Süddeutsche Zeitung

Kraillinger Trimm-Dich-Anlage:Fitness-Studio im Forst

Lesezeit: 2 min

Training für Bauch, Beine, Po und Faszien muss nicht teuer sein: Krailling eröffnet einen "Vitalparcours" im Kreuzlinger Forst, den ein erfahrener Sportwissenschaftler entworfen hat.

Von Sabine Bader, Krailling

Christine Borst kennt das Gelände wie ihre Westentasche. Kein Wunder: Dreimal pro Woche ist die Kraillinger Bürgermeisterin schon morgens um 7 Uhr hier im Wald beim Nordic Walken. Dreieinhalb Kilometer legt sie zurück. Und auf ihrem Programm steht natürlich auch die Trimm-Dich-Anlage. Heute heißt sie nicht Trimm-Dich-Pfad, denn sie ist kein Pfad mehr. Die im Wald verstreuten Stationen von einst sind großteils abgebaut. Der moderne "Vitalparcours der Sinne", wie die Gemeinde ihn getauft hat, steht konzentriert an einem Punkt und ist an diesem Mittwoch offiziell eingeweiht worden.

Entworfen hat ihn ein Experte seines Fachs. Der Wellness- und Fitness-Coach und Sportwissenschaftler Konrad Höfinger. Er lebt in Salzburg und ist zur Einweihung der Anlage gekommen. Seit 30 Jahren beschäftigt sich Höfinger mit gesundheitsorientierter Fitness. 40 Parcours zum Thema Fitness hat er schon konzipiert, die meisten davon in Österreich. Die Kraillinger Anlage ist die einzige dieser Art in der Gegend und im Landkreis sowieso. "Ich kann anderen Gemeinden nur raten, auch so etwas zu machen", sagt Borst. Der Aufbau der hölzernen Sportgeräte geht schnell: Gut zwei Tage haben die Bauhofmitarbeiter dafür gebraucht. Drei bis vier Wochen benötigte Höfinger für das Konzept. Kostenpunkt für alles: 28 000 Euro. Die Wartung übernimmt der Bauhof.

Einziger Makel des Parcours: Er ist für Ortsunkundige schlecht zu finden. Es gibt kein einziges Schild, das auf seine Existenz hinweist. Darum an dieser Stelle eine kleine Wegbeschreibung: Wer auf der Straße von Krailling nach Pentenried fährt, sollte im Wald den Wagen auf dem ersten Parkplatz links abstellen und von dort den Weg entlang bis gehen bis man linker Hand die Anlage sieht. Die Kraillinger kennen diese Strecke natürlich gut. Schließlich gehen sie seit vielen Jahren hier joggen und walken. Damit bald auch Auswärtige die Anlage finden und nutzten können, will Borst nun doch ein Hinweisschild an der Straße aufstellen.

Drei Vitalparcours-Übungen

Beugen und drehen

Mit dieser Übung wird die schräge Bauchmuskulatur gekräftigt. Dazu legt man sich mit angewinkelten Beinen auf den Rücken und hebt dann den Rumpf Wirbel für Wirbel bei gleichzeitiger Rumpfdrehung von der Unterlage. Die Arme bleiben dabei nach vorne gestreckt und die Lendenwirbel auf der Unterlage. Danach wechselt man die Seite. Einsteiger sollten die Übung zehn bis 15 Mal wiederholen, Fortgeschrittene 16 bis 30 Mal.

Drei Vitalparcours-Übungen

Strecken und senken

Diese Übung kräftigt die Wadenmuskulatur. Man stellt sich mit dem einen Fuß auf das Gerät und streckt das Bein. Den anderen Fuß legt man in die Wade dieses Beines. Nun hebt der Sportler die Ferse des gestreckten Beines langsam an und senkt diese wieder. Beim Heben wird die Bauchmuskulatur angespannt und der Nabel nach oben gezogen. Einsteiger wiederholen die Übung zehn bis 25 Mal, Fortgeschrittene absolvieren sie 26 bis 50 Mal.

Drei Vitalparcours-Übungen

Heben und stemmen

Bei dieser Übung werden die Armstrecker und Armbeuger gekräftigt. Der Sportler steht mit leicht gebeugten Beinen da. Das Rundholz wird von ihm nun in den Nacken gehoben und im Verlauf der Übung mit den Armen aus den Schultern nach oben gestemmt. Durchmesser und Gewicht des Rundholzes können die Sportler dabei selbst wählen. Einsteiger sollten die Übung zehn bis 15 Mal wiederholen, Fortgeschrittene 16 bis 30 Mal.

Das auf den Tafeln abgebildete Männchen heißt übrigens Oscar und ist eine kleine, freche Comicfigur, die die Freizeitsportler animieren soll, es ihr gleich zu tun. Das klappt auch. Man sieht Oscar an, dass ihm die Dehn- und Streckübungen echt Spaß machen. Und wenn er sich mit der Nackenmuskulatur beschäftigt, lächelt er so verschmitzt, als tue er nichts lieber, als die Hand fest gegen seine Stirn zu pressen.

Einige Tafeln widmet Höfinger auch gezielt dem Thema Faszien. Das ist das netzartige, reißfeste und elastische Bindegewebe, das sich quasi überall im Körper befindet und einzelne Muskelfasern, Muskelstränge, Muskelgruppen und Knochen umgibt. Auch es gilt es zu lockern.

Überhaupt empfiehlt es sich, den Parcours vor dem Laufen und Walken zu absolvieren, damit die Muskulatur ausreichend gedehnt ist. Natürlich gibt Oscar auf einigen Tafeln am Wegrand auch detaillierte Tipps zum richtigen Joggen und Walken und Nordic Walken. Konrad Höfingers Faustregel für Walking- und Jogging-Einsteiger: "Vier Kilometer in 30 Minuten."

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Quelle:
SZ vom 24.05.2018
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