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Wahlkampf im Landkreis Starnberg:Carmen Wegge ist Bundestagskandidatin der SPD

Lesezeit: 2 min

Nach Anlaufschwierigkeiten klappt die Online-Wahl reibungslos. Ein Teilnehmer fällt durch abfällige Bemerkungen auf.

Von Patrizia Steipe, Starnberg

Erstmals hat es im Landkreis Starnberg eine Online-Aufstellungsversammlung mit geheimen Wahlen am PC gegeben. Das Experiment hat die SPD im Wahlkreis 224 Starnberg-Landsberg-Germering gewagt. Nach Anlaufschwierigkeiten lief die Digital-Wahl zur Aufstellung der Bundestagskandidatin Carmen Wegge reibungslos. Von 50 Delegierten stimmten 44 mit Ja, drei mit Nein und drei enthielten sich.

Ein paar Tage zuvor hatte es eine Generalprobe für das ungewohnte Wahlprozedere gegeben. Etwa die Hälfte der Delegierten hatte geübt, wie man aus der Videokonferenz in den Abstimmungsmodus wechselt und zurück. Am Abend gab es nochmals ein rund eineinhalbstündiges Coaching von Monika Demmel vom SPD-Bezirk Oberbayern. Das "Fenster" für die Online-Abstimmungsplattform "VotesUP" musste aktiviert werden, es gab Rückkoppelungen, Mitglieder waren mehrfach angemeldet, andere kamen nicht in das Meeting hinein, wieder andere hatten sich über ein anderes digitales Endgerät eingewählt und wurden nicht erkannt, Zugangsdaten fehlten. Doch mit vereinten Kräften konnten die etwa 75 Teilnehmer die Probleme lösen und für die 50 Delegierten begann der Wahlmarathon. Höhepunkt war die Wahl der Bundestagskandidatin Carmen Wegge aus München.

Die 31-jährige Juristin, die einige Jahre in Olching gewohnt hat, ist seit 2013 in der SPD aktiv. Sie ist stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos und vertritt diese von April an im Vorstand der Bayern-SPD. Angesichts jahrelanger Auftritte als Poetry Slammerin kann sich ihr Publikum im Wahlkampf auf kurzweilige Reden freuen. Bei der Online-Konferenz stellte Wegge ihre Themen vor, die vom Kampf gegen Rechts über den Widerstand gegen das Polizeiaufgabengesetz bis zur Bodenrechtspolitik "à la Hans-Jochen Vogel", ihrem Einsatz für Kultur sowie für Gleichberechtigung reichten. Sie sei im Vorfeld als "mutig" bezeichnet worden, da sie mit Baby Wahlkampf machen wolle, berichtete die junge Mutter. In der SPD gelten Grundwerte wie Chancengleichheit und Teilhabe aller Geschlechter. Dieses Selbstverständnis wolle sie mit ihrer Kandidatur unterstreichen. "Klingelt mit mir an Haustüren, klebt mit mir Plakate!", forderte sie die Delegierten auf. Bei ihrer Rede brandete zwar kein Applaus auf - die Teilnehmer hatten sich stumm geschaltet -, dafür ließen sie Emoji-Klatschhände über den Bildschirm laufen und gratulierten im Chat.

Wer gedacht hatte, dass ein Online-Treffen im Gegensatz zu einer Präsenzveranstaltung eine eher dröge Geschichte werden würde - auch virtuell gelingen Eklats. Als die Starnberger SPD-Kreisvorsitzende Julia Ney die Wunschkandidatin der Wahlkreis-Ortsvereine ankündigte, gab es abfällige Zwischenrufe aus dem Netz. Alexander Rupff (Gauting) hatte sich im Herbst vergeblich als Gegenkandidat ins Gespräch gebracht, aber auch online gab es keinen Fürsprecher aus den Reihen der Delegierten. "Kein Vorschlag, kein Kandidat", erklärte SPD-Geschäftsstellenleiterin Hannelore Baur. Vorschlagsrecht hätten ausschließlich Delegierte. Versammlungsleiter Tim Weidner mahnte: "Keine Aussprachen und Kommentierungen beim Wahlvorgang". Rupff wurde zeitweise stumm geschaltet, als dessen Zwischenrufe nicht aufhörten. Der verbale Austausch ging im Chat weiter.

In den Bundeswahlkreisvorstand, der den Wahlkampf organisiert, wählten die Delegierten als Vorsitzenden Felix Büchner aus Fuchstal (Landkreis Landsberg). Im Vorstand sind Markus Noack (Dießen), der seine Kandidatur im Herbst zugunsten von Wegge zurückgezogen hatte, sowie Julia Ney (Gauting), Maximilian Hermenau (Germering), Hannelore Baur (Dießen), Christiane Kern (Starnberg), Andreas Schöpf (Gilching), Johannes Landendinger (Germering) und Nico Wunderle (Pöcking). Das Online-Wahlergebnis muss durch Briefwahl bestätigt werden, die am 28. Februar ausgezählt wird.

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SZ vom 22.02.2021
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