Süddeutsche Zeitung

Schifffahrt auf dem Starnberger See:Zu viel Wasser unterm Kiel

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Nach dem Hochwasser ist der Pegel des Starnberger Sees noch weit vom Normalstand entfernt. Für die Schiffahrt ist das problematisch.

Sabine Bader

Es ist das erste, was Walter Stürzl, Direktor Bayerischen Seenschifffahrt, morgens macht; und es ist abends auch seine letzte Tat, bevor er sein Büro am Königssee verlässt: Er wirft einen Blick in die amtlichen Hochwassernachrichten. Dort ist der Starnberger See als einziger in Bayern immer noch mit einem gelben Punkt versehen. Das bedeutet: Meldestufe 1.

Die Würm ziert ein orangefarbener Punkt, Meldestufe 2. 11,2 Kubikmeter Wasser fließen momentan pro Sekunden über die Würm ab. Das ist wenig, bei fast drei Kubikkilometern Wasservolumen im Starnberger See. Zu wenig, jedenfalls für Stürzl. Denn täglich sinkt der Wasserspiegel damit nur um ein bis zwei Zentimeter. Dabei ist der Wasserpegel des Sees noch immer 72 Zentimeter höher als zu normalen Zeiten; er liegt sogar noch zwei Zentimeter über dem Pfingsthochwasser 1999.

Und so wird es laut Stürzl wohl noch gut zwei Wochen dauern, bis alles wieder "annähernd normal läuft" im Schifffahrtsbetrieb und die Dampfer die Stege wieder ansteuern können. Bis auf Weiteres legen sie, wie berichtet, nur in Starnberg und Tutzing an. Die anderen Stege sind entweder überflutet oder die Rampe vom Steg an Deck wäre einfach zu steil für die Passagiere. "Das ist uns zu gefährlich", sagt Stürzl. Und so bleibt den Fahrgästen, die beispielsweise zum Buchheim-Museum nach Bernried wollen, nichts anderes übrig, als in Tutzing auszusteigen und die verbleibenden acht Kilometer mit dem Fahrrad oder dem Zug zurückzulegen.

Ohnehin erweisen sich die Ausflügler als flexibel: Viele von ihnen verlagern ihr Ziel ganz einfach an den Ammersee. Dort lässt sich nach Herzenslust Schifferl fahren, und man kann an allen Stegen aussteigen - trotz des erhöhten Wasserstands. Denn auch die Ammer schafft derzeit viel Wasser in den See. Das allerdings wird in Stegen von der Amper wieder schnell abtransportiert. Stürzl hat wegen des größeren Besucheransturms die Besatzung auf den Ammersee-Dampfern verstärkt.

Doch das gleicht die zu erwartenden Einbußen bei den Passagierzahlen nicht aus. 25 Prozent werden es allein am Starnberger See wohl weniger sein, fürchtet Stürzl. "Gottlob habe ich insgesamt ja vier Seen." Und einer "schwächelt" nach seiner Erfahrung immer mal. Ohnehin bilden der Starnberger See und der Ammersee für ihn eine Einheit. Denn beide sind von München gleich gut mit der S-Bahn erreichbar. Seine Hoffnungen ruhen jetzt auf den Monaten September und Oktober: "Da gibt es noch mal gute Schifffahrtstage, so dass wir vielleicht mit einem blauen Auge davonkommen."

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Quelle:
SZ vom 26.08.2010
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