Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Meldesystem mit Macken

Lesezeit: 2 min

Radfahrer können Schäden an Wegen und Schwachstellen im Verkehrsnetz dem Landratsamt zwar im Internet melden, doch meist passiert nichts, kritisiert der ADFC. Die Grünen fordern Nachbesserungen.

Von Carolin Fries, Starnberg

Radfahrer, die auf ihrer Fahrt durch den Landkreis ein Schlagloch, eine verschmutzte Unterführung oder eine falsche Beschilderung bemerken, können den festgestellten Mangel ganz einfach über ein Meldesystem online an das Landratsamt melden. Dort wird die Nachricht an die zuständigen Mitarbeiter weitergeleitet, der Mangel - wenn möglich - behoben, und der jeweilige Radfahrer bekommt eine entsprechende Rückmeldung. Soweit die Theorie. In der Praxis funktioniert zwar das Melden von Schwachstellen im Fahrradverkehrsnetz reibungslos, doch ob sich jemand darum kümmert, "bleibt in vielen Fällen ein Rätsel", sagt der ADFC-Kreisvorsitzende Anton Maier. Die Grünen-Fraktion im Kreistag hat nun beantragt, das Meldesystem des Landkreises "ganzjährig effizienter" zu gestalten. "Da ist noch Luft nach oben", sagt Grünen-Kreisrätin Martina Neubauer, die selbst regelmäßig in die Pedale tritt.

Zumal es im Landkreis auch ein gut funktionierendes Gegenbeispiel gibt - wenn auch nur während der drei Wochen der Stadtradel-Aktion: In dieser Zeit ist das Portal "Radar!" freigeschaltet, die Landkreiskommunen dürfen es während der Umweltaktion kostenfrei nutzen. Mit Ausnahme von Berg und Tutzing machen alle Gemeinden mit. Per App oder vom Computer aus können registrierte Nutzer Mängel melden, einsehen und kommentieren. Auf einer Karte werden die Schwachstellen übersichtlich dargestellt und textlich mit der Beschwerde oder dem Verbesserungsvorschlag hinterlegt. Auch der Bearbeitungsstatus kann verfolgt werden. Gemeldete Aufträge sind auf der Karte rot markiert, bearbeitetet gelb und erledigte grün. Auf der Karte der Stadt Starnberg stehen aktuell knapp 40 Fähnchen, aktuell alle noch rot. Doch Neubauer hat es im vergangenen Jahr selbst erlebt, dass eine Meldung, die sie über die "Radar!"-App gemacht hat, tatsächlich bearbeitet wurde und einen grünen Rand bekam: Die Stadt hat eine ärgerlich hohe Bordsteinkante zum Radweg hin abgeflacht. In dieser Art würde sie sich auch das Meldeportal des Landkreise wünschen.

"Schadensmelder" heißt das Online- Formular, welches seit 2015 auf der Homepage des Landratsamtes ausgefüllt werden kann. Mit "Ideen und Anregungen" werden Bürger aufgefordert, mitzuhelfen, die Radwege instand zu halten. "Selbstverständlich erhalten Sie von uns eine Rückmeldung zum aktuellen Bearbeitungsstand", heißt es weiter. Doch daran hapert es offenbar. "Es gibt viel zu wenig Rückmeldungen", sagt Maier. Er kritisiert: "Ein System ist schnell installiert, doch wichtig ist, dass die Kommunikation darüber funktioniert." Auch Maier ist angetan von "Radar!"

Neubauer betont, dass ihr ein Mehrwert für den Bürger wichtig sei - ob der nun mit einer Nachbesserung des landkreiseigenen Portals erreicht werden kann oder mit dem Erwerb einer "Radar!"-Lizenz. Laut Landratsamt-Sprecher Stefan Diebl wird der Antrag voraussichtlich im Umweltausschuss Ende September behandelt.

Das "Radar!"-Portal steht unter www.radar-online.net. Der "Schadensmelder" des Landkreises ist schwer zu finden: Er steht unter www.lk-starnberg.de, dann immer Weiterklicken über "Bürgerservice", "ÖPNV und Radverkehr", "Radfahren im Landkreis", "Information/Kommunikation" und dann erscheint das Portal.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4037195
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 03.07.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.