Uhr gibt Inselführerin Lydia Schwarz Einblicke in Sisis Leben am Starnberger See und ihre Besuche als österreichische Kaiserin. Um 14 Uhr sowie um 16 Uhr wird Sibilla Porta über die letzten Tage Elisabeths am Genfer See, ihren Tod und ihr Begräbnis berichten. Treffpunkt für diese Führung ist vor dem Kassenhäuschen.

Lydia Schwarz wird über den Pavillon bis zum Westufer der Insel wandern und dabei unter anderem über das Hotel Strauch erzählen. Dort übernachtete Sisi regelmäßig, wenn sie als Kaiserin ihre Familie in Possenhofen besuchte. Wohl deshalb heißt das Hotel heute nicht mehr "Strauch", sondern "Kaiserin Elisabeth".

Sisi soll, so die Expertin, stets mit einem riesigen Tross an Bediensteten im Hotel angekommen sein, sogar ihre eigenen Pferde brachte sie mit. Für Sisis Reittiere hatte das Hotel eine eigene Remise gebaut. Im Schloss Possenhofen sei dafür kein Platz gewesen, so Schwarz, sodass die Kaiserin von 1870 an stets das gesamte Hotel mietete, wenn sie an den Starnberger See kam.

Das Hotel hatte ein eigenes Damen-Bad, das sich etwas nördlich vom heutigen Feldafinger Strandbad befand, das zu dieser Zeit noch nicht existierte. Wann immer Sisi baden wollte, wurde das Damen-Bad für sie komplett abgeriegelt.

Schwarz will eine Dreiviertelstunde lang Einblicke in den Tagesablauf der Kaiserin geben. Mit Briefausschnitten sowie Tagebuchaufzeichnungen ihrer Hofdame lasse sich dieser gut nachvollziehen, so Schwarz. "Man erfährt dort viel über Elisabeth persönlich". Unter anderem wird die Ehe ihrer Eltern beschrieben, wie Sisi ihrer eigene Verlobung in Ischl und ihre Jahre an der Seite des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. erlebt hatte. Sogar ihre Essgewohnheiten sind in den Schriften festgehalten.

Auch Sibilla Porta will sich Sisis Beziehung zum Starnberger See widmen. Frei, so sagt sie, habe sich die österreichische Kaiserin nur dort gefühlt. Sie habe sich in einen Turm an der Schlossmauer zurückgezogen oder sich zur Roseninsel übersetzen lassen. Zu ihrer Mutter Ludovika hatte Elisabeth offenbar ein gutes Verhältnis, während sie den Kontakt zu ihrem Vater Herzog Max abbrach. Sie kam weder an sein Totenbett noch zu seiner Beerdigung.

Sisis eigenes Leben war gezeichnet von Schicksalsschlägen. Ihre erste Tochter starb, ihr Sohn Rudolph beging Selbstmord, und der Tod ihres Cousins, des Märchenkönigs Ludwig II., gilt bis heute als mysteriös. Sie selbst wurde als 60-Jährige am Genfer See mit einer Feile erstochen. Der Attentäter Luigi Licheni hatte nach Auffassung von Historikern vermutlich Auftraggeber.

Eine These, die auch Porta für wahrscheinlich hält. Die Gesellschaft, so sagt sie, habe sich in einem massiven Umbruch befunden von der absolutistischen Monarchie hin zu einer parlamentarischen. Der Adel habe in Angst gelebt; Anarchisten forderten, die herrschende Klasse mit Gift, Dolch, Pistole und Bomben zu beseitigen. Wohl nicht zu Unrecht, denn auch auf Sisis Beerdigung in der Wiener Kapuzinergruft war ein Bombenattentat geplant, das aber die Geheimdienste verhinderten. In Folge dessen wurde ein Kongress in Rom einberufen, auf dem eine bessere Zusammenarbeit der Polizei auf internationaler Ebene beschlossen wurde. Damit sei bereits damals der Grundstein für Interpol gelegt worden, ist Sibilla Porta überzeugt.

Informationen unter 08157 - 924162 oder roseninsel-feldafing@bsv-bayern.de . Für die Führungen ist keine Anmeldung erforderlich. Das Ticket kostet 3 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren sind frei. Die Überfahrt mit der Fähre kostet extra.

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