Süddeutsche Zeitung

Mission "Cosmic Kiss":Spannung vor dem "Splashdown"

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Nach einem halben Jahr im All kehren jetzt vier Astronauten von der Raumstation ISS auf die Erde zurück, darunter auch der Deutsche Matthias Maurer.

Von Patrizia Steipe, Oberpfaffenhofen

Den Wecker hat Dieter Sabath auf vier Uhr am Morgen gestellt. Der Gruppenleiter im Columbusbetrieb des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) möchte auf keinen Fall zu spät von seinem Heimatort Augsburg wegfahren. Gemeinsam mit seinen Kollegen plant er den "Splashdown" - also die Wasserlandung von Astronaut Matthias Maurer, die er am Bildschirm des Raumfahrtkontrollzentrums miterleben will. Um 6.43 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll die Kapsel vor der Küste Floridas landen.

Mit dem Abdocken der Rückflugkapsel von der Internationalen Raumstation ISS endeten am Donnerstagmorgen die Aufgaben im Rahmen der Mission "Cosmic Kiss" für das Oberpfaffenhofener Team. Die Rückkehr der vier Astronauten nach einem halben Jahr im All wollen jedoch alle miterleben. "Es ist aufregend", gibt Sabeth zu. Schließlich wird Matthias Maurer der erste deutsche Astronaut sein, der mit einer "Crew Dragon"-Kapsel des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX zurückfliegt. Im Gegensatz zu den Sojus-Kapseln sei diese fast schon geräumig.

Die Astronauten können während der manöverfreien Zeit, solange sie noch im All sind, sogar frei herumschweben und ein letztes Mal das Gefühl der Schwerelosigkeit genießen. Erstmals testen sie beim Rückflug auch neue, leichte Raumfahrtanzüge: Eine zusätzliche Sicherung, falls es zu einem Druckabfall in der Kapsel kommen sollte, erklärt Sabath. Während des 24-stündigen Rückflugs werden die Oberpfaffenhofener laufend über die Situation informiert. "Im Rahmen der ISS-Community beobachten wir, ob die Zeitpläne eingehalten werden". Schließlich geht es nach der Landung für den Deutschen direkt nach Köln in die medizinische Forschungsanlage des DLR. Dort warten auf Maurer Kontrollen und Tests.

Der gefährlichste Teil der Mission: Wenn die Raumkapsel in die Erdatmosphäre eintritt

Der gefährlichste Teil der Mission ist, wenn die Raumkapsel in die Erdatmosphäre eintritt, weiß Sabath. Dazu wird ihre Geschwindigkeit mit einer Rakete abgebremst. Dank der vier Fallschirme, die zusätzlich einige Minuten vor der Landung ausgelöst werden und die die Kapsel weiter abbremsen, soll die Kapsel relativ sanft und meist ziemlich genau auf den berechneten Koordinaten auf der Wasserfläche aufsetzen: "Zum Abfedern taucht sie höchstens ein bis zwei Meter tief ein", weißSabath. Sobald die Landung vollendet ist, startet vom Rettungsschiff aus ein Schlauchboot, um die Bergung der Crew vorzubereiten.

Seit 2004 ist Sabath in seinem Traumberuf im Oberpfaffenhofener Columbusbetrieb tätig. "Schon als Kind habe ich mich für Raumfahrt interessiert", erklärt der 58-Jährige, der Luft- und Raumfahrttechnik studiert hat. Für eine Astronautenausbildung habe er sich nie beworben. Dafür hat er unter anderem an der Entwicklung eines Raumfahrtzeugs mitgearbeitet. Damit hätte sich eine ISS-Crew bei einem Notfall retten können. "Es ist aber nie gebaut worden", sagt Sabath.

Auch wenn die "Cosmic Kiss"-Mission beendet ist - langweilig wird Sabath nicht: "Die nächste Mission hat bereits begonnen. Wir betreuen jetzt vom Boden aus die ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti". Die Italienerin ist bereits das zweite Mal auf der ISS. Maurer und die Astronautin der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) hätten sozusagen einen fliegenden Wechsel gehabt.

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