Süddeutsche Zeitung

Sonne, Wasser, Wind:Ein rotierender Schachzug

Lesezeit: 1 min

Starnbergs Kreisbaumeister wirbt in den Gemeinden des Fünfseenlands um Solidarität bei der Standortsuche für Windräder.

Sabine Bader

Windräder ja, aber mit Verstand platziert: So lässt sich kurz die Intention von Kreisbaumeister Christian Kühnel zusammenfassen. "Wir können das Thema nur gemeinsam lösen", sagte er am Dienstagabend im Berger Gemeinderat. Aus diesem Grund entwickeln die Gemeinden im Fünfseenland unter Federführung des Landratsamts und mit dem Architekten Wolfgang Hesselberger ein gemeinsames "Vorzeigemodell", wie Kühnel es nennt. "Entweder wir planen selbst, oder es plant ein anderer für uns." Und das will man im Landkreis unter allen Umständen verhindern.

Die Strategie ist: In allen Gemeinden wird nach möglichen Standorten gefahndet, die dann in den einzelnen Flächennutzungsplänen ausgewiesen werden. Rein rechtlich gelten diese Teilpläne dann aber als gemeinsame Planung für Windanlagen. Ein Schachzug, der es rechtlich zulässt, dass nicht in jeder Gemeinde ein Standort gefunden werden muss. Kühnel: "Wir suchen Standorte, aber wir suchen die guten."

Und die Guten liegen nach Ansicht des Landratsamts mindestens 1000 Meter von der nächsten Wohnbebauung entfernt (vorgeschrieben wären nur circa 300 bis 600 Meter). Dadurch bleibt den Kommunen genügend Platz, um künftig neue Wohngebiete auszuweisen. Ein weiteres Kriterium, das gerade im Fünfseenland eine wichtige Rolle spielt, ist das Landschaftsbild: Man will sich den Blick auf See und Berge nicht durch Windräder verbauen lassen. Darin herrscht Einigkeit.

Und darum setzen die Bürgermeister auf die gemeinsame Planung. Das erhöht die Freiheiten der einzelnen Gemeinden, erteilt aber auch jeglichem Handeln nach dem Sankt-Florians-Prinzip eine Absage. "Es geht um Solidarität", sagte Kühnel. "Was wir hier tun, ist eine besondere Herausforderung, aber auch eine besondere Chance." Und es ist auch kein Geheimnis, dass das vom Landkreis gesteckte Ziel ohne Windenergie nicht zu schaffen sein wird - schließlich will man bis zum Jahr 2035 das Öl- und Gaszeitalter hinter sich gelassen haben. Überdies sollen die modernen Anlangen Renditen im zweistelligen Bereich erwirtschaften, sie könnten also auch für Kommunen und deren Bürger von Interesse sein. Am Dienstag wurde das Thema in den Rathäusern von Berg, Gauting und Gilching diskutiert. (Seite 3 und München)

In ihrer neuen Serie will die SZ den Umdenkprozess im Landkreis begleiten, innovative Projekte vorstellen und mit Menschen sprechen, die sich Gedanken um die Energie der Zukunft machen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1061215
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 17.02.2011
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.