Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Empfänger können alle 700 verschwundenen Pakete abholen

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Von Christian Deussing, Starnberg

Es ist ein bizarrer Fall: Die fast 700 in Starnberg und Umgebung mutmaßlich gestohlenen Päckchen, Pakete, Briefe sowie Zeitschriften und Werbebroschüren hat ein Team von fünf Polizisten in der Starnberger Wache inzwischen katalogisiert und damit den Berg an Postsendungen komplett abgearbeitet. Die Kisten und Kuverts waren am 13. Dezember vorigen Jahres zufällig in der Wohnung eines 50-jährigen Pöckingers entdeckt worden, der diese vor Haustüren und in Treppenhäusern gestohlen und zu Hause gehortet haben soll. Die Empfänger der Sendungen würden in diesen Tagen in Serienbriefen darüber benachrichtigt, dass sie ihre Päckchen, Pakete und Briefe in der Starnberger Polizeiinspektion abholen könnten, berichtet Fritz Kaiser, Leiter des Ermittlungsdienstes.

Informiert würden auch die Lieferfirmen und die Post, die durch den Tatverdächtigen wohl am ehesten geschädigt worden seien, weil sie vermutlich in vielen Fällen nochmals ihre Sendungen und Waren an die betroffenen Adressaten hätten schicken müssen, erläutert Kaiser. Denn nur ein einziger Empfänger habe Anzeige erstattet, nachdem er eine Postsendung nicht erhalten hatte.

Nach Auskunft des Ermittlungschefs begann die Diebstahlserie bereits Ende 2017, wobei vor allem in Starnberg die Briefe und Päckchen nicht beim Empfänger angekommen sind. Betroffen sind auch Adressaten, die in Pöcking, Tutzing und Berg wohnen. Ein 36-jähriger Pöckinger hatte am 13. Dezember im Flur seines 50-jährigen Vermieters ein Päckchen entdeckt, auf das er schon lange Zeit vergebens gewartet hatte - woraufhin der Mieter die Polizei verständigte, die später in drei Fahrten mit dem Mannschaftsbus das gehortete Sammelgut abholte. Die Beamten fanden es überwiegend ungeöffnet in der Wohnung des 50-Jährigen vor. Der Mann ist laut Polizei als Zeitungszusteller tätig und soll auf seinen Touren die Postsendungen mitgenommen haben, die vor Türen abgelegt waren.

Einen solchen Fall habe er in seiner 40-jährigen Laufbahn noch nicht erlebt, sagt Polizeihauptkommissar Kaiser. Das Motiv des mutmaßlichen Täters sei noch unklar, er werde aber in Kürze zu einer Vernehmung in die Starnberger Polizeiwache vorgeladen. Gegen ihn wird wegen Unterschlagung von Postsendungen und der Verletzung des Post und Fernmeldegeheimnisses ermittelt.

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Quelle:
SZ vom 07.01.2020
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