Süddeutsche Zeitung

Trauer:Wie Starnberg der 111 Corona-Toten gedenkt

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Die Menschen können ihre Nöte an einer Klagemauer formulieren. Am Sonntag laden die Kirchen zu einem Gedenkakt ein.

Von Sophia Linnenbrink, Starnberg

Die Pandemie macht die Trauer um Verstorbene schmerzhafter, als sie ohnehin schon ist. Die Corona-Regeln verbieten Beerdigungen in großem Kreis. Vielen Angehörigen bleibt die Möglichkeit zum Abschiednehmen verwehrt. Auch viele der 111 Menschen, die bislang im Landkreis an oder mit dem Coronavirus gestorben sind, waren zuletzt allein. Was bleibt, ist Trauer.

Darum laden die katholische Pfarreiengemeinschaft Starnberg und die evangelische Kirche zur Gedenkveranstaltung "Der Erinnerung eine Stimme geben" in der Pfarrkirche St. Maria am Kirchplatz am Sonntag, 18. April, um 18 Uhr ein. "Wir wollen helfen, dass die Menschen einen Ort finden", erklärt Stadtpfarrer Andreas Jall. Willkommen seien Kirchengänger und Nichtgläubige gleichermaßen. "Wir wollen nicht nur in der eigenen Gemeinde kreisen, sondern sehen uns im Dienst der Gesellschaft", erklärt Jall. Aus diesem Grund werde der Gottesdienst einfach und für alle leicht zugänglich gestaltet sein. Symbole wie das Entzünden von Kerzen und Glockenläuten sollen allen Teilnehmenden den Zugang ermöglichen.

Neben dem Gedenken soll am Sonntag auch den Sorgen und Ängsten der Bürgerinnen und Bürger Ausdruck verliehen werden. Dafür wurden Klagemauern errichtet - aus Steinen in der Kirche und auf der Internetseite www.klagezeit-starnberg.de. Dort können Teilnehmer Nachrichten hinterlassen - auf Zetteln und virtuell. "Wut, Müdigkeit und Frust darf hier Platz haben", erklärt Jall. Am Sonntag werden die Klagen zitiert. "Es wird von uns allen erwartet, positiv zu sein, aber natürlich spürt jeder die aktuelle Aufgabe", betont Pfarrer Stefan Koch. Auf die besondere Herausforderung in diesen Zeiten werde am Sonntag in den Ansprachen eingegangen.

Neben den Pfarrern Andreas Jall und Stefan Koch werden auch Reden von Landrat Stefan Frey, Bürgermeister Patrick Janik sowie eines Krankenpflegers erwartet. Es gehe unter anderem um das Menschsein und darum, Verletzlichkeit als Stärke zu erkennen. Auch Hoffnung, lebendige Erinnerung und Innehalten sollen Themen sein. Die Pfarrkirche St. Maria bietet Platz für höchstens 110 Teilnehmende. Eine vorherige Anmeldung ist nicht möglich.

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Quelle:
SZ vom 16.04.2021
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