Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Weßling:Was sich der neue Bürgermeister vornimmt

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Michael Sturm möchte die Weßlinger Unternehmen in der Corona-Krise stärken und das Rathaus noch bürgerfreundlicher machen. Am geplanten Schulhausbau will er festhalten.

Interview von Patrizia Steipe, Weßling

Seinen Einstieg in den neuen Job als Weßlinger Bürgermeister hat sich der 53-jährige Michael Sturm wohl anders vorgestellt. Schließlich hat er bereits seit sechs Jahren Michael Muther (beide Freie Wähler) als Stellvertreter unterstützt und dafür mehrere Stunden in der Woche im Rathaus verbracht. Corona wird den Alltag der Gemeinde in Zukunft stark verändern, weiß Sturm. Im Interview mit der SZ spricht der Ingenieur aus dem Ortsteil Hochstadt über seine Vorstellungen im Rathaus und darüber, wie der Wirtschaft geholfen werden kann. Dafür soll es sogar einen neuen Referentenposten im Gemeinderat geben. An wichtigen Vorhaben wie der Schaffung von Kinderbetreuungsplätzen und der neuen Grundschule will er festhalten. Andere Punkte auf der Agenda könnten gemeinsam mit dem Gemeinderat neu bewertet werden.

SZ: Wie bereiten Sie sich auf ihre neue Aufgabe als Bürgermeister vor?

Michael Sturm: Als zweiter Bürgermeister verbringe ich seit Jahren sowieso schon mehrere Stunden in der Woche in der Gemeindeverwaltung beziehungsweise in Besprechungen, deswegen kenne ich die Aufgaben und Abläufe bereits. Seit der Kommunalwahl habe ich viele Gespräche geführt. Es gab je eine Sitzung mit CSU, Grünen, SPD mit jeweils drei Teilnehmern pro Fraktion, um die Gemeindearbeit abzustimmen. Ergänzend gab es Telefonkonferenzen mit den Gemeinderatskollegen. Außerdem habe ich an Bürgermeister-Runden zum Thema Corona teilgenommen. Viele Bürger haben mir außerdem ihre Wünsche persönlich mitgeteilt. In den nächsten beiden Wochen werde ich noch mit Michael Muther Übergabegespräche im Rathaus führen, um einen guten Start vom 1. Mai an zu gewährleisten.

Gab es schon Gespräche mit den Fraktionen bezüglich des künftigen Zweiten und Dritten Bürgermeisters?

Natürlich gab es im Rahmen der aktuellen Abstimmung zur Gemeinderatsarbeit, der Ausschüsse und Referenten auch Gespräche über den Zweiten und Dritten Bürgermeister. Gewählt werden diese Ämter aber erst in der Sitzung am 5. Mai. Deswegen möchte ich dieser Entscheidung nicht vorgreifen und noch keine Namen nennen.

Haben Sie schon Ihren Antrittsbesuch in der Verwaltung gemacht?

Ja, es fanden bereits Gespräche mit verschiedenen Mitarbeitern statt, um Aufgaben und Ziele der Verwaltung zu besprechen. Bis zum 1. Mai sind weitere Gespräche geplant. Durch meine Arbeit als Zweiter Bürgermeister kennen mich die Verwaltungsmitarbeiter aber auch schon seit vielen Jahren.

Sie haben im Wahlkampf davon gesprochen, dass sie klarere Zuständigkeiten in der Verwaltung möchten. Was meinen Sie damit ?

Die Verantwortungen, Kompetenzen und die Vertreterregelung innerhalb der Verwaltung sollen für die Bürger klar erkennbar sein. Dadurch soll das Rathaus noch bürgerfreundlicher werden.

Wie werden Sie Ihr Arbeitszimmer einrichten?

Größere Umbauten wird es nicht geben, aber ich stelle mir einen neuen Besprechungsbereich im Bürgermeister-Büro vor, um hier Abstimmungsrunden und Besprechungen mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen unkompliziert und einfach führen zu können. Dazu wird es auch neue Präsentationstechnik wie einen großen Monitor geben.

Was werden die wichtigsten Themen der nächsten Zeit sein?

Wir brauchen ausreichend Plätze für die Kinderbetreuung in Kindergärten und Krippen und eine bürgerfreundliche, schlagkräftige und kompetente Verwaltung. Dann planen wir das neue Schulhaus und dazu sind auch sichere Schulwege für die Kinder notwendig. Nicht zuletzt soll die Tagespflege im Ort und die Mobilität durch einen verbesserten Öffentlichen Personennahverkehr und die Fahrradnutzung gefördert werden.

Wie sieht es mit den großen Projekten der Gemeinde aus? Wird man sie überhaupt wie geplant umsetzen können?

Durch die Corona-Einschränkungen wird die Gemeindearbeit und das Umsetzen unserer Vorhaben nicht einfacher werden. Ich denke aber, dass wir in Weßling trotzdem viele dieser Aufgaben realisieren können. Ich werde alles tun, um Pflichtaufgaben wie eine ausreichende Anzahl an Kita-Plätzen zu realisieren. Im Moment arbeiten wir am Haushalt für das Jahr 2020 und sind dabei, die durch Corona reduzierten Finanzen der Gemeinde sinnvoll einzuteilen. Prioritäten werden wir gemeinsam im neuen Gemeinderat festlegen. Wichtig ist, dass alle Bereiche berücksichtigt und die Ziele der Gemeinde gemeinsam von allen Beteiligten getragen werden.

Gibt es schon Pläne, um die heimische Wirtschaft zu stützen?

Die heimische Wirtschaft werden wir auf alle Fälle mehr als bisher unterstützen. Dazu wird es einen eigenen Referenten im Gemeinderat geben und es sollen auch wieder "Wirtschaftsgespräche" mit den Firmen im Ort stattfinden. Außerdem haben erste Gespräche mit Christoph Winkelkötter als Wirtschaftsförderer des Landkreises Starnberg stattgefunden.

Was sind bewährte Dinge Ihres Vorgängers, die Sie beibehalten wollen?

Zum Beispiel soll es wieder eine enge Abstimmung mit den Zweiten und Dritten Bürgermeistern und dem Gemeinderat geben. Wie Michael Muther möchte ich ein Bürgermeister für alle sein und strebe eine konstruktive Zusammenarbeit und ein Miteinander im Gemeinderat an.

Wie wird es jetzt in Ihrer Firma weiterlaufen?

Zwei erfahrene und langjährige Mitarbeiter der "qinno" werden die Geschäftsleitung übernehmen. So wird eine kontinuierliche Fortführung der Firma auf Basis bewährter Strukturen gewährleistet.

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Quelle:
SZ vom 17.04.2020
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